Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
Vom Netzwerk:
»Das
    habe ich gerochen ... Na, was essen wir denn?«
    Während sie bei Mutter Louis die
    Knöchelchen der Hammelfüße auslutschten,
    zogen sie erneut über die Arbeitgeber her.
    Salzschnabel, genannt Trinkohndurst, erzählte,
    in seinem Stall liege ein Eilauftrag vor. Oh,
    der Alte sei im Augenblick umgänglich; man
    könne beim Aufrufen fehlender Weibe
    freundlich, er müsse sich noch recht glücklich
    schätzen, wenn man wiederkäme. Zunächst
    bestehe keine Gefahr, daß einer wage,
    Salzschnabel, genannt Trinkohndurst, jemals
    rauszuschmeißen, denn Kerle von seiner
    Tüchtigkeit finde man nicht mehr. Nach den
    Hammelfüßen aß man ein Omelett. Jeder trank
    seinen Liter. Mutter Louis ließ ihren Wein aus
    der Auvergne79 kommen, einen blutroten
    Wein, den man mit dem Messer hätte
    schneiden können. Es begann lustig zji
    werden, die Kneipgesellschaft fing Feuer.
    »Was hat er mich denn anzuecken, dieser
    vernagelte Alte?« schrie Salzschnabel beim
    Nachtisch. »Hat er nicht gerade erst den
    Einfall gehabt, in seiner Bude eine Glocke
    aufzuhängen? Eine Glocke, die ist gut für
    Sklaven ... Na, die kann heute läuten! Da soll
    doch ein Donnerwetter dreinfahren, wenn man
    mich wieder an den Amboß rankriegt! Seit
    fünf Tagen schinde ich mich nun schon ab, da
    kann ich ihn ruhig aufsitzen lassen ... Wenn er
    mir einen Anschnauzer verpaßt, wünsche ich
    ihn zum Teufel.«
    »Ich«, sagte Coupeau mit wichtiger Miene,
    »ich bin gezwungen, euch zu verlassen, ich
    gehe arbeiten. Ja, ich habe es meiner Frau
    geschworen ... Amüsiert euch, mit dem Herzen
    bleibe ich bei den Kameraden, das wißt ihr.«
    Die anderen ulkten. Aber er wirkte so
    entschlossen, daß ihn alle begleiteten, als er
    davon sprach, sein Werkzeug von Vater
    Colombe zu holen. Er nahm seinen Beutel
    unter der Bank hervor, stellte ihn vor sich hin,
    während man ein letztes Schnäpschen trank.
    Um ein Uhr spendierte sich die ganze
    Gesellschaft immer noch Lagen. Da schaffte
    Coupeau das Werkzeug mit einer verdrossenen
    Gebärde unter die Bank zurück; es störte ihn,
    er konnte nicht an den Schanktisch
    herantreten, ohne darüber zu stolpern. Es war
    zu dumm, er würde eben am nächsten Tag zu
    Bourguignon gehen. Die anderen vier, die sich
    über die Lohnfrage stritten, wunderten sich
    nicht, als ihnen der Bauklempner ohne jede
    Erklärung einen kleinen Spaziergang über den
    Boulevard vorschlug, um sich die Beine zu
    vertreten. Der Regen hatte aufgehört. Der
    kleine Spaziergang beschränkte sich darauf,
    daß sie mit schlenkernden Armen zweihundert
    Schritte in einer Reihe nebeneinander
    machten; und von der Luft überfallen,
    verdrossen darüber, draußen zu sein, fiel ihnen
    kein Wort mehr ein. Langsam gingen sie, ohne
    daß sie sich erst mit den Ellbogen anzustoßen
    und zu beratschlagen brauchten, instinktiv
    wieder die Rue des Poissonniers hinauf, wo sie
    zu François hineingingen, um ein Glas
    Flaschenwein zu trinken. Wirklich, sie
    brauchten das, um sich zu erholen. Auf der
    Straße verfiel man ja zu sehr in Trübsinn, er
    herrschte ein Schmutz, daß man nicht mal
    einen Polizisten vor die Tür gejagt hätte.
    Lantier drängte die Kumpels in das
    Nebengelaß, einen engen Winkel, in dem nur
    ein. Tisch stand und den eine Scheidewand mit
    Mattglasscheiben von der allgemeinen
    Gaststube trennte. Er begoß sich die Nase
    gewöhnlich in den Nebengelassen, weil das
    ratsamer war. Fühlten sich die Kumpel da etwa
    nicht wohl? Man hätte meinen können, zu
    Hause zu sein, hier hätte man, ohne sich
    Zwang anzutun, heia machen können. Er
    verlangt die Zeitung, breitete sie ganz weit
    auseinander, überflog sie mit gerunzelter Stirn.
    Coupeau und MeineBotten hatten eine Partie
    Pikett80 begonnen. Auf dem Tisch standen
    zwei Literflaschen und fünf Gläser herum.
    »Na, was wird denn in dem Blatt da
    zusammengeschwatzt?« fragte RöstfleischBibi
    den Hutmacher.
    Er antwortete nicht sofort. Dann sagte er, ohne
    aufzublicken: »Ich habe gerade die
    Abgeordnetenkammer vor. Das sind doch
    Achtgroschenrepublikaner, diese verdammten
    Faulpelze von der Linken. Setzt das Volk sie
    etwa ein, damit sie ihr Zuckerwasser sabbern?
    Der da glaubt an Gott und macht sich bei
    diesen Kanaillen von Ministern lieb Kind!
    Wenn ich eingesetzt würde, dann würde ich
    auf die Rednertribüne steigen und ›Scheiße!‹
    sagen. Ja, weiter nichts, das ist meine
    Meinung!«
    »Ihr wißt doch, daß sich Badinguet mit seiner
    Alten neulich abends vor seinem ganzen Hof
    Ohrfeigen

Weitere Kostenlose Bücher