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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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nicht noch
    einmal. Er war mehrmals mit ihr allein und
    verhielt sich ruhig. Er schien nun mit der
    Kaldaunenhändlerin beschäftigt zu sein, einer
    Frau von fünfundvierzig Jahren, die sich sehr
    gut gehalten hatte. Gervaise sprach in Goujets
    Anwesenheit von der Kaldaunenhändlerin, um
    ihn zu beruhigen. Sie antwortete Virginie und
    Frau Lerat, wenn diese den Hutmacher lobten,
    daß er durchaus ohne ihre Bewunderung
    auskommen könne, da ja alle Nachbarinnen in
    ihn verschossen seien.
    Coupeau brüllte im Viertel herum, Lantier sei
    ein Freund, ein wirklicher Freund. Man könne
    über sie geifern, er wisse, was er wisse, und
    das Geklatsche sei ihm schnuppe, da er die
    Ehrbarkeit nun mal auf seiner Seite habe.
    Wenn sie sonntags alle drei ausgingen, nötigte
    er seine Frau und den Hutmacher, Arm in Arm
    vor ihm herzugehen, bloß um auf der Straße
    anzugeben; und er blickte die Leute an,
    durchaus bereit, ihnen eins auf die Nase zu
    verpassen, daß das Blut kam, wenn sie sich
    den geringsten Scherz erlaubt hätten. Freilich,
    er fand Lantier ein bißchen dummstolz,
    beschuldigte ihn, beim Sprit zimperlich zu tun,
    und zog ihn auf, weil er lesen konnte und wie
    ein Rechtsanwalt sprach. Aber abgesehen
    davon, erklärte er, der sei ein prima Kerl. Im
    Viertel La Chapelle hätte man nicht zwei so
    handfeste Burschen finden können. Kurz, sie
    verstanden sich, sie waren füreinander
    geschaffen. Die Freundschaft mit einem Mann
    ist handfester als die Liebe zu einer Frau.
    Eins muß man sagen: Coupeau und Lantier
    leisteten sich zusammen Gelage, daß es nur so
    brummte. Lantier borgte sich nun Geld von
    Gervaise, zehn Francs, zwanzig Francs, wenn
    er merkte, daß Geld im Hause war. Das war
    stets für seine großen Geschäfte. An diesen
    Tagen verleitete er dann Coupeau, sprach von
    einer lange dauernden Besorgung und nahm
    ihn mit; und Nase an Nase hinten in einem
    benachbarten Restaurant an einem Tisch
    sitzend, jagten sie sich Gerichte durch den
    Schlund, die man zu Hause nicht essen kann
    und die mit originalabgefülltem Wein
    begossen wurden. Der Bauklempner hätte
    Futtereien von mehr hausbackener Art
    vorgezogen, aber er war von den piekfeinen
    Geschmacksrichtungen des Hutmachers
    beeindruckt, der auf der Speisekarte
    ungewöhnliche Saucennamen entdeckte. Man
    machte sich keinen Begriff von einem so
    überempfindlichen und so schwer
    zufriedenzustellenden Menschen. Im Süden
    sind sie alle so, scheint es. So wollte er nichts,
    was Verstopfung verursache, er stellte über
    jedes Fleischgericht vom gesundheitlichen
    Standpunkt Erörterungen an und ließ das
    Fleisch zurücktragen, wenn es ihm zu stark
    gesalzen oder gepfeffert vorkam. Noch
    schlimmer war es mit der Zugluft, davor hatte
    er eine Heidenangst, er schimpfte das ganze
    Lokal aus, wenn eine Tür halb offenblieb.
    Dazu war er sehr knauserig und gab dem
    Kellner zwei Sous bei Mahlzeiten von sieben
    und acht Francs. Gleichviel, man zitterte vor
    ihm, man kannte sie gut auf den äußeren
    Boulevards von Les Batignolles bis Belleville.
    Sie gingen zum Boulevard des Batignolles, um
    Kaidaunen auf normannische Art zu essen, die
    man ihnen auf kleinen Wärmpfannen servierte.
    Unterhalb vom Montmartre fanden sie die
    besten Austern des Viertels in der »Ville de
    BarleDuc«70. Wenn sie sich auf die Anhöhe
    bis zur »Moulin de la Galette«71
    hinaufwagten, schmorte man ihnen ein
    Kaninchen in Butter. Die Spezialität von »Les
    Lilas«72 in der Rue des Martyrs war
    Kalbskopf, während die Restaurants »Lion
    d'Or«73 und »Les Deux Marronniers«74 in der
    Chaussée de Clignancourt ihnen in Butter
    geschmorte Nieren reichten, nach denen man
    sich alle Finger leckte. Doch sie wandten sich
    öfters nach links in Richtung Belleville, sie
    hatten ihren reservierten Tisch in »Les
    Vendanges de Bourgogne«75, im »Cadran
    Bleu«76 und im »Capucin«, zuverlässigen
    Häusern, wo man alles mit geschlossenen
    Augen verlangen konnte. Es waren heimliche
    Ausflüge, von denen sie am nächsten Morgen
    mit verhüllten Worten sprachen, wenn sie in
    Gervaises Kartoffeln herumstocherten. Eines
    Tages brachte Lantier sogar eine Frau in eine
    Laube der »Moulin de la Galette« mit, mit der
    Coupeau ihn beim Nachtisch allein ließ.
    Natürlich kann man nicht flottmachen und
    arbeiten. So war denn auch seit der Aufnahme
    des Hutmachers in die Familie der
    Bauklempner, der schon nicht schlecht
    faulenzte, dahin gelangt, daß er kein Werkzeug
    mehr anrührte. Wenn er sich, des

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