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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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habe mir die Zahlen nur
    zu Ihrer Orientierung verschafft ... Sagen Sie
    mir, was Sie wünschen; nach dem Mittagessen
    gehe ich die Bestellung aufgeben.«
    Man sprach halblaut in dem Tagesgrauen, das
    durch die Ritzen der Fensterläden den Raum
    erhellte. Die Tür zur Kammer blieb weit offen;
    und aus dieser gähnenden Öffnung drang das
    tiefe Schweigen des Todes. Auf dem Hof
    erhob sich Kindergelächter, ein Reigen von
    Gören drehte sich in der blassen Wintersonne.
    Auf einmal hörte man Nana, die von den
    Boches, zu denen man sie hingeschickt hatte,
    ausgerückt war. Sie kommandierte mit ihrer
    schrillen Stimme, und die Absätze stampften
    auf die Pflastersteine, während mit dem
    Spektakel kreischender Vögel die Worte
    aufflogen, die gesungen wurden:
    »Unserm Esel, unserm Esel,
    dem tut die Pfote weh,
    ein schönes Wiwawickelchen
    kriegt er gemacht aus Klee,
    und lilalala Schuh,
    und lila Schuh dazu!«
    Gervaise wartete und sagte dann:
    »Wir sind nicht reich, bestimmt nicht; aber wir
    wollen uns doch noch mal anständig
    benehmen ... Wenn Mama Coupeau uns auch
    nichts hinterlassen hat, so ist das kein Grund,
    sie wie einen Hund in die Erde zu werfen ...
    Nein, eine Messe muß sein und samt einem
    einigermaßen netten Leichenwagen ...«
    »Und wer soll das bezahlen?« fragte Frau
    Lorilleux heftig. »Wir nicht, die wir in der
    letzten Woche Geld verloren haben; Sie auch
    nicht, da Sie ja ratzekahl blank sind ... Ach,
    Sie müßten doch sehen, wohin es Sie geführt
    hat, wenn man den Leuten zu imponieren
    sucht!«
    Coupeau, der um seine Meinung gefragt
    wurde, stotterte mit einer Gebärde tiefer
    Gleichgültigkeit herum; er schlief wieder ein
    auf seinem Stuhl. Frau Lerat sagte, sie würde
    ihren Anteil bezahlen. Sie sei Gervaises
    Ansicht, man müsse sich anständig zeigen.
    Nun stellten sie beide auf einem Stückchen
    Papier Berechnungen an: im ganzen würde
    sich das ungefähr auf neunzig Francs belaufen,
    weil sie sich nach einer langen
    Auseinandersetzung für einen mit schmalen
    Behängen geschmückten Leichenwagen
    entschieden.
    »Wir sind drei«, schloß die Wäscherin. »Wir
    werden jede dreißig Francs gehen. Daran
    gehen wir nicht zugrunde.«
    Frau Lorilleux aber platzte wütend los:
    »Also, ich weigere mich, ja, ich weigere mich!
    – Es ist nicht wegen der dreißig Francs.
    Hunderttausend würde ich geben, wenn ich sie
    hätte und wenn sie Mama wieder lebendig
    machen sollten ... Bloß, ich kann hochmütige
    Leute nicht leiden. Sie haben einen Laden, Sie
    träumen davon, vor dem Viertel zu prahlen.
    Aber da machen wir nicht mit, wir nicht. Wir
    geben nicht an ... Oh, Sie werden schon
    zurechtkommen. Stecken Sie doch Federn auf
    den Leichenwagen, wenn es Ihnen Spaß
    macht.«
    »Man verlangt ja nichts von Ihnen«, erwiderte
    Gervaise schließlich. »Und wenn ich mich
    selber verkaufen müßte, ich will mir keinen
    Vorwurf zu machen haben. Ich habe Mama
    Coupeau ohne Sie ernährt, ich werde sie auch
    ohne Sie beerdigen ... Schon einmal habe ich
    es Ihnen geradeheraus gesagt: wenn ich
    verirrte Katzen auflese, dann werde ich ja Ihre
    Mutter nicht im Dreck sitzenlassen.«
    Nun weinte Frau Lorilleux, und Lantier mußte
    sie daran hindern, fortzugehen. Der Streit
    wurde so lärmend, daß Frau Lerat, die
    energisch »Pst! Pst!« machte, glaubte leise in
    den Nebenraum gehen zu müssen, um einen
    ärgerlichen und besorgten Blick auf die Tote
    zu werfen, als fürchte sie, Mama Coupeau sei
    aufgewacht und horche auf das, was man
    nebenan erörterte.
    In diesem Augenblick setzte der Reigen der
    kleinen Mädchen auf dem Hof wieder ein, und
    Nanas durchdringendes dünnes Stimmchen
    übertönte die anderen:
    »Unserm Esel, unserm Esel,
    dem tut der Bauch so weh,
    ein schönes Bribrabreichen
    kriegt er gemacht aus Klee,
    und lilalala Schuh,
    und lila Schuh dazu!«
    »Mein Gott, diese Kinder machen einen ja
    schwach mit ihrem Gesinge!« sagte Gervaise
    zu Lantier, ganz erschüttert und nahe daran,
    vor Ungeduld und Traurigkeit zu schluchzen.
    »Bringen Sie sie doch zum Schweigen und
    schaffen Sie Nana mit Fußtritten in den Po zur
    Concierge zurück!«
    Frau Lerat und Frau Lorilleux gingen Mittag
    essen und versprachen wiederzukommen. Die
    Coupeaus setzten sich zu Tisch und aßen
    kalten Aufschnitt, hatten aber keinen Hunger
    und wagten nicht einmal, mit der Gabel zu
    klappern. Sie waren sehr verdrossen,
    stumpfsinnig, wegen der armen Mama
    Coupeau, die ihnen auf den Schultern lastete
    und alle Räume

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