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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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aneinander an den Kopf zu werfen. Und
    jede Wasserflut wurde von laut schallenden
    Stimmen begleitet. Selbst Gervaise antwortete
    jetzt:
    »Da! Du Miststück! – Den hast du abgekriegt.
    Das wird dir den Hintern abkühlen.«
    »Oh, das Aas! Das ist für deinen Dreck!
    Wasch dich einmal in deinem Leben.«
    »Ja, ja, ich werde dich gleich wässern, du
    langer Stockfisch!«
    »Noch einen! – Putz dir die Zähne, mach dich
    zurecht, damit du heute abend an der Ecke der
    Rue Belhomme auf den Strich gehen kannst.«
    Schließlich füllten sie die Eimer an den
    Wasserhähnen. Und bis sie voll waren, schrien
    die beiden Weiber unaufhörlich ihre
    Unflätigkeiten. Die ersten schlecht
    geschleuderten Eimer hatten sie kaum
    getroffen. Aber sie kamen in Übung. Als erste
    erhielt Virginie einen mitten ins Gesicht; das
    Wasser lief ihr in den Hals, floß ihr über
    Rücken und Brust und pißte unter ihrem Kleid
    hervor. Sie war noch ganz benommen, als ein
    zweiter sie von der Seite traf, ihr einen
    heftigen Schlag gegen das linke Ohr versetzte
    und ihren Haarknoten durchnäßte, der sich wie
    ein Bindfaden abwickelte. Gervaise wurde
    zuerst an den Beinen getroffen, ein Eimer
    Wasser füllte ihre Schuhe, spritzte bis an ihre
    Schenkel, zwei weitere überschwemmten ihr
    die Hüften. Bald war es übrigens nicht mehr
    möglich, die Güsse zu beurteilen. Eine wie die
    andere trieften sie von Kopf bis Fuß; mit an
    die Schultern festgeklatschten Blusen, am
    Kreuz klebenden Röcken, abgemagert, steif
    und bibbernd, tropften sie von allen Seiten wie
    Regenschirme während eines Wolkenbruchs.
    »Die sind aber ulkig!« sagte die heisere
    Stimme einer Wäscherin.
    Das Waschhaus hatte einen Heidenspaß. Man
    war zurückgewichen, um die Spritzer nicht
    abzubekommen. Beifall, Scherzworte stiegen
    inmitten des Schleusengetöses der in vollem
    Schwung entleerten Eimer auf. Auf der Erde
    flossen Lachen, und die beiden Frauen
    patschten bis zu den Knöcheln darin umher.
    Eine Hinterlist anwendend, bemächtigte sich
    Virginie indessen plötzlich eines Eimers mit
    kochender Lauge, den eine ihrer Nachbarinnen
    bestellt hatte, und warf damit.
    Ein Schrei erscholl. Man glaubte, Gervaise sei
    verbrüht. Aber ihr war nur der linke Fuß leicht
    verbrüht worden. Und außer sich vor Schmerz,
    schleuderte sie mit allen Kräften einen Eimer,
    ohne ihn diesmal zu füllen, Virginie zwischen
    die Beine, die hinfiel.
    Alle Wäscherinnen redeten auf einmal.
    »Sie hat ihr eine Pfote gebrochen!«
    »Freilich! Die andere hat sie doch schmoren
    wollen!«
    »Nach alledem hat sie ja recht, die Blonde,
    wenn man ihr ihren Mann weggenommen
    hat!«
    Frau Boche hob laut schreiend die Arme zum
    Himmel. Sie hatte sich wohlweislich zwischen
    zwei Zubern in Sicherheit gebracht; und
    weinend, dem Ersticken nahe, erschrocken,
    hängten sich die Kinder Claude und Etienne an
    ihr Kleid mit dem unausgesetzten Geschrei
    »Mama! Mama!«, das in ihrem Schluchzen
    zerbrach. Als Frau Boche Virginie an der Erde
    liegen sah, eilte sie herbei, zog Gervaise an
    den Röcken und sagte immer wieder:
    »Los, machen Sie, daß Sie wegkommen! Seien
    Sie vernünftig ... Ich bin ja schon ganz krank,
    mein Ehrenwort! So ein Abmurksen hat man
    ja noch nie erlebt.« Aber sie wich zurück,
    drehte sich wieder um und flüchtete mit den
    Kindern wieder zwischen die beiden Zuber.
    Eben war Virginie Gervaise an die Kehle
    gesprungen. Sie preßte ihr den Hals zu,
    trachtete, sie zu erwürgen. Da machte diese
    sich mit einem heftigen Ruck frei und hängte
    sich an den Zopf von Virginies Haarknoten,
    als wolle sie ihr den Kopf abreißen. Stumm,
    ohne einen Schrei, ohne ein Schimpfwort
    begann die Schlacht von neuem. Sie packten
    sich nicht an den Leibern, sie fuhren einander
    mit gespreizten und gekrümmten Händen ins
    Gesicht, kniffen, kratzten, was sie zu greifen
    kriegten. Das rote Band und das blaue
    Chenillenetz der langen Brünetten wurden
    abgerissen; ihre Bluse, die am Halse geplatzt
    war, ließ ihre Haut und ein ganzes Stück der
    Schulter sehen, während die Blonde, die
    entkleidet wurde und der ein Ärmel ihres
    weißen Unterjäckchens ausgezogen worden
    war, ohne daß sie wußte wie, einen Riß im
    Hemd hatte, der die nackte Biegung ihrer
    Taille entblößte. Stoffetzen flogen umher. Bei
    Gervaise war zuerst Blut zu sehen, drei lange
    Schrammen, die sich vom Mund bis unter das
    Kinn hinabzogen; und sie schützte ihre Augen
    und schloß sie bei jedem Schlag aus Angst,
    daß ihr eins ausgeschlagen

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