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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Moment ausgesucht, auf ihren feindseligen Wahn-Modus umzuschalten. Also hatte er der Abstinenz entsagt, und als er an diesem Abend wieder zur Hütte kam, hatte er so viel Gras geraucht, dass davon ein ganzer Rasta-Chor ins Koma gesunken wäre.
    Dafür war der Grasgarten, den er angelegt hatte, nicht gedacht gewesen. Ganz und gar nicht. Nicht wie in den alten Zeiten, in denen er seine Beete für den persönlichen Gebrauch genutzt hatte. Nein, der kleine Forst aus zwei Meter hohen, klebrigen Blütenstauden, der ihr Grundstück zur Ranch hin begrenzte, war ein rein kommerzielles Unternehmen, wenn auch aus dem richtigen Grund. Aus Liebe.
    Obwohl die Aussicht, je wieder zum Film zurückzukehren, im Lauf der Jahre zunehmend trüber wurde, hatte Molly weiterhin mit ihrem Breitschwert trainiert. Nackt bis auf die Unterwäsche oder in Sport-BH und Jogginghose, hatte sie Tag für Tag auf der Lichtung vor der Hütte einem imaginären Partner » en garde « zugerufen und war gehüpft und gesprungen, hatte gestoßen, pariert, gehackt und geschlagen, bis ihr die Luft ausging. Abgesehen von der Tatsache, dass dieses Ritual sie unglaublich fit hielt, machte es sie glücklich, was wiederum Theo unendlich freute. Er hatte sie sogar dazu ermutigt, sich mit japanischem Kendo zu beschäftigen, worin sie – was nicht überraschen konnte – ausgezeichnet war, so dass sie oft genug Kämpfe gegen Gegner gewann, die fast doppelt so groß waren wie sie.
    Und indirekt hatte das alles dazu geführt, dass Theo zum ersten Mal in seinem Leben aus kommerziellen Gründen Marihuana anbaute. Er hatte Möglichkeiten ausgelotet, aber die Banken waren mehr als widerwillig, ihm ein halbes Jahresgehalt zu leihen, um dafür ein Samurai-Schwert zu erwerben. Nun, eigentlich kein Samurai-Schwert, aber ein japanisches Schwert – ein antikes, japanisches Schwert, das der meisterliche Klingenschmied Hisakuni aus Yamashiro im späten 13. Jahrhundert angefertigt hatte. Sechstausend gefaltete Schichten aus Hartstahl, selbst nach achthundert Jahren noch makellos ausbalanciert und rasiermesserscharf. Es war ein tashi, ein gebogenes Kavallerieschwert, länger und schwerer als die traditionellen katanas, die später von Samurais im Bodenkampf verwendet wurden. Molly würde das Gewicht bei ihrem Training zu schätzen wissen, da es dem des Theater-Breitschwerts glich, das von ihrer gescheiterten Filmkarriere übrig geblieben war. Außerdem würde sie zu schätzen wissen, dass es echt war, und Theo hoffte, sie würde verstehen, dass er ihr damit sagen wollte, wie sehr er alles an ihr liebte, sogar das Warrior Babe (er rieb sich nur an manchen Teilen lieber als an anderen). Das tashi lag in Samt gewickelt versteckt ganz hinten im obersten Regal von Theos Schrank, wo er früher seine Bong-Sammlung aufbewahrt hatte.
    Das Geld? Nun, ein alter Freund von Theo aus den Kiffertagen, ein Pflanzer aus Big Sur, der inzwischen Großhändler geworden war, hatte Theo gern das Geld für seine Ernte vorgestreckt. Es hatte ein rein kommerzielles Unternehmen werden sollen: rein und raus, keiner kommt zu Schaden. Aber jetzt kam Theo zum ersten Mal seit Jahren zugedröhnt zur Arbeit, und er spürte, dass auf eine schlechte Nacht kein guter Tag folgen würde.
    Dann kam der Anruf von Dale Pearsons Freundin/Frau/ Sonstwas, und der Abstieg in den Höllentag begann.
     
    Theo genehmigte sich einen ordentlichen Spritzer Augentropfen und hielt bei Brine’s Bait, Tackle and Fine Wines, um sich einen großen Kaffee zu holen, bevor er rüber zu Lena Marquez’ Haus fuhr und sich auf die Suche nach ihrem Exmann machte. Zwar mochte nach dem Zwischenfall am Thrifty-Mart am Montag und einem guten Dutzend ähnlicher Vorfälle jedermann klar sein, dass ihre Abneigung für einander an blanken Hass grenzte, doch hatte es die beiden nie daran gehindert, sich hin und wieder zu vertrautem, nachehelichem Sex zusammenzufinden. Theo hätte nicht mal was davon gewusst, aber Molly war mit Lena gut befreundet, und Frauen redeten über solche Sachen.
    Lena wohnte in einem hübschen, eingeschossigen Holzhaus auf einem halben Morgen Kiefernwald, der an eine der zahlreichen Ranches von Pine Cove grenzte. Es war erheblich mehr Haus, als sich eine kleine Angestellte leisten konnte, aber schließlich hatte sie es sich in fünf Ehejahren mit Dale Pearson redlich verdient, dachte Theo. Er hörte es gern, wie seine Wanderstiefel auf der Veranda klangen, als er die Haustür ansteuerte, und er dachte, dass Molly und er sich

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