Der Todschlaeger
Schenkel und die nackten
Arschbacken. Dann fing sie an mit erhobenem
Wäschebleuel zuzuschlagen, wie sie einst in
Plassans am Ufer der Viorne zugeschlagen
hatte, wenn ihre Meisterin die Wäsche der
Garnison wusch. Das Holz fiel schlaff mit
feuchtem Geräusch in die Fleischmassen. Bei
jedem Hieb äderte ein roter Striemen die
weiße Haut.
»Oh! Oh!« murmelte verzückt der Gehilfe
Charles mit weit aufgerissenen Augen.
Abermals war Gelächter umgelaufen. Aber
bald setzte der Schrei: »Genug! Genug!« von
neuem ein.
Gervaise hörte nichts, wurde nicht müde.
Vorgebeugt, ganz damit beschäftigt, keine
Stelle auszulassen, schaute sie auf ihr Werk.
Sie wollte, daß diese ganze Haut zerschlagen
und zerschunden werde. Und sie redete, von
wilder Heiterkeit erfaßt, und sich eines alten
Wäscherinnenliedes entsinnend:
»Patsch, Patsch! Margot im Waschhaus ...
Patsch, patsch! Klopft die Wäsche aus ...
Patsch, patsch! Wäscht ja auch ihr Herz ...
Patsch, patsch! das ganz schwarz vor
Schmerz ...« Und sie fuhr fort: »Das ist für
dich, das ist für deine Schwester, das ist für
Lantier ... Wenn du sie siehst, kannst du ihnen
das geben ... Aufgepaßt! Ich fange noch mal
an. Das ist für Lantier, das ist für deine
Schwester, das ist für dich ... Patsch, patsch!
Margot im Waschhaus ... Patsch, patsch!
Klopft die Wäsche aus ...«
Man mußte ihr Virginie aus den Händen
reißen. Mit tränenüberströmtem, purpurrotem
und verwirrtem Gesicht nahm die lange
Brünette ihre Wäsche wieder an sich und
flüchtete. Sie war besiegt. Unterdessen streifte
Gervaise den Ärmel ihres Unterjäckchens
wieder über und band ihre Röcke wieder fest.
Ihr Arm schmerzte sie, und sie bat Frau Boche,
ihr ihre Wäsche über die Schulter zu legen.
Die Concierge erzählte von der Schlacht,
schilderte ihre Gemütsbewegungen und sprach
davon, sie zu untersuchen, um mal
nachzusehen.
»Vielleicht haben Sie sich etwas gebrochen ...
Ich habe was krachen gehört ...«
Doch die junge Frau wollte fortgehen. Sie
antwortete nicht auf die mitleidsvollen Reden,
die schwatzhafte Huldigung der
Wäscherinnen, die in ihren Schürzen
kerzengerade um sie herum standen. Als sie
bepackt war, gelangte sie an die Tür, wo ihre
Kinder auf sie warteten.
»Zwei Stunden, das macht zwei Sous«, sagte
die Besitzerin des Waschhauses, die sich
bereits wieder in ihrem verglasten Gelaß
niedergelassen hatte, zu ihr und hielt sie an.
Wieso zwei Sous? Sie begriff nicht mehr, daß
man den Preis für den Platz von ihr verlangte.
Dann gab sie ihre zwei Sous hin. Und unter
der Last der von ihrer Schulter
herabhängenden nassen Wäsche stark hinkend,
ging sie triefend, mit blauem Ellbogen und
blutiger Wange davon, wobei sie Etienne und
Claude, die, noch mitgenommen und von
ihrem Schluchzen verschmiert, neben ihr
hertrotteten, an ihren nackten Armen hinter
sich her zog.
Hinter ihr setzte wieder das ungeheure
Schleusengetöse des Waschhauses ein. Die
Wäscherinnen hatten ihr Brot gegessen, ihren
Wein getrunken und klopften mit entflammten
Gesichtern, von der Prügelei zwischen
Gervaise und Virginie aufgemuntert, derber
drauflos. Längs der Zuber regte sich erneut ein
Wüten von Armen, von eckigen
Marionettenprofilen mit gebrochenem Kreuz
und verrenkten Schultern, die ungestüm wie in
Scharnieren zusammenklappten. Von einem
Ende der Gänge zum anderen gingen die
Unterhaltungen weiter. Die Stimmen, das
Gelächter und die saftigen Worte klirrten in
das heftige Plätschern des Wassers. Die Hähne
spieen, die Eimer schleuderten Wassergüsse
aus, ein Strom floß unter den Waschtischen.
Es war der Nachmittagstrubel, die mit
Bleuelschlägen zerstampfte Wäsche. In dem
riesigen Saal wurden die Dämpfe rotgelb und
einzig von Sonnenkringeln, goldenen Bällen,
durchlöchert, die die Risse in den Vorhängen
hindurchtreten ließen. Man atmete die laue
Stickluft der Seifengerüche. Mit einemmal
füllte sich der Schuppen mit weißem Wrasen;
der ungeheure Deckel des Bottichs, in dem die
Lauge kochte, stieg mechanisch an einer in der
Mitte angebrachten Zahnstange in die Höhe
und das klaffende Loch des mit Ziegelsteinen
ausgemauerten Kupferkessels strömte
wirbelnde Dampfwolken aus, die zuckrig nach
Pottasche schmeckten. Währenddessen waren
daneben die Wringmaschinen in Betrieb. In
gußeisernen Zylindern gaben Bündel von
Wäsche ihr Wasser von sich, bei einer
Radumdrehung der Maschine, die keuchend
und
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