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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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erblickte, die
    inmitten von drei oder vier Frauen leise redete
    und sie dabei scharf ansah, wurde sie von
    irrem Zorn gepackt. Mit vorgehaltenem Armen
    suchte sie, an allen Gliedern zitternd und sich
    um sich selber drehend, an der Erde herum,
    ging ein paar Schritte, stieß auf einen vollen
    Eimer, ergriff ihn mit beiden Händen und
    leerte ihn mit einem Schwung aus.
    »He! Du Kamel!« schrie die lange Virginie.
    Sie war mit einem Satz zurückgesprungen,
    allein ihre Halbstiefel waren naß geworden.
    Das ganze Waschhaus, das die Tränen der
    jungen Frau seit einer Weile in Aufruhr
    versetzten, drängte sich unterdessen, um die
    Schlacht zu sehen. Wäscherinnen, die ihr Brot
    aufaßen, stiegen auf Zuber. Andere liefen
    herbei, die Hände voller Seife. Es bildete sich
    ein Kreis.
    »Oh, so ein Kamel!« wiederholte die lange
    Virginie. »Was fällt der denn ein, dieser
    Verrückten!«
    Gervaise, die mit vorgestrecktem Kinn und
    zuckendem Gesicht verhielt, antwortete nicht,
    weil sie noch nicht über die Pariser
    Schandschnauze verfügte. Die andere fuhr
    fort:
    »Na so was! Die hat es satt, sich in der Provinz
    rumzutreiben, war noch keine zwölf Jahre, als
    sie schon als Soldatenmatratze gedient hat, die
    hat ja ein Bein in ihrer Heimat gelassen ...
    Abgefault ist ihr Bein ...«
    Gelächter lief um.
    Als Virginie ihren Erfolg sah, kam sie zwei
    Schritte näher, richtete ihre hohe Gestalt
    gerade auf und schrie lauter:
    »He! Komm doch ein bißchen näher, laß mal
    sehen, wie ich dich versohle! Man darf nicht
    herkommen und uns hier anöden, weißt du ...
    Kenne ich sie überhaupt, dieses Hurenbalg!
    Wenn sie mich getroffen hätte, dann hätte ich
    ihr hübsch die Unterröcke hochgehoben. Das
    hättet ihr erleben können. Sie soll nur sagen,
    was ich ihr getan habe ... Sag doch, du Nutte,
    was hat man dir denn getan?«
    »Reden Sie nicht so«, stammelte Gervaise.
    »Sie wissen genau Bescheid ... Mein Mann ist
    gestern abend gesehen worden ... Und halten
    Sie den Mund, sonst erwürge ich Sie
    wahrhaftig.«
    »Ihr Mann! Na, die ist ja gut! – Der Gemahl
    von Madame! Als ob man einen Ehemann
    kriegt, wenn man so aussieht! – Es ist nicht
    meine Schuld, wenn er dich sitzengelassen hat.
    Habe ich ihn dir vielleicht gestohlen? Man
    kann mich ja durchsuchen ... Soll ich es dir
    sagen, das Leben hast du ihm vergällt, diesem
    Mann! Er war zu nett für dich ... Hatte er
    wenigstens sein Halsband um? Wer hat den
    Ehemann von Madame gefunden? – Es gibt
    eine Belohnung ...«
    Das Gelächter begann von neuem.
    Gervaise begnügte sich immer noch, mit
    nahezu leiser Stimme zu murmeln:
    »Sie wissen genau Bescheid ... Sie wissen
    genau Bescheid ... Ihre Schwester ist's, ich
    werde sie erwürgen, Ihre Schwester ...«
    »Ja, binde man mit meiner Schwester an«,
    erwiderte Virginie hohnlächelnd. »Aha, meine
    Schwester ist's! Das ist leicht möglich, meine
    Schwester hat anderen Schick als du – Aber
    geht mich das was an? Kann man denn nicht
    mehr ruhig seine Wäsche waschen? Laß mich
    in Ruhe, verstehst du, denn jetzt reicht's!« Und
    nachdem sie fünf oder sechs Schläge mit dem
    Wäschebleuel getan hatte, kam sie, von den
    Schimpfworten berauscht, aufbrausend wieder
    zurück. Sie schwieg und fing dann
    folgendermaßen dreimal von vorn an: »Na gut,
    ja, meine Schwester ist's. So, bist du nun
    zufrieden? – Sie himmeln sich beide an. Man
    muß sehen, wie sie sich abknutschen! – Und
    dich hat er mit deinen Bastarden
    sitzengelassen! Schöne Bälger, die das Gesicht
    voller Schorf haben! Eins ist von einem
    Gendarmen, nicht wahr? Und drei andere hast
    du verrecken lassen, weil du für die Herreise
    kein zusätzliches Gepäck haben wolltest ...
    Dein Lantier hat uns das erzählt. Na, der sagt
    ja schöne Sachen, er hatte genug von dir
    Gerippe!«
    »Schlampe! Schlampe! Schlampe!« heulte
    Gervaise außer sich und wurde erneut von
    einem wütenden Zittern befallen. Sie drehte
    sich um, suchte abermals auf der Erde herum.
    Und da sie nur den kleinen Kübel fand, ergriff
    sie ihn an den Füßen und schleuderte Virginie
    das Waschblauwasser ins Gesicht.
    »Du Drecksweib! Sie hat mir mein Kleid
    verdorben!« schrie Virginie, der eine Schulter
    ganz naß geworden und die linke Hand blau
    gefärbt war. »Warte, du Misthure!«
    Nun packte sie einen Eimer und entleerte ihn
    über die junge Frau.
    Da entbrannte eine furchtbare Schlacht. Beide
    liefen an den Zubern entlang, bemächtigten
    sich der vollen Eimer und kamen zurück, um
    sie

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