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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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nannte
    sie

    einen

    Erzdummkopf,

    eine
    Ehrabschneiderin, ein hochfahrendes Weib
    und ließ sich so weit hinreißen, daß er sogar
    Coupeau selbst einen Bauern schimpfte und
    ihn beschuldigte, er könne einem Freunde
    keine Achtung seitens seiner Frau verschaffen.
    Als er dann begriff, daß der Zorn alles
    gefährden würde, schwor er, sich nie wieder
    um die Geschichten anderer zu kümmern,
    denn das werde einem zu schlecht vergolten;
    und er schien tatsächlich nicht weiter auf die
    Abtretung des Pachtvertrages zu dringen,
    während er auf eine Gelegenheit lauerte, um
    wieder auf die Angelegenheit zu sprechen zu
    kommen und die Wäscherin umzustimmen.
    Der Januar war gekommen, ein schmutziges
    Wetter, feucht und kalt. Mama Coupeau, die
    den ganzen Dezember über gehustet und kaum
    Luft bekommen hatte, mußte sich nach dem
    Dreikönigsfest ins Bett legen. Das waren ihre
    Jahreszinsen; jeden Winter wartete sie darauf.
    Doch diesen Winter sagte man in ihrer
    Umgebung, sie würde nur noch mit den Füßen
    voran ihre Stube verlassen; sie hatte zwar ein
    erbärmliches Röcheln an sich, das ganz schön
    nach Sarg klang, war jedoch dick und fett, und
    ein Auge war bereits tot und das halbe Gesicht
    verzerrt. Ihre Kinder hätten ihr bestimmt nicht
    den Rest gegeben; nur, sie schleppte sich
    schon so lange dahin und war so sehr im
    Wege, daß man ihren Tod im Grunde als eine
    Erlösung für alle herbeiwünschte. Sie selbst
    würde ja viel glücklicher daran sein, denn ihre
    Zeit war nun abgelaufen, nicht wahr, und
    wenn die Zeit abgelaufen ist, dann hat man
    nichts mehr zu bedauern. Der Arzt, den man
    einmal gerufen hatte, war nicht mal mehr
    wiedergekommen. Man gab ihr Kräutertee,
    bloß um sie nicht völlig aufzugeben. Alle
    Stunden ging man hinein, um nachzusehen, ob
    sie noch lebte. Sie sprach nicht mehr, so
    schwer bekam sie Luft; aber mit ihrem gesund,
    lebendig und klar gebliebenen Auge sah sie
    die Menschen starr an; und in diesem Auge
    lagen viele Dinge: Trauer um die schönsten
    Jahre, Trübsal darüber, daß die Ihren es so
    eilig hatten, sie loszuwerden, Zorn auf Nana,
    diese lasterhafte Göre, die sich nachts nicht
    mehr genierte, im Hemd zur Glastür zu gehen
    und zu lauern.
    Eines Montagabends kehrte Coupeau blau
    heim. Seitdem seine Mutter in Gefahr
    schwebte, lebte er in ständiger Rührung. Als er
    im Bett lag und wie ein Murmeltier
    schnarchte, ging Gervaise noch einen
    Augenblick umher. Sie wachte einen Teil der
    Nacht bei Mama Coupeau übrigens zeigte sich
    Nana sehr brav, schlief immer bei der Alten
    und sagte, wenn sie sie sterben höre, würde sie
    schon alle benachrichtigen. Da die Kleine
    schlief und die Kranke friedlich zu
    schlummern schien, gab die Wäscherin in
    dieser Nacht schließlich doch Lantier nach, der
    sie von seiner Stube aus rief, zu ihm zu
    kommen, um sich ein bißchen auszuruhen. Sie
    ließen nur eine Kerze angezündet, die hinter
    dem Schrank auf der Erde stand. Aber gegen
    drei Uhr sprang Gervaise, vor Kälte zitternd
    und von Angst gepackt, jäh aus dem Bett. Sie
    glaubte gespürt zu haben, wie ihr ein kalter
    Hauch über den Leib strich. Der Kerzenstumpf
    war heruntergebrannt, benommen band sie mit
    fiebrigen Händen ihre Unterröcke in der
    Dunkelheit zusammen. Erst in der Kammer
    konnte sie, nachdem sie sich an den Möbeln
    gestoßen hatte, eine kleine Lampe anzünden.
    In das drückende Schweigen der Finsternis
    brachte allein das Schnarchen des
    Bauklempners zwei tiefe Töne hinein. Nana,
    die auf dem Rücken ausgestreckt dalag, atmete
    leise zwischen ihren aufgeworfenen Lippen.
    Und nachdem Gervaise die Lampe
    heruntergeschraubt hatte, die große Schatten
    umhertanzen ließ, leuchtete sie Mama
    Coupeau ins Gesicht und sah, daß sie ganz
    weiß war und daß der Kopf mit offenen Augen
    auf die Schulter herabgerollt war. Mama
    Coupeau war tot.
    Zu Eis erstarrt und vorsichtig kehrte die
    Wäscherin leise, ohne einen Schrei
    auszustoßen, in Lantiers Stube zurück. Er war
    wieder eingeschlafen. Sie beugte sich herab
    und flüsterte:
    »Hör doch, es ist zu Ende, sie ist tot.«
    Ganz schlaftrunken, nicht richtig wach,
    brummte er zuerst:
    »Laß mich in Ruhe, leg dich hin ... Wir
    können nichts für sie tun, wenn sie tot ist.«
    Dann richtete er sich auf einen Ellbogen auf
    und fragte: »Wie spät ist es?«
    »Drei Uhr.«
    »Drei Uhr erst? Leg dich doch hin. Da wirst
    dir was wegholen ... Wenn es Tag wird,
    werden wir weitersehen.«
    Aber sie hörte nicht auf ihn, sie zog

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