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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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klaren
    Himmel schnitt der Arbeiter, über den
    Werktisch gebeugt wie ein Schneider, der zu
    Hause ein paar Hosen zuschneidet, mit der
    Blechschere gelassen sein Zink zurecht. An
    der Mauer des Nachbarhauses unterhielt sein
    Gehilfe, ein schmächtiger und blonder
    Schlingel von siebzehn Jahren, das Feuer des
    Kohlenbeckens, indem er einen riesigen
    Blasebalg handhabte, der bei jedem
    Atemhauch ein Funkensprühen aufstieben ließ.
    »He, Zidore! Leg die Kolben rein!« schrie
    Coupeau.
    Der Gehilfe steckte die Lötkolben tief in die
    Kohlenglut, die im hellen Tageslicht blaßrosa
    aussah. Dann setzte er den Blasebalg wieder in
    Tätigkeit. Coupeau hielt das letzte Zinkblech
    in der Hand. Es war noch am Rande des
    Daches neben der Regenrinne anzubringen.
    Dort war das Dach sehr abschüssig, und das
    gähnende Loch der Straße höhlte sich aus. Wie
    zu Hause ging der Bauklempner in
    Filzschuhen aus Tuchstreifen schlurfend nach
    vorn und pfiff dabei das Liedchen »He, ihr
    kleinen Lämmchen!« vor sich hin. Vor dem
    Loch angekommen, ließ er sich hinabgleiten,
    stemmte sich mit einem Knie gegen das
    Mauerwerk eines Schornsteins, verharrte auf
    halbem Wege zum Pflaster. Eins seiner Beine
    baumelte herab. Als er sich zurückbeugte, um
    Zidore, diesen Hänfling, zu rufen, hielt er sich
    wegen des Bürgersteigs da unter ihm an einer
    Ecke des Mauerwerks fest.
    »Verdammter Trödler, mach schon! – Gib
    doch die Kolben her! Wenn du auch in die
    Luft guckst, du langer Lümmel, dir fliegen
    keine gebratenen Tauben ins Maul!«
    Aber Zidore beeilte sich nicht. Er interessierte
    sich für die Nachbardächer, für eine dicke
    Rauchwolke, die im Hintergrund von Paris in
    der Gegend von Grenelle aufstieg; das konnte
    ja ein Brand sein. Er legte sich jedoch platt auf
    den Bauch, hielt den Kopf über das Loch, und
    er reichte Coupeau die Kolben. Alsdann
    begann dieser das Blech zu löten. Er kauerte
    sich hin, machte sich lang und hielt, auf einer
    Hinterbacke sitzend, auf einer Zehenspitze
    hockend, sich mit einem Finger festhaltend,
    immer sein Gleichgewicht. Er verfügte über
    einen verfluchten Schneid, eine höllische,
    vertraute, der Gefahr trotzende Dreistigkeit.
    Darin kannte er sich aus. Die Straße, die hatte
    Angst vor ihm. Da er nicht von seiner Pfeife
    abließ, drehte er sich von Zeit zu Zeit um und
    spuckte seelenruhig auf die Straße.
    »Aha, Madame Boche!« rief er auf einmal.
    »He, Madame Boche!«
    Soeben hatte er die Concierge erblickt, als sie
    den Fahrdamm überquerte. Sie hob den Kopf,
    erkannte ihn. Und es entspann sich ein
    Gespräch vom Dach zum Bürgersteig. Sie
    verbarg die Hände unter ihrer Schürze, hielt
    die Nase in die Luft. Er, der nun aufrecht
    dastand, seinen linken Arm um ein
    Schornsteinrohr gelegt hatte, beugte sich vor.
    »Haben Sie meine Frau nicht gesehen?« fragte
    er.
    »Nein, bestimmt nicht«, antwortete die
    Concierge. »Ist sie hier in der Nähe?«
    »Sie soll mich abholen ... Und bei Ihnen zu
    Hause ist alle? wohlauf?«
    »O ja, danke. Ich bin die Kränkste, wissen
    Sie ... Ich gehe in die Chaussée de
    Clignancourt eine kleine Hammelkeule holen.
    Der Schlächter neben der MoulinRouge41
    verkauft sie für nur sechzehn Sous.«
    Sie schrien lauter, weil ein Wagen durch die
    breite, menschenleere Rue de la Nation fuhr.
    Ihre mit voller Kraft hingeschleuderten Worte
    hatten eine kleine Alte veranlaßt, sich an ihr
    Fenster zu stellen; und diese Alte verharrte
    dort mit aufgestützten Ellbogen und
    verschaffte sich die Zerstreuung einer heftigen
    Aufregung, indem sie diesem Manne auf dem
    gegenüberliegenden Dach zuschaute, als hoffe
    sie, ihn jeden Augenblick abstürzen zu sehen.
    »Na, dann guten Abend!« rief Frau Boche
    noch. »Ich will Sie nicht stören.«
    Coupeau drehte sich um, ergriff wieder den
    Kolben, den Zidore ihm hinhielt. Aber in dem
    Augenblick, da sich die Concierge entfernte,
    erblickte sie auf dem anderen Bürgersteig
    Gervaise, die Nana an der Hand hielt. Sie hob
    schon wieder den Kopf, um den Bauklempner
    davon zu unterrichten, als ihr die junge Frau
    mit einer energischen Handbewegung den
    Mund verschloß.
    Und mit halber Stimme, damit sie dort oben
    nicht zu hören war, teilte sie ihre Besorgnis
    mit: sie fürchte, wenn sie sich so plötzlich
    zeige, ihrem Mann einen Stoß zu versetzen,
    der ihn hinunterstürzen könnte. In vier Jahren
    hätte sie ihn nur ein einziges Mal von seiner
    Arbeit abgeholt. Am heutigen Tage sei es das
    zweitemal, Sie könne das nicht mit

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