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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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wohl,
    und vielen Dank, Herr Coupeau ... Ich gehe
    schnell zurück.«
    Sie wollte den Boulevard entlanggehen. Aber
    er hatte sie bei der Hand genommen, er ließ sie
    nicht los und sagte:
    »Kommen Sie doch mit mir mit, gehen Sie
    durch die Rue de la Goutted'Or, das ist kaum
    ein Umweg für Sie ... Ich muß zu meiner
    Schwester gehen, bevor ich zur Baustelle
    zurückkehre ... Wir können doch zusammen
    gehen.«
    Schließlich willigte sie ein, und sie gingen
    langsam, Seite an Seite, ohne sich
    unterzufassen, die Rue des Poissonniers
    hinauf. Er erzählte ihr von seiner Familie.
    Seine Mutter, Mama Coupeau, eine ehemalige
    Westennäherin, habe wegen ihrer schwach
    werdenden Augen Aufwartestellen. Am
    Dritten des vergangenen Monats sei sie
    zweiundsechzig Jahre alt geworden. Er sei der
    Jüngste. Die einer seiner Schwestern, Frau
    Lerat, eine Witwe von sechsunddreißig Jahren,
    arbeite in der Blumenbranche und wohne in
    der Rue des Moines in Les Batignolles. Die
    andere, die dreißig Jahre alt sei, habe einen
    Kettenmacher geheiratet, diesen Duckmäuser
    Lorilleux. Zu der gehe er, und zwar in die Rue
    de la Goutted'Or. Sie wohne in dem großen
    Haus links. Abends esse er seinen Topf
    Durcheinandergekochtes bei den Lorilleux;
    das sei eine Ersparnis für alle drei. Er gehe
    sogar bei ihnen vorbei, um ihnen Bescheid zu
    sagen, daß sie nicht auf ihn warten sollten,
    weil er heute von einem Freund eingeladen sei.
    Gervaise, die ihm zuhörte, schnitt ihm jäh das
    Wort ab, um ihn lächelnd zu fragen:
    »Sie heißen also Schwarzbeersaft jung, Herr
    Coupeau?«
    »Oh«, antwortete er, »das ist ein Spitzname,
    den mir meine Kumpels gegeben haben, weil
    ich im allgemeinen Schwarzbeersaft trinke,
    wenn sie mich mit Gewalt in eine
    Weinschenke mitnehmen ... Lieber
    Schwarzbeersaftjung als MeineBotten heißen,
    nicht wahr?«
    »Allerdings, Schwarzbeersaftjung, das klingt
    nicht garstig«, erklärte die junge Frau. Und sie
    fragte ihn über seine Arbeit aus.
    Er arbeite immer noch dort hinter der
    Zollmauer an dem neuen Hospital. Oh, an
    Arbeit fehle es nicht, von dieser Baustelle
    werde er in diesem Jahr bestimmt nicht
    weggehen. Meter über Meter an Dachrinnen
    gebe es da zu machen!
    »Wissen Sie«, sagte er, »wenn ich da oben
    stehe, sehe ich das Hotel Boncœur ... Gestern
    waren Sie am Fenster, ich habe die Arme
    geschwenkt, aber Sie haben mich nicht
    bemerkt.«
    Inzwischen waren sie schon etwa hundert
    Schritt in die Rue de la Goutted'Or gegangen,
    als er stehenblieb, nach oben blickte und sagte:
    »Da ist das Haus ... Ich bin etwas weiter, in
    Nummer zweiundzwanzig, geboren ... Aber
    dieses Haus hier macht immerhin einen
    hübschen Haufen Gemauertes aus! Groß wie
    in einer Kaserne ist es da drin!«
    Gervaise hob das Kinn und musterte die
    Fassade. Nach der Straße hatte das Haus fünf
    Stockwerke, und jedes reihte fünfzehn Fenster
    schnurgerade nebeneinander, deren schwarze
    Jalousien mit zerbrochenen Leisten dieser
    ungeheuren Mauerfläche das Aussehen einer
    Ruine verliehen. Unten nahmen vier Läden das
    Erdgeschoß ein: rechts vom Tor die geräumige
    Gaststube einer schmierigen Garküche, links
    ein Kohlenhändler, ein Kurzwarenhändler und
    eine Regenschirmhändlerin. Das Haus wirkte
    um so riesenhafter, weil es sich zwischen zwei
    niedrigen, dürftigen, kleinen Gebäuden erhob,
    die eng an ihm klebten. Und viereckig, gleich
    einem grob hingepfuschten Block Mörtel, der
    im Regen verfaulte und abbröckelte, zeichnete
    es auf dem klaren Himmel über den
    benachbarten Dächern seinen riesigen
    unbehauenen Würfel, seine unverputzten
    schmutzfarbenen Seiten ab, die die endlose
    Nacktheit von Gefängnismauern hatten und
    auf denen Reihen von Verzahnungssteinen wie
    altersschwache Kinnladen aussahen, die ins
    Leere gähnten. Gervaise aber betrachtete vor
    allem das Tor, ein ungeheures rundes Tor, das
    bis zum zweiten Stock reichte und eine tiefe
    Einfahrt aushöhlte, an deren anderem Ende
    man das fahle plötzliche Tageslicht eines
    großen Hofes sah. Mitten in dieser Toreinfahrt,
    die wie die Straße gepflastert war, floß ein
    Bach, der ganz zartrosa Wasser
    fortschwemmte.
    »Gehen Sie doch rein«, sagte Coupeau, »man
    wird Sie nicht fressen.«
    Gervaise wollte auf der Straße auf ihn warten.
    Sie konnte sich jedoch nicht enthalten, in die
    Toreinfahrt bis zur Conciergeloge
    vorzudringen, die sich auf der rechten Seite
    befand. Und dort an der Schwelle blickte sie
    erneut nach oben. Innen hatten die Fassaden
    sechs

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