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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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seines Schwagers gefaßt. Der
    brummte, grinste, sah dabei aus wie ein böses
    Tier und lieh schließlich die beiden
    Hundertsousstücke. Doch Coupeau hörte, wie
    seine Schwester zwischen den Zähnen sagte,
    das finge ja gut an.
    Die standesamtliche Trauung war auf halb elf
    Uhr angesetzt. Es herrschte sehr schönes
    Wetter, eine stechende, die Straßen
    versengende Sonne. Um sich nicht anschauen
    zu lassen, teilten sich das Brautpaar, die Mama
    und die vier Zeugen in zwei Gruppen.
    Gervaise ging an Lorilleux' Arm voraus,
    während Herr Madinier Mama Coupeau
    führte; dann kamen in zwanzig Schritt Abstand
    auf dem anderen Bürgersteig Coupeau, Boche
    und RöstfleischBibi. Diese drei waren in
    schwarzem Gehrock, machten den Rücken
    krumm und ließen die Arme baumeln. Boche
    hatte eine gelbe Hose an; RöstfleischBibi, der
    bis zum Hals zugeknöpft und ohne Weste war,
    ließ nur einen seilförmig zusammengedrehten
    Krawattenzipfel hervorsehen. Allein Herr
    Madinier trug einen Frack, einen vornehmen
    Frack mit eckigen Schößen. Und die Passanten
    blieben stehen, um diesen Herrn zu sehen, der
    die dicke Mutter Coupeau mit ihrem grünen
    Schal und ihrer schwarzen Haube mit roten
    Bändern spazierenführte. Gervaise, die in
    ihrem Kleid von herbem Blau sehr anmutig
    und heiter aussah und die Schultern unter
    ihrem engen Umhang zusammengezogen
    hatte, hörte gefälligerweise Lorilleux'
    Witzeleien mit an, der trotz der Hitze in der
    Tiefe eines ungeheuer weiten Sackpaletots fast
    verlorenging. Außerdem wandte sie von Zeit
    zu Zeit an den Straßenbiegungen ein wenig
    den Kopf, warf Coupeau, der sich in seinen
    neuen, in der Sonne glänzenden
    Kleidungsstücken beengt fühlte, ein feines
    Lächeln zu.
    Obgleich sie sehr langsam gingen, trafen sie
    eine gute halbe Stunde zu früh auf dem
    Standesamt ein. Und da der Standesbeamte
    sich verspätete, kamen sie erst gegen elf Uhr
    an die Reihe. Sie warteten auf Stühlen in einer
    Ecke des Saales, betrachteten die hohe Decke
    und die schmucklosen Wände, sprachen leise
    dabei und schoben ihre Stühle aus
    übertriebener Höflichkeit jedesmal zurück,
    wenn ein Amtsdiener vorüberging. Dennoch
    schalten sie halblaut den Standesbeamten
    einen Faulpelz; er sei doch sicherlich bei
    seiner Blonden, um sich eine Einreibung für
    sein Zipperlein machen zu lassen, vielleicht
    habe er aber auch seine Schärpe verschluckt.
    Aber als der Beamte erschien, standen sie
    ehrerbietig auf. Man bedeutete ihnen, sich
    wieder zu setzen.
    Alsdann wohnten sie drei Trauungen bei,
    waren in drei bürgerliche Hochzeiten
    hineingeraten, mit Bräuten in Weiß, kleinen
    Mädchen mit gebrannten Locken, Fräulein mit
    rosa Gürteln und endlosen Gefolgen von
    Herren und Damen, die ihren Sonntagsstaat
    anhatten und sehr vornehm aussahen. Als sie
    dann aufgerufen wurden, wären sie beinahe
    nicht getraut worden, weil RöstfleischBibi
    verschwunden war. Boche fand ihn unten auf
    dem Platz, eine Pfeife rauchend, wieder. Das
    seien ja auch nette Käuze in der Bude da,
    denen die Leute schnuppe seien, weil sie keine
    hellgelben Handschuhe besäßen, die sie ihnen
    unter die Nase halten konnten! Und die
    Formalitäten, das Vorlesen aus dem
    Gesetzbuch, die Fragen, die gestellt wurden,
    das Unterzeichnen der Urkunden, wurden so
    flink erledigt, daß sie einander ansahen, weil
    sie sich um eine gute Hälfte der Zeremonie
    betrogen glaubten. Benommen und dem
    Weinen nahe, preßte sich Gervaise ihr
    Taschentuch auf die Lippen. Mama Coupeau
    weinte heiße Tränen. Alle hatten sich über das
    Register hergemacht und malten mit großen
    hinkenden Buchstaben ihre Namen, außer dem
    Bräutigam, der ein Kreuz gezeichnet hatte,
    weil er nicht schreiben konnte. Sie gaben jeder
    vier Sous für die Armen. Als der Diener
    Coupeau den Trauschein aushändigte,
    entschloß sich dieser, von Gervaise am
    Ellbogen angestoßen, noch fünf Sous
    herauszurücken.
    Vom Standesamt zur Kirche war es ein ganzes
    Ende. Unterwegs tranken die Männer Bier,
    Mama

    Coupeau

    und

    Gervaise
    Schwarzbeerlikör mit Wasser. Und sie hatten
    eine lange Straße entlangzugehen, auf die die
    Sonne senkrecht ohne ein Streifchen Schatten
    herabfiel. Der Küster wartete mitten in der
    leeren Kirche auf sie; er schob sie auf eine
    kleine Kapelle zu, wobei er sie wütend fragte,
    ob sie etwa deswegen zu spät kämen, um sich
    über die Religion lustig zu machen. Ein
    Priester, dem ein Meßdiener in schmutzigem
    Chorhemd voraustrippelte, kam mit
    mürrischem

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