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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Kumpel mitbringen.«
    »Danke«, erwiderte RöstfleischBibi, »ich lasse
    es sausen ... Das mußt du MeineBotten
    vorschlagen, der gestern nach einer Bude
    gesucht hat ... Warte mal, MeineBotten ist
    bestimmt da drin.«
    Und als sie am unteren Ende der Straße
    ankamen, erblickten sie tatsächlich
    MeineBotten bei Vater Colombe. Trotz der
    frühen Morgenstunde flammte der
    »Assommoir«, der »Totschläger«, denn die
    Läden waren abgenommen, das Gas
    angezündet. Lantier blieb an der Tür stehen
    und empfahl Coupeau, sich zu beeilen, weil sie
    gerade noch zehn Minuten Zeit hatten.
    »Was! Du gehst zu Bourguignon, diesem
    Esel!« schrie MeineBotten, als der
    Bauklempner mit ihm gesprochen hatte. »Fällt
    mir gar nicht ein, mich in diesen Stall
    reinkriegen zu lassen! Nein, lieber will ich bis
    zum nächsten Jahr die Zunge raushängen
    lassen! – Aber, alter Freund, du bleibst keine
    drei Tage da, das sage ich dir!«
    »Ist das wirklich so ein Dreckstall?« fragte
    Coupeau besorgt.
    »Oh, das Dreckigste, was es gibt ... Man kann
    sich nicht rühren. Der Alte liegt einem dauernd
    auf der Pelle. Und dazu Manieren, eine
    Meisterin, die einen mit Säufer betitelt, ein
    Laden, wo Spucken verboten ist – Ich habe sie
    am ersten Abend zum Henker geschickt,
    verstehst du.«
    »Gut, da bin ich gewarnt. Ich werde keinen
    Scheffel Salz bei ihnen essen ... Ich will es
    heute vormittag mal probieren; aber wenn der
    Meister mich ärgert, hebe ich ihn dir hoch und
    setze ihn dir auf seine Alte rauf, weißt du, daß
    sie zusammenkleben wie ein Paar
    Seezungen!«
    Der Bauklempner schüttelte dem Kumpel die
    Hand, um ihm für die gute Auskunft zu
    danken, und wollte gehen, da wurde
    MeineBotten böse. Himmeldonnerwetter!
    Wolle Bourguignon sie etwa daran hindern,
    ein Schnäpschen zu trinken? Männer seien
    wohl keine Männer mehr? Der Alte könne
    ruhig fünf Minuten warten.
    Und Lantier kam herein, um die Lage
    anzunehmen, und die vier Arbeiter standen vor
    dem Schanktisch. MeineBotten, mit seinen
    schiefgetretenen Schuhen, seinem vor Dreck
    schwarzen Kittel und seiner auf dem Scheitel
    des Schädels plattgedrückten Mütze, brüllte
    unterdessen im »Assommoir«, im
    »Totschläger«, laut herum und rollte
    gebieterisch die Augen. Er sei soeben zum
    Kaiser der Säufer und zum König der
    Schweine ausgerufen worden, weil er einen
    Salat aus lebenden Maikäfern gegessen und in
    eine krepierte Katze gebissen habe.
    »Hören Sie mal, Sie Stück von einem
    Borgia77!« schrie er Vater Colombe an.
    »Geben Sie mir von dem gelben, von Ihrer
    Eselspisse Nummer eins.«
    Und als Vater Colombe, bleich und gelassen in
    seiner blauen Strickweste, die vier Gläser
    vollgeschenkt hatte, leerten die Herren sie mit
    einem tüchtigen Schluck, bloß um das Getränk
    nicht schal werden zu lassen.
    »Das tut doch gut, wo es so durchkommt«,
    murmelte RöstfleischBibi.
    Doch MeineBotten, dieser Schafskopf,
    erzählte eine komische Geschichte. Am
    Freitag sei er so besoffen gewesen, daß die
    Kumpels ihm seine Pfeife im Schnabel mit
    einer Handvoll Gips festgekittet hätten. Ein
    anderer wäre daran verreckt, er habe sich
    dickegetan und sich gebrüstet.
    »Wollen die Herren nicht noch einmal?« fragte
    Vater Colombe mit seiner fetten Stimme.
    »Doch, füllen Sie uns das noch mal voll«,
    sagte Lantier. »Ich bin dran.«
    Nun redete man über die Frauen.
    RöstfleischBibi hatte seine Olle vergangenen
    Sonntag nach Montrouge zu einer Tante
    ausgeführt. Coupeau erkundigte sich nach der
    »Indischen Lade«, einer Wäscherin aus
    Chaillot, die im Lokal bekannt war. Man
    wollte gerade trinken, als MeineBotten
    ungestüm nach Goujet und Lorilleux rief, die
    vorbeigingen. Die kamen bis zur Tür und
    lehnten es ab, hereinzukommen. Der Schmied
    verspürte kein Verlangen, etwas zu trinken.
    Bleifahl und schlotternd preßte der
    Kettenmacher in seiner Tasche die goldenen
    Ketten zusammen, die er abliefern ging; und er
    hustete, er entschuldigte sich und sagte, ein
    Tropfen Branntwein schmeiße ihn um.
    »Sind das aber Mucker!« brummte
    MeineBotten. »Die werden wohl in
    irgendeiner Ecke picheln.« Und als er seine
    Nase ins Glas gesteckt hatte, schnauzte er
    Vater Colombe an: »Alter Gauner, du hast die
    Flasche vertauscht! – Weißt du, bei mir
    brauchst du deinen Sprit nicht zu pantschen!«
    Das Tageslicht hatte zugenommen, ein trüber
    Schein erhellte den »Totschläger«, dessen Wirt
    das Gas auslöschte.
    Coupeau entschuldigte jedoch seinen
    Schwager, der

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