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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Gewichtigkeit
    eines Arbeitgebers. Er spuckte ausgiebig und
    rollte seine großen Augen.
    »Mein Gott«, sagte er, »man könnte ja ins
    Museum gehen ...« Und er streichelte sich das
    Bann, wobei er die Gesellschaft mit einem
    Blinzeln fragend anblickte. »Da sind
    Antiquitäten, Bilder, Gemälde, ein Haufen
    Sachen. Es ist sehr lehrreich ... Vielleicht
    kennen Sie das nicht. Oh, das muß man
    zumindest einmal gesehen haben.«
    Die Hochzeitsgäste schauten sich an, fühlten
    einander auf den Zahn. Nein, Gervaise kannte
    das nicht, Frau Fauconnier, Boche und die
    anderen auch nicht. Coupeau glaubte eines
    Sonntags mal hingegangen zu sein, aber er
    erinnerte sich nicht mehr genau. Man zögerte
    jedoch, bis Frau Lorilleux, auf die Herrn
    Madiniers Gewichtigkeit großen Eindruck
    machte, das Anerbieten schicklich und sehr
    anständig fand. Da man nun mal den Tag
    geopfert habe und angezogen sei, könne man
    ebensogut etwas der Bildung halber
    besichtigen. Alle stimmten zu. Da lieh man
    sich, weil es noch immer ein wenig regnete,
    vom Weinhändler Regenschirme, blaue, grüne
    und kastanienbraune alte Regenschirme, die
    die Kunden vergessen hatten, und man brach
    zum Museum auf.
    Die Hochzeitsgesellschaft wandte sich nach
    rechts und ging durch den Faubourg
    SaintDenis nach Paris hinunter. Laufend und
    den anderen vorauseilend, schritten Coupeau
    und Gervaise wiederum an der Spitze. Herr
    Madinier hatte jetzt Frau Lorilleux den Arm
    gereicht, da Mama Coupeau ihrer Beine wegen
    in der Weinschenke zurückgeblieben war.
    Dann kamen Lorilleux und Frau Lerat, Boche
    und Frau Fauconnier, RöstfleischBibi und
    Fräulein Remanjou, zuletzt das Ehepaar
    Gaudron.
    Es waren zwölf Personen. Das ergab abermals
    eine schöne lange Reihe auf dem Bürgersteig.
    »Oh, wir haben nichts damit zu tun, das
    schwöre ich Ihnen«, erklärte Frau Lorilleux
    Herrn Madinier. »Wir wissen nicht, wo er sie
    herhat, oder vielmehr, wir wissen es nur zu
    gut, aber uns kommt es nicht zu, etwas zu
    sagen, nicht wahr? – Mein Mann hat die
    Trauringe kaufen müssen. Heute morgen beim
    Aufstehen mußte er ihnen zehn Francs leihen,
    sonst hätte nichts weiter stattgefunden ... Eine
    Braut, die nicht einmal einen Verwandten zu
    ihrer Hochzeitsfeier mitbringt! Sie sagt, sie
    hätte in Paris eine Schwester, die eine
    Fleischersfrau ist. Warum hat sie sie dann
    nicht eingeladen?« Sie unterbrach sich, um auf
    Gervaise zu zeigen, die wegen des
    abschüssigen Bürgersteigs stark hinken mußte.
    »Sehen Sie sie sich an! Ist das die
    Möglichkeit! – So ein Hinkebein!«
    Und das Wort »Hinkebein« machte die Runde
    in der Gesellschaft. Lorilleux feixte und sagte,
    man solle sie so nennen. Aber Frau Fauconnier
    nahm Gervaise in Schutz: man tue unrecht,
    sich über sie lustig zu machen, sie sei
    blitzsauber und könne tüchtig arbeiten, wenn
    es nötig sei. Frau Lerat, die immer voller
    zotenhafter Anspielungen steckte, nannte das
    Bein der Kleinen einen »Liebeskegel«, und sie
    fügte hinzu, viele Männer liebten das, ohne
    sich näher darüber auslassen zu wollen.
    Die Hochzeitsgesellschaft, die aus der Rue du
    Faubourg SaintDenis herauskam, überquerte
    den Boulevard. Sie wartete einen Augenblick
    angesichts der Flut der Wagen, dann wagte sie
    sich über den Fahrdamm, der durch das
    Gewitter in eine Lache strömenden
    Schlammes verwandelt worden war. Der
    Platzregen setzte wieder ein, die
    Hochzeitsgesellschaft hatte eben die Schirme
    aufgespannt; und unter den jämmerlichen
    Musspritzen, die in den Händen der Männer
    hin und her schwankten, rafften die Frauen
    ihre Röcke hoch, die lange Reihe zog sich im
    Schmutz auseinander und reichte von einem
    Bürgersteig zum anderen. Da schrien zwei
    halbwüchsige

    Rüpel

    wie

    beim
    Faschingsumzug, Spaziergänger eilten herbei,
    Kramladenbesitzer,

    die

    belustigt
    dreinschauten, stellten sich hinter ihren
    Schaufenstern auf die Zehenspitzen. Inmitten
    des Gewimmels der Menge bildeten die
    feierlich dahinwandelnden Paare auf dem
    grauen und nassen Untergrund des Boulevards
    grelle Flecke: Gervaises tiefblaues Kleid, Frau
    Fauconniers rohseidenes Kleid mit den
    aufgedruckten Blumen, Boches kanariengelbe
    Hose. Die Steifheit von Leuten im
    Sonntagsstaat verlieh Coupeaus glänzendem
    Gehrock und Herrn Madiniers eckigem Frack
    eine karnevalsmäßige Drolligkeit, während
    Frau Lorilleux' schöne Toilette, Frau Lerats
    ausgefaserte Fransen und Fräulein

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