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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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hinführte, und bemerkte, daß man die Straße verlassen hatte und hügelan auf einen Wald zuritt.
    Das Gelände zwang sie, ihren Schritt zu verlangsamen. Es lagen große Steine auf dem Weg, und tief hängende Äste streiften ihre Köpfe. Ein schmaler Pfad führte durch den Wald. Soweit Dominica feststellen konnte, ritten sie in Richtung Norden, auf Vasconosa zu.
    Einer der Reiter sprengte nach vorn und ritt neben ihr her. Sie sah die Hand mit dem eleganten Handschuh auf dem Zügel liegen und roch den süßen Moschusduft. Es war nicht Furcht, die sie jetzt überkam, sondern eisiger Zorn, der ihr die Rede verschlug. Sie rang nach Worten, suchte den geeigneten Ausdruck zu finden, und sagte schließlich im Tonfall größter Verachtung: »Ihr könnt die Maske abnehmen, mein heldenhafter Vetter. Ich habe Euch erkannt.«
    Er lachte leicht auf und hob die Hand, um sich die Maske vom Gesicht zu streifen. »Es freut mich, Euch zu treffen, schönste Kusine.« Er verneigte sich vor ihr.
    Sie zischte zwischen den Zähnen hervor: »Ich müßte mich sehr irren, Señor, aber Ihr werdet sicher nicht mehr oft Gelegenheit haben, dies zu sagen.«
    »Ich bin sicher, daß Ihr da im Irrtum seid, reizende Kusine!« gab er zur Antwort und lachte wieder.
    Sie preßte die Lippen zusammen und ritt schweigend weiter. Nach einer Weile beugte sich Don Diego zu Dominica hinüber und nahm dem Mann, der sie führte, die Zügel aus der Hand. »Laßt Euch von mir geleiten!«
    »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, Señor.« Sie ritten vor den anderen Männern her. »Ihr habt mich zu diesem Schritt getrieben, Dominica«, sagte Don Diego schmeichelnd.
    Sie lachte kurz auf. Wie sie diesen Mann doch verachtete! Einen Mann, der sich für einen Schurkenstreich auch noch entschuldigte! »Heilige Jungfrau!« rief sie aus. »Ist das Eure Entschuldigung, Vetter?«
    »Sie entspringt meiner Liebe zu Euch«, sagte er und errötete, als er die Verachtung spürte, die in ihrer Stimme mitschwang.
    »Eine wahre Liebe, meiner Treu!«
    »Sie kennt keine Schranken. Ich sehne mich verzweifelt nach Euch. Ihr sollt nicht schlecht von mir denken!«
    »Ich werde überhaupt nicht an Euch denken«, gab sie zurück. »Ihr seid mir viel zu bedeutungslos!«
    Er runzelte die Stirn. »Ich werde Euch das Gegenteil beweisen, Dominica.«
    Sie gähnte.
    »Ihr verachtet mich«, sagte er. »Aber ich liebe Euch. Ihr habt mich verspottet. Ihr habt geringschätzig mit mir gesprochen und mir die kalte Schulter gezeigt, aber ich habe Euch nun in meiner starken Hand!«
    Ihre Augen blitzten auf, sie kräuselte die Lippen. »In Eurer starken Hand? Ihr!?« Sie versetzte dieser Hand einen leichten Schlag mit ihrem Handschuh. »Mein Gott, ich könnte Euch eine starke Hand zeigen, damit Ihr wißt, was das ist!«
    Sein Gesicht verfinsterte sich. »Ihr betrügt Euch selbst, Dominica. War die Hand Beauvallets denn so stark? Hat sie ihn vor der Gefangennahme bewahrt? Wird sie ihn vor dem Scheiterhaufen bewahren?«
    Sie blickte ihn geringschätzig an. »Ihr wißt nicht, was Ihr redet. Ihr seid lächerlich. O Gott, Ihr widert mich an!«
    »Das werdet Ihr nicht mehr lange sagen«, antwortete er.
    »Wieso? Werde ich Euch wirklich loswerden? Ich danke Gott für diese Befreiung!«
    Er grinste höhnisch. »Wer sollte Euch denn befreien, Señorita? Euer großer Beauvallet, der so hübsch hinter Gittern sitzt? Des Wartens auf ihn werdet Ihr noch überdrüssig werden!«
    »Das glaube ich gern, Señor«, antwortete sie leichthin. »Aber ich zweifle nicht daran, daß mir der Chevalier de Guise gern zur Seite stünde, wäre er nicht gefangen.«
    »Sehr geschickt!« meinte er. »Aber ich habe Euer Geheimnis in der Nacht entdeckt, in der man ihn festnahm. Wozu spielt Ihr weiter Theater?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich sehe keine Veranlassung, Eure verrückten Ideen mit Euch zu teilen.« Sie wandte den Kopf. »Ich nehme an, daß meine Tante diesen Plan ersonnen hat?«
    »Liebe Kusine, Ehre, wem Ehre gebührt. Ich habe alles allein erdacht.«
    »Ihr macht mich staunen. Ich hätte nie gedacht, daß Ihr den Mut zu solch einem gewagten Unterfangen haben würdet.«
    »Ich bin nicht so dumm, wie Ihr glaubt«, fiel er rasch ein. »Da Ihr Euch in der Gesellschaft von Freibeutern wohl fühlt, müßte Euch doch dies auch gefallen haben!«
    »Bei jedem anderen Entführer vielleicht, Señor«, gab sie zu.
    Er zuckte die Schultern. »Mit solchen Worten erreicht Ihr gar nichts«, erwiderte er.
    Sie ritten schweigend

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