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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Weinrausch hatte. Aber er
    rempelte sie an, ohne die Lippen
    auseinanderzubringen, und als er vorbeiging
    und von allein zu seinem Bett gelangte, hob er
    die Faust gegen sie. Er glich dem anderen,
    dem Säufer, der dort oben, vom Schlagen
    müde, schnarchte. Da wurde ihr ganz kalt, sie
    dachte gebrochenen Herzens an die Männer,
    an ihren Mann, an Goujet, an Lander, und gab
    die Hoffnung auf, jemals glücklich zu sein.

    Kapitel VII
    Gervaises Namenstag fiel auf den 19. Juni54.
    An Festtagen stürzte man sich bei den
    Coupeaus in Unkosten, um seine Gäste gut zu
    bewirten; das waren Prassereien, von denen
    man voll wie eine Haubitze, den Bauch für die
    ganze Woche gefüllt, wegging. Es fand ein
    Großreinemachen unter dem Geld statt. Sobald
    man ein paar Sous im Haushalt hatte, wurden
    sie verfressen. Man erfand Heilige im
    Kalender, bloß um sich Vorwände für
    Fressereien zu verschaffen. Virginie pflichtete
    Gervaise tüchtig darin bei, sich gute Bissen
    unter die Nase zu stopfen. Wenn man einen
    Mann habe, der alles vertrinke – nicht wahr? –,
    dann sei es nur recht und billig, das Haus nicht
    an Schnaps draufgehen zu lassen und sich erst
    mal den Magen vollzuschlagen. Da das Geld ja
    trotzdem entwischte, war es besser, den
    Fleischer als den Weinhändler verdienen zu
    lassen. Und die genäschig gewordene Gervaise
    überließ sich dieser Entschuldigung. Da war
    eben nichts zu machen! Es lag an Coupeau,
    wenn sie keinen roten Heller mehr sparten. Sie
    war noch dicker geworden, sie hinkte noch
    mehr, weil ihr Bein, das vor Fett anschwoll,
    um so kürzer zu werden schien.
    In diesem Jahr sprach man einen Monat im
    voraus von dem Namenstag. Man suchte nach
    Gerichten, man leckte sich die Lippen danach.
    Der ganze Laden hatte eine verdammte Lust,
    flottzumachen. Ein Mordsspaß war nötig,
    etwas Außergewöhnliches und Gelungenes,
    mein Gott, alle Tage konnte man sich's ja nicht
    wohl sein lassen. Die größte Sorge der
    Wäscherin war, zu wissen, wen sie einladen
    sollte; sie wünschte sich zwölf Personen bei
    Tisch, nicht mehr, nicht weniger. Sie, ihr
    Mann, Mama Coupeau, Frau Lerat, das waren
    schon vier Personen aus der Familie. Auch die
    Goujets und die Poissons hätte sie gern da
    gehabt. Zuerst hatte sie sich zwar
    vorgenommen, ihre Arbeiterinnen, Frau Putois
    und Clémence, nicht einzuladen, damit sie
    nicht zu familiär wurden; da aber in ihrer
    Gegenwart dauernd von dem Fest gesprochen
    wurde und sie ein langes Gesicht machten,
    sagte sie schließlich zu ihnen, sie sollten
    kommen. Vier und vier macht acht, und zwei
    dazu zehn. Da versöhnte sie sich, weil sie das
    Dutzend unbedingt voll machen wollte, wieder
    mit den Lorilleux, die seit einiger Zeit um sie
    herumstrichen; zumindest wurde vereinbart,
    daß die Lorilleux zum Abendessen
    herunterkommen sollten und man mit dem
    Glas in der Hand Frieden schließen würde.
    Natürlich kann man in der Familie ja nicht
    immer verfeindet bleiben. Außerdem rührte
    der Gedanke an das Fest alle Herzen. Es war
    eine Gelegenheit, die man unmöglich
    ausschlagen konnte. Nur, als die Boches von
    der geplanten Aussöhnung erfuhren, machten
    sie sich sogleich wieder mit
    Höflichkeitsbezeigungen und verbindlichem
    Lächeln an Gervaise heran; und man mußte sie
    ebenfalls bitten, bei dem Festmahl
    dabeizusein. Da wäre man also nun zu
    vierzehn, die Kinder nicht eingerechnet. Nie
    hatte sie ein ähnliches Abendessen gegeben,
    sie war darüber ganz aus dem Häuschen und
    wie verklärt.
    Der Namenstag fiel gerade auf einen Montag.
    Das war ein Glück: Gervaise rechnete mit dem
    Sonntagnachmittag, um mit dem Kochen zu
    beginnen. Während die Plätterinnen am
    Sonnabend ihre Arbeit hinpfuschten, gab es
    eine länge Erörterung im Laden, um
    herauszubekommen, was nun bestimmt
    gegessen werden sollte. Ein einziges Stück
    war seit drei Wochen bewilligt: eine fette
    gebratene Gans. Man sprach mit gierigen
    Augen davon. Die Gans war sogar schon
    gekauft. Mama Coupeaü holte sie, um sie von
    Clémence und Frau Putois mit der Hand
    wiegen zu lassen. Und es gab Ausrufe, so
    riesig wirkte das Tier mit seiner rauhen, von
    gelbem Fett aufgetriebenen Haut.
    »Davor Rindfleisch mit Brühe, nicht wahr?«
    sagte Gervaise.
    »Suppe und ein Stückchen gekochtes
    Rindfleisch, das ist immer gut ... Dann müßte
    ein Gericht mit Sauce kommen.«
    Die lange Clémence schlug Kaninchen vor;
    aber man aß ja immer nur das; allen stand das
    bis zum Halse. Gervaise träumte von etwas
    Vornehmerem.

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