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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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gefertigt, blau-grünes, dichromatisches Glas, von silbernen Zweigen durchzogen, die aussahen, als spazierte man durch einen Wald, wenn man es drehte. Kugel und Hals lagen perfekt in der Hand und schienen aus echtem Silber gefertigt, mit dem gleichen Zweigdesign, das einen direkt anzuspringen schien. Das konnte nur für ihn gemacht worden sein, seinem Geschmack entsprechend angefertigt. Er war vollkommen aufgewühlt und blinzelte gegen seine Tränen an.
    »Es ist wunderschön.«
    »Mh-hm«, sagte Molly. »Damit du siehst, dass ich mich nicht an deinem Garten störe. Nur an dir.«
    »Molly, ich will doch nur mit Lena sprechen. Ihr Freund hat gedroht, mich zu erpressen. Ich pflanz doch nur …«
    »Nimm es und geh«, sagte Molly.
    »Süße, du solltest Dr. Val anrufen und fragen, ob sie vielleicht Zeit für dich …«
    »Hau endlich ab! Du wirst mir nicht erzählen, wann ich mit einer Therapeutin sprechen soll! Raus!«
    Es hatte keinen Sinn. Jedenfalls jetzt nicht. Ihre Stimme war nur noch dieses Warrior-Babe -Kreischen – er kannte es von den paar Malen, als er sie ins Krankenhaus gebracht hatte, noch bevor sie ein Paar geworden waren. Als sie nur die dorfeigene Irre gewesen war. Sie würde ausrasten, wenn er sie weiter bedrängte. »Gut. Ich gehe. Aber ich ruf dich an, okay?«
    Sie sah ihn nur mit diesem Blick an.
    »Es ist Weihnachten …« Ein letzter Versuch vielleicht.
    Der Blick.
    »Gut. Dein Geschenk liegt ganz hinten im Schrank, im obersten Fach. Fröhliche Weihnachten.«
    Er nahm Socken und Unterhosen aus der Schublade, schnappte sich ein paar Hemden aus dem Schrank und ging zur Haustür hinaus. Sie knallte die Tür so fest hinter ihm zu, dass eine der Scheiben zerbrach. Die klirrenden Splitter auf dem Gehweg klangen, als würden sie sein ganzes Leben auf den Punkt bringen.

11
Eine Schleimspur guter Laune
     
    Er sah aus wie poliertes Mahagoni, aber wenn er sich bewegte, schien es, als sei er flüssig. Grün und rot schimmerte das Bühnenlicht auf seinem kahlen Schädel, wenn er auf dem Hocker wankte und die Saiten seiner blonden Stratocaster mit dem abgeschlagenen Hals einer Bierflasche quälte. Er hieß Catfish Jefferson und war siebzig oder achtzig oder hundert Jahre alt, und ähnlich wie Roberto trug er seine Sonnenbrille auch im Haus. Catfish war ein Bluesman, und am Abend vor dem Weihnachtsfest sang er im Head-of-the-Slug-Saloon einen trostlosen Twelve-Bar-Blues-Nebel herbei.
     
    Caught my baby boning Santa,
    Underneath the mistletoe (Lawd have mercy) .
    Caught my baby boning Santa,
    Underneath the mistletoe.
    Used to be my Christmas angel
    Now she’s just a Christmas ho.
     
    »Aber hallo!«, rief Gabe Fenton. »Ganz genau, Mann, ganz genau. Du weißt gar nicht, wie Recht du hast, Bruder.«
    Theophilus Crowe sah seinen Freund an, einen aus der Reihe bedrückter, unglücklicher Männer am Tresen, die sich mehr oder weniger im Rhythmus der Musik wiegten, und schüttelte den Kopf. »Könnte irgendjemand weißer sein als du?«, fragte Theo.
    »Ich hab den Blues«, sagte Gabe. »Sie hat mir das Herz aus dem Leib gerissen.«
    Gabe hatte getrunken. Theo – wenn er auch keineswegs nüchtern war – nicht.
    (Er hatte sich mit Catfish zwischen den Sets einen zahnstocherdünnen Joint mit Hammergras aus Big Sur geteilt, draußen auf dem Parkplatz hinter dem Slug, und bei Windstärke 9 versucht, seinem Feuerzeug eine Flamme zu entlocken.)
    »Hätte gar nicht gedacht, dass ihr Schleimscheißer hier so was wie Wind und Wetter habt«, krächzte Catfish, nachdem er den Rauch so tief eingeatmet hatte, dass die Glut wie das sengende Auge eines Dämons aussah, der ihn aus einer Höhle anstarrte, die aus dunklem Finger und Lippe bestand. (Die Hitze konnte der Hornhaut an seinen Fingerspitzen nichts anhaben.)
    »El Niño«, sagte Theo und stieß eine Rauchwolke aus.
    »Bitte?«
    »Eine warme Meeresströmung im Pazifik. Kommt die Küste rauf, alle zehn Jahre oder so. Macht den Fischern das Leben schwer, bringt sintflutartigen Regen und Stürme. Angeblich sollen wir dieses Jahr wieder einen El Nino kriegen.«
    »Wann weiß man das?« Der Bluesman hatte seinen ledernen Fedora aufgesetzt und hielt ihn im Wind fest.
    »Normalerweise wenn alles überflutet ist, die Weinreben ruiniert sind und die Häuser am Kliff ins Meer rutschen.«
    »Und alles, weil das Wasser zu warm ist?«
    »Genau.«
    »Kein Wunder, dass euch das ganze Land hasst«, sagte Catfish. »Gehen wir rein, bevor es uns nach Clarksville weht.«
    »So schlimm

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