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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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lassen,
    so gut sie eben konnte. Auf der Höhe der Rue
    des Poissonniers angelangt, hatte er dann den
    Kopf gewandt und auf Paris herabgeschaut. Da
    unten werde doch was Elendiges
    zusammengepfuscht, eines Tages könnte es
    das Volk bereuen, die Hände in den Schoß
    gelegt zu haben. Aber Coupeau feixte und
    nannte diejenigen allzu dumme Esel, die ihre
    Haut zu Markte trügen, bloß um den
    verdammten

    Faulenzern

    in

    der
    Abgeordnetenkammer ihre fünfundzwanzig
    Francs40 zu erhalten.
    Abends luden die Coupeaus die Goujets zum
    Essen ein. Beim Nachtisch drückten sich
    Schwarzbeersaftjung und Goldmaul je zwei
    schallende Küsse auf die Wangen. Nun war es
    eine Freundschaft auf Leben und Tod.
    Drei Jahre lang floß das Leben der beiden
    Familien zu beiden Seiten des Treppenflurs
    ohne jedes Ereignis dahin. Gervaise hatte die
    Kleine aufgezogen, wobei sie Mittel und Wege
    gefunden hatte, höchstens zwei Arbeitstage
    wöchentlich einzubüßen. Sie wurde eine gute
    Arbeiterin für Feinwäsche, verdiente bis zu
    drei Francs. Daher hatte sie sich auch
    entschlossen, Etienne, der in sein achtes Jahr
    ging, in eine kleine Kostschule in der Rue de
    Chartres zu stecken, wo sie hundert Sous
    bezahlte. Trotz der Last der beiden Kinder
    brachte das Ehepaar jeden Monat zwanzig bis
    dreißig Francs auf die Sparkasse. Als ihre
    Ersparnisse die Summe von sechshundert
    Francs erreichten, konnte die junge Frau nicht
    mehr schlafen, weil sie von einem ehrgeizigen
    Traum besessen war: sie wollte sich
    selbständig machen, einen kleinen Laden
    mieten und nun selber Arbeiterinnen
    einstellen. Sie hatte alles berechnet. Wenn die
    Arbeit gut voranging, konnten sie nach
    zwanzig Jahren über Zinsen verfügen, die sie
    irgendwo auf dem Lande verzehren würden.
    Doch sie wagte sich nicht damit heraus. Sie
    sagte, sie suche einen Laden, um sich Zeit zum
    Überlegen zu lassen. Das Geld auf der
    Sparkasse hatte nichts zu befürchten, im
    Gegenteil, es heckte noch. In drei Jahren hatte
    sie einen einzigen ihrer Wünsche befriedigt:
    sie hatte sich eine Stutzuhr gekauft; dazu
    mußte noch diese Stutzuhr, eine Stutzuhr aus
    Palisanderholz mit gewundenen Säulen und
    einem Perpendikel aus vergoldetem Kupfer, in
    einem Jahr abbezahlt werden mit jeden
    Montag fälligen Raten von zwanzig Sous.
    Wenn Coupeau davon sprach, daß er sie
    aufziehen wolle, wurde sie böse; sie allein
    nahm die Glasglocke ab, wischte andächtig die
    Säulen ab, als habe sich die Marmorplatte ihrer
    Kommode in eine Kapelle verwandelt. Unter
    der Glocke hatte sie hinter der Uhr das
    Sparkassenbuch versteckt. Und oft, wenn sie
    von ihrem Laden träumte, vergaß sie dort vor
    dem Zifferblatt die Zeit, sah unverwandt zu,
    wie sich die Zeiger drehten, und schien auf
    irgendeine besondere und feierliche Minute zu
    warten, um sich zu entscheiden.
    Die Coupeaus gingen fast alle Sonntage mit
    den Goujets aus. Das waren nette Ausflüge,
    ein gebratener Fisch in SaintOuen oder ein
    Kaninchen in Vincennes, die ohne viel
    Aufhebens in der Laube eines Gastwirts
    verzehrt wurden. Die Männer tranken nur, bis
    ihr Durst gelöscht war, und kehrten gesund
    und munter heim, wobei sie den Damen den
    Arm reichten. Abends vor dem Schlafengehen
    rechneten die beiden Familien und teilten die
    Ausgaben zur Hälfte auf; und nie erhob sich
    wegen eines Sous zuviel oder zuwenig ein
    Streit.
    Die Lorilleux waren eifersüchtig auf die
    Goujets. Das kam ihnen denn doch komisch
    vor, daß sie sahen, wie Schwarzbeersaftjung
    und Hinkebein ständig mit Fremden
    ausgingen, wo sie doch Verwandte hatten. Ja,
    wirklich, sie kümmerten sich einen Dreck um
    ihre Verwandten! Seitdem sie ein paar Sous
    beiseite gelegt hatten, taten sie sich ganz schön
    dick. Frau Lorilleux, die sehr ärgerlich darüber
    war, daß ihr Bruder ihr entglitt, begann wieder
    Beleidigungen gegen Gervaise zu speien. Frau
    Lerat dagegen ergriff Partei für die junge Frau,
    nahm sie in Schutz, indem sie ungewöhnliche
    Geschichten erzählte, Verführungsversuche
    abends auf dem Boulevard, aus denen sie sie
    als Dramenheldin hervorgehen ließ, die ihren
    feigen Angreifern ein paar Ohrfeigen
    verabfolgte. Was Mama Coupeau anging, so
    trachtete sie alle miteinander auszusöhnen und
    sich bei allen ihren Kindern beliebt zu
    machen: ihre Sehkraft nahm immer mehr ab,
    sie hatte nur noch eine Aufwartestelle, sie war
    froh, bei den einen wie den anderen hundert
    Sous aufzutreiben.
    An demselben Tag, an dem Nana drei Jahre alt
    wurde, traf Coupeau,

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