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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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würde. Virginie
    blutete noch nicht. Gervaise hatte es auf ihre
    Ohren abgesehen, wurde wütend, daß sie sie
    nicht erwischen konnte, als sie endlich einen
    der Ohrringe, eine Birne aus gelbem Glas,
    packte. Sie zog und schlitzte das Ohr auf; das
    Blut floß.
    »Sie murksen sich ab! Bringt sie doch
    auseinander, diese Vetteln!« sagten mehrere
    Stimmen.
    Die Wäscherinnen waren näher getreten. Es
    bildeten sich zwei Lager: die einen hetzten die
    beiden Frauen auf wie kämpfende Hündinnen,
    die anderen, die nervöser waren und über und
    über zitterten, wandten den Kopf ab, hatten
    genug und sagten immer wieder, sie würden
    bestimmt noch krank davon werden. Und
    beinahe hätte eine allgemeine Schlacht
    stattgefunden; man schimpfte einander
    »Herzlose Person« und »Nichtsnutziges
    Weib«, nackte Arme reckten sich, drei
    Ohrfeigen dröhnten.
    Frau Boche jedoch suchte den
    Waschhausgehilfen.
    »Charles! Charles! – Wo steckt er denn bloß?«
    Und sie fand ihn, mit verschränkten Armen
    zusehend, in der ersten Reihe. Er war ein
    großer fideler Kerl mit einem mächtigen Hals.
    Er lachte, er ergötzte sich an den Stücken
    Haut, die die beiden Frauen zeigten. Die kleine
    Blonde war ja fett wie eine Wachtel. Wäre das
    ein Spaß, wenn ihr Hemd aufschlitzte.
    »Sieh mal einer an!« murmelte er, ein Auge
    zukneifend. »Sie hat ein Muttermal unter dem
    Arm.«
    »Was! Hier sind Sie!« rief Frau Boche, als sie
    ihn erblickte.
    »Aber so helfen Sie uns doch, sie
    auseinanderzubringen! – Sie können sie doch
    auseinanderbringen!«
    »O nein, danke bestens! Als ob niemand außer
    mir da ist!« sagte er seelenruhig. »Damit ich
    mir das Auge zerkratzen lasse wie neulich,
    nicht wahr? – Dafür bin ich nicht hier, da hätte
    ich ja viel zu tun ... Lassen Sie man, haben Sie
    keine Angst! Das tut ihnen gut, so ein kleiner
    Aderlaß. Das macht sie mürbe.«
    Die Concierge sprach alsdann davon, die
    Polizei zu holen.
    Aber die Besitzerin des Waschhauses, die
    schwächliche junge Frau mit den kranken
    Augen, widersetzte sich dem ausdrücklich. Sie
    wiederholte mehrmals: »Nein, nein, das will
    ich nicht, das schadet dem Ruf des Hauses.«
    Auf der Erde ging der Kampf weiter. Mit
    einemmal richtete sich Virginie auf die Knie
    auf. Soeben hatte sie einen Wäschebleuel
    aufgehoben, sie schwang ihn hin und her. Sie
    röchelte mit veränderter Stimme:
    »Jetzt gibt's Keile, na warte! Mach deine
    dreckige Wäsche fertig!«
    Rasch streckte Gervaise die Hand aus, ergriff
    ebenfalls einen Wäschebleuel, hielt ihn hoch
    wie eine Keule. Und auch sie hatte eine
    heisere Stimme.
    »Ach, du willst große Wäsche ... Halte dein
    Fell her, damit ich Scheuerlappen draus
    mache!«
    Einen Augenblick verharrten sie dort kniend
    und drohten einander. Die Haare im Gesicht,
    mit keuchender Brust, schmutzig, verquollen,
    belauerten sie sich gegenseitig, abwartend und
    Atem schöpfend. Gervaise führte den ersten
    Schlag, ihr Wäschebleuel glitt über Virginies
    Schulter. Und sie warf sich zur Seite, um deren
    Wäschebleuel auszuweichen, der ihre Hüfte
    streifte. Da klopften sie, in Schwung
    gekommen, aufeinander los, wie
    Wäscherinnen auf ihre Wäsche klopfen, derb
    und im Takt. Wenn sie einander trafen, so
    klang der Schlag gedämpft, man hätte meinen
    können, es sei ein Klatschen in einen Zuber
    voll Wasser.
    Die Wäscherinnen rings um sie lachten nicht
    mehr. Mehrere waren weggegangen, wobei sie
    sagten, dabei drehe sich ihnen der Magen um.
    Die anderen, die blieben, machten lange Hälse,
    die Augen von einem grausamen Leuchten
    entbrannt, und fanden diese Weiber da einfach
    toll. Frau Boche hatte Claude und Etienne
    weggeführt, und am anderen Ende hörte man
    ihr lautes Schluchzen, vermischt mit dem
    hallenden Aufschlagen der beiden
    Wäschebleuel.
    Aber jäh brüllte Gervaise auf. Virginie hatte
    sie soeben mit voller Wucht auf ihren nackten
    Arm oberhalb des Ellbogens getroffen; ein
    roter Fleck wurde sichtbar, und das Fleisch
    schwoll sofort an. Da stürzte sie los. Man
    glaubte, sie wolle die andere totschlagen.
    »Genug! Genug!« wurde gerufen.
    Sie machte ein so schreckliches Gesicht, daß
    niemand näher zu kommen wagte. Mit
    verzehnfachten Kräften packte sie Virginie um
    die Taille, bog sie nieder, drückte ihr das
    Gesicht auf die Fliesen, das Kreuz nach oben,
    und trotz der Stöße hob sie ihr die Röcke weit
    hoch. Darunter war eine Hose. Sie fuhr mit der
    Hand in den Schlitz, riß ihn auf und ließ alles
    sehen, die nackten

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