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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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vergelten, stieg
    Gervaise in die enge Kammer unter dem Dach
    hinauf, in der er schlief, sah seine
    Kleidungsstücke durch, nähte Knöpfe an die
    blauen Arbeitshosen, besserte die
    Leinenjacken aus. Zwischen ihnen entstand
    große Vertraulichkeit. Wenn er da war,
    langweilte sie sich nicht, hatte ihren Spaß an
    den Flausen, die er mitbrachte, an jenem
    ständigen Ulk der Pariser Vorstädte, der noch
    ganz neu für sie war. Da er jederzeit um ihre
    Röcke herum war, fing er immer mehr Feuer.
    Es hatte ihn erwischt, und zwar tüchtig! Das
    bedrückte ihn schließlich. Er lachte immer
    noch, aber im Magen war es ihm so
    unbehaglich, so beengt, daß er das nicht mehr
    spaßig fand. Die Dummheiten gingen weiter,
    er konnte ihr nicht begegnen, ohne ihr
    zuzurufen: »Wann ist's soweit?« Sie wußte,
    was er damit sagen wollte, und versprach es
    für den Nimmermehrstag. Dann neckte er sie,
    ging zu ihr mit seinen Pantoffeln in der Hand,
    als wolle er einziehen. Sie scherzte darüber,
    verbrachte den Tag ausgezeichnet und ohne
    jedes Erröten bei den ständigen zotenhaften
    Anspielungen, mit denen er sie umgab.
    Vorausgesetzt, daß er nicht brutal wurde, sah
    sie ihm alles nach. Nur eines Tages wurde sie
    böse, als er ihr Haare ausgerissen hatte, weil er
    ihr gewaltsam einen Kuß rauben wollte.
    In den letzten Junitagen verlor Coupeau seine
    Heiterkeit. Er wurde ganz komisch.
    Beunruhigt durch gewisse Blicke,
    verbarrikadierte sich Gervaise nachts. Nach
    einem Schmollen, das von Sonntag bis
    Dienstag gedauert hatte, klopfte er dann auf
    einmal Dienstagabend gegen elf Uhr bei ihr.
    Sie wollte ihm nicht aufmachen, aber seine
    Stimme klang so sanft und so zitternd, daß sie
    schließlich die vor die Tür geschobene
    Kommode wegrückte.
    Als er eingetreten war, glaubte sie, er sei
    krank, so blaß kam er ihr vor mit den geröteten
    Augen, dem fleckigen Gesicht. Und er blieb
    stehen, stammelte und schüttelte den Kopf.
    Nein, nein, er sei nicht krank. Seit zwei
    Stunden weine er oben in seiner Stube; er
    weine wie ein Kind und beiße dabei in sein
    Kopfkissen, damit die Nachbarn ihn nicht
    hörten. Drei Nächte schlafe er nun nicht mehr.
    Das könne nicht so weitergehen.
    »Hören Sie, Madame Gervaise«, sagte er mit
    zugeschnürter Kehle, nahe daran, daß ihn
    wieder die Tränen überkamen, »der Sache
    muß ein Ende gemacht werden, nicht wahr? –
    Wir werden heiraten. Ich möchte gern, ich bin
    entschlossen.«
    Gervaise legte große Überraschung an den
    Tag. Sie war sehr ernst.
    »Oh, Herr Coupeau«, murmelte sie, »wie
    kommen Sie denn darauf? Ich habe das nie
    von Ihnen verlangt, das wissen Sie genau ...
    Das kam mir nicht zu, das ist alles ... Oh, nein,
    nein, jetzt ist es ernst, überlegen Sie es sich,
    ich bitte Sie.«
    Aber er schüttelte weiterhin mit einer Miene
    unerschütterlicher Entschlossenheit den Kopf.
    Es sei alles überlegt. Er sei
    heruntergekommen, weil er es nötig habe,
    endlich mal eine gute Nacht zu verbringen. Sie
    werde ihn doch nicht etwa wieder hinaufgehen
    und weinen lassen! Sobald sie ja gesagt habe,
    werde er sie nicht mehr quälen, könne sie
    ruhig schlafen gehen. Er wolle bloß hören, wie
    sie ja sage. Reden könne man morgen.
    »Ich sage bestimmt nicht so ohne weiteres ja«,
    erwiderte Gervaise. »Ich lege keinen Wert
    darauf, daß Sie mich später beschuldigen, ich
    hätte Sie dazu getrieben, eine Dummheit zu
    begehen ... Sehen Sie, Herr Coupeau, es ist
    nicht recht von Ihnen, so starrköpfig zu sein.
    Sie wissen ja selber nicht, was Sie für mich
    empfinden. Würden Sie mir acht Tage nicht
    begegnen, so würde Ihnen das vergehen, wette
    ich. Die Männer heiraten oft wegen einer
    Nacht, wegen der ersten Nacht nämlich, dann
    folgt Nacht auf Nacht, die Tage ziehen sich
    das ganze Leben über in die Länge, und dann
    sind die Männer ganz schön angeödet ...
    Setzen Sie sich dort hin, ich will lieber gleich
    reden.«
    Alsdann erörterten sie bis ein Uhr morgens in
    der finsteren Stube beim qualmenden Licht
    einer Kerze, die sie zu putzen vergaßen, ihre
    Heirat, wobei sie die Stimme senkten, um die
    beiden Kinder, Claude und Etienne, nicht zu
    wecken, die mit ihrem leisen Atem auf
    demselben Kopfkissen schliefen. Und
    Gervaise kam immer wieder auf sie zu
    sprechen, zeigte sie Coupeau; das sei ja eine
    komische Mitgift, die sie ihm bringe, sie
    könne ihm wirklich nicht zwei Bälger
    aufbürden. Außerdem schäme sie sich für ihn.
    Was solle man denn im Viertel sagen? Man
    habe sie mit

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