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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Ehepaaren
    geregelt, wie die Dinge vor sich gehen sollten.
    Sie legte ihren Schal wieder um und setzte ihre
    Haube wieder auf; steif in ihren Röcken, ging
    sie mit wichtiger Miene nach oben. Unten
    rührte die Wäscherin, ohne ein Wort zu sagen,
    weiter ihre Suppe um, Suppe mit Fadennudeln.
    Die jäh ernst gewordene Gesellschaft wartete
    feierlich.
    Frau Lerat erschien als erste wieder. Sie hatte
    den Weg über die Straße genommen, um der
    Versöhnung mehr Gepränge zu verleihen. Mit
    der Hand hielt sie die Tür des Ladens weit
    offen, während Frau Lorilleux im seidenen
    Kleid auf der Schwelle stehenblieb. Alle Gäste
    waren aufgestanden, Gervaise trat vor, küßte
    ihre Schwägerin, wie es vereinbart worden
    war, und sagte:
    »Wohlan, treten Sie ein. Es ist erledigt, nicht
    wahr? – Wir werden beide nett sein.«
    Und Frau Lorilleux erwiderte:
    »Ich wünsche nichts sehnlicher, als daß dies
    immer so bleibe.«
    Als sie eingetreten war, blieb Lorilleux
    ebenfalls auf der Schwelle stehen, und er
    wartete auch darauf, geküßt zu werden, bevor
    er in den Laden vordrang. Keiner von beiden
    hatte ein Geschenk mitgebracht; sie hatten sich
    dagegen gesträubt, sie fanden, es sähe zu sehr
    danach aus, als würden sie sich Hinkebein
    unterwerfen, wenn sie beim ersten Mal mit
    Blumen zu ihr kämen. Inzwischen rief
    Gervaise Augustine zu, sie solle zwei Liter
    Wein herbringen. Dann schenkte sie auf einem
    Ende des Tisches Wein in Gläser und rief alle
    herbei. Und jeder nahm ein Glas, und man
    stieß auf die gute Freundschaft der Familie an.
    Es trat Schweigen ein, die Gesellschaft trank,
    die Damen kippten alles in einem Zug bis zum
    letzten Tropfen hinter.
    »Nichts ist besser vor der Suppe«, erklärte
    Boche, mit der Zunge schnalzend. »Das ist
    besser als ein Fußtritt in den Hintern.«
    Mama Coupeau hatte sich der Tür gegenüber
    aufgestellt, um zu sehen, was für ein Gesicht
    die Lorilleux machten. Sie zupfte Gervaise am
    Rock und zog sie mit in den hinteren Raum.
    Und über die Suppe gebeugt, redeten beide
    lebhaft mit leiser Stimme.
    »Na? Die haben aber eine Fresse gemacht!«
    sagte die alte Frau. »Sie haben sie ja nicht
    sehen können. Aber ich, ich habe genau auf sie
    aufgepaßt ... Als sie den Tisch gesehen hat,
    also da hat die ihr Gesicht verzogen, aber wie!
    Ihre Mundwinkel sind förmlich bis zu den
    Augen hochgerutscht; und er, ihm hat es den
    Atem verschlagen, er hat angefangen zu
    husten ... Nun schauen Sie sie sich dahinten
    an; ihnen bleibt die Spucke weg, sie beißen
    sich auf die Lippen.«
    »Es tut einem weh, dermaßen neidische
    Leute«, murmelte Gervaise.
    Wirklich, die Lorilleux machten ein komisches
    Gesicht. Bestimmt hat es niemand gern, an die
    Wand gedrückt zu werden; wenn die einen
    Erfolg haben, toben die anderen, besonders in
    den Familien, das ist ganz natürlich. Bloß, man
    nimmt sich zusammen, nicht wahr, und liefert
    den Leuten kein Schauspiel. Na schön, die
    Lorilleux

    konnten

    sich

    nicht
    zusammennehmen. Es ging über ihre Kräfte,
    sie guckten scheel, die Gusche stand ihnen
    schief. Schließlich war das ihnen so deutlich
    anzumerken, daß alle anderen Gäste sie
    ansahen und sie fragten, ob ihnen etwa nicht
    wohl sei. Niemals würden sie das schlucken,
    die Tafel mit ihren vierzehn Gedecken, ihrer
    weißen Tischwäsche, ihrem im voraus
    geschnittenen Brot. Man hätte meinen können,
    in einem Restaurant auf den Boulevards zu
    sein. Frau Lorilleux ging ringsherum und
    senkte die Nase, um die Blumen nicht zu
    sehen; und heimlich befühlte sie das große
    Tischtuch, von dem Gedanken gequält, daß es
    wohl neu sei.
    »Wir sind soweit!« rief Gervaise, als sie mit
    nackten Armen und ihren flatternden blonden
    Härchen über den Schläfen lächelnd wieder
    zum Vorschein kam.
    Die Gäste traten rings um den Tisch von einem
    Bein aufs andere. Alle hatten Hunger, gähnten
    leicht mit verdrießlicher Miene.
    »Wenn der Meister käme«, meinte die
    Wäscherin, »könnten wir anfangen.«
    »Na ja«, sagte Frau Lorilleux, »die Suppe hat
    ja Zeit zum Abkühlen ... Coupeau vergißt
    immer alles. Man durfte ihn nicht losziehen
    lassen.«
    Es war bereits halb sieben. Nun brannte alles
    an; die Gans würde zu kroß gebraten sein. Da
    sprach Gervaise, die untröstlich war, davon,
    jemand in das Viertel zu schicken, um in den
    Weinschenken nachzusehen, ob man Coupeau
    nicht erblicke. Als sich dann Goujet dazu
    erbot, wollte sie mitgehen; Virginie, die um
    ihren Mann besorgt war, begleitete

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