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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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als er abends heimkam,
    Gervaise ganz durcheinander an. Sie weigerte
    sich zu sprechen, sie habe gar nichts, sagte sie.
    Als sie jedoch den Tisch verkehrt deckte und
    mit den Tellern stehenblieb, um in tiefes
    Nachdenken zu versinken, wollte ihr Mann
    unbedingt wissen, was los sei.
    »Also gut«, gestand sie schließlich, »der
    Laden des Kleinkrämers in der Rue de la
    Goutted'Or, der ist zu vermieten, das ist's ...
    Ich habe es vor einer Stunde gesehen, als ich
    Garn kaufen gegangen bin. Das hat mir einen
    Schlag versetzt.«
    Es war ein sehr geeigneter Laden, gerade in
    dem großen Haus, in dem zu wohnen sie
    früher geträumt hatten. Da war ein Laden
    vorhanden, eine Ladenstube mit zwei weiteren
    Zimmern rechts und links – kurzum das, was
    sie brauchten; die Räume ein bißchen klein,
    aber gut verteilt. Nur zu teuer fand sie es, der
    Hausbesitzer sprach von fünfhundert Francs.
    »Du hast ihn also besichtigt und hast nach dem
    Preis gefragt?« sagte Coupeau.
    »Ach, weißt du, aus Neugierde«, antwortete
    sie und heuchelte eine gleichgültige Miene.
    »Man sucht eben, man geht bei allen
    Aushängen rein, das verpflichtet zu nichts ...
    Aber der da ist entschieden zu teuer.
    Außerdem wäre es vielleicht eine Dummheit,
    wenn ich mich selbständig machte.«
    Nach dem Abendessen kam sie jedoch auf den
    Laden des Krämers zurück. Sie zeichnete die
    Räumlichkeiten auf den Rand einer Zeitung.
    Und nach und nach plauderte sie davon, maß
    die Ecken aus, richtete die Zimmer ein, als
    müsse sie schon am nächsten Tag ihre Möbel
    dort unterbringen. Als Coupeau ihr großes
    Verlangen sah, drängte er sie, den Laden zu
    mieten; unter fünfhundert Francs würde sie
    todsicher nichts Anständiges finden; und
    außerdem würde man vielleicht eine
    Mietsherabsetzung erreichen. Das einzig
    Verdrießliche sei, daß man im Haus der
    Lorilleux wohnen werde, die sie nicht leiden
    könne. Aber sie wurde böse, sie habe gegen
    niemanden etwas. Und im Feuereifer ihres
    Verlangens nahm sie die Lorilleux sogar in
    Schutz; im Grunde seien sie nicht bösartig,
    man würde sich sehr gut vertragen. Und als sie
    im Bett lagen und Coupeau bereits schlief,
    fuhr sie fort, ihren Laden innen einzurichten,
    ohne daß sie jedoch klar und deutlich
    eingewilligt hatte, ihn zu mieten.
    Als sie am nächsten Tag allein geblieben war,
    vermochte sie dem Verlangen nicht zu
    widerstehen, die Glasglocke der Uhr
    abzunehmen und das Sparkassenbuch zu
    betrachten. Wenn man bedachte, daß ihr Laden
    da drin war, in diesen mit häßlichen
    Buchungen besudelten Blättern! Bevor sie zur
    Arbeit ging, fragte sie Frau Goujet um Rat, die
    ihren Plan sich selbständig zu machen,
    nachdrücklich billigte; mit einem Mann wie
    dem ihren, einem guten Menschen, der nicht
    trinke, sei sie sicher, es zu etwas zu bringen
    und nicht ruiniert zu werden. Zum Mittagessen
    ging sie sogar zu den Lorilleux hinauf, um
    deren Meinung zu hören. Sie wünschte, daß es
    nicht so aussehe, als verhehle sie der Familie
    etwas.
    Frau Lorilleux war starr. Was, Hinkebein
    würde nun bald einen Laden haben! Und
    blutenden Herzens stotterte sie und mußte sich
    sehr erfreut zeigen: zweifellos sei der Laden
    bequem, Gervaise habe recht, ihn zu nehmen.
    Aber als sie sich wieder ein wenig gefaßt
    hatte, sprachen sie und ihr Mann von der
    Feuchtigkeit des Hofes und von dem traurigen
    Tageslicht der Räume im Erdgeschoß. Oh, das
    sei ein richtiger Winkel für Rheumatismus.
    Aber schließlich, wenn sie zu mieten
    entschlossen sei, so würden ihre Bedenken sie
    ganz bestimmt nicht hindern, den Laden zu
    mieten, nicht wahr?
    Lachend gestand Gervaise abends offen, daß
    sie krank geworden wäre, wenn man sie daran
    gehindert hätte, den Laden zu bekommen.
    Bevor sie sagte: »Die Sache ist abgemacht!«,
    wollte sie allerdings Coupeau mitnehmen,
    damit er sich die Räumlichkeiten ansehe und
    versuche, eine Herabsetzung der Miete zu
    erreichen.
    »Also morgen, wenn es dir recht ist«, sagte ihr
    Mann, »du holst mich gegen sechs Uhr in der
    Rue de la Nation von dem Haus ab, wo ich
    arbeite, und wir gehen auf dem Heimweg
    durch die Rue de la Goutte d'Or.«
    Coupeau vollendete zu der Zeit die
    Dacharbeiten an einem neuen dreistöckigen
    Haus. An diesem Tage sollte er gerade die
    letzten Zinkbleche anbringen. Da das Dach
    fast flach war, hatte er seinen Werktisch, ein
    breites Brett auf zwei Böcken, dort aufgestellt.
    Die Schornsteine vergoldend, ging eine schöne
    Maisonne unter. Und hoch oben am

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