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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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gefallen, es mit Gewalt versuchen zu müssen. Ihr werdet mich lieben lernen, auch wenn Ihr mich jetzt haßt! Schlagt Euch endlich diesen englischen Piraten aus dem Kopf!«
    »Ach du meine Güte, Señor, kommt Ihr mir schon wieder mit diesem Ammenmärchen!« rief sie. »Wollt Ihr, daß ich vollends die Geduld verliere?«
    »Es ist um ihn geschehen«, bohrte er weiter. »Er kann nicht entkommen! Vergeßt ihn, denkt nicht mehr an ihn!«
    Sie blickte ihm voll ins Gesicht und sah ihn streng an. »Señor, Ihr redet Unsinn. Aber wenn der Chevalier de Guise mein Liebhaber wäre und er El Beauvallet sein sollte, wäre ich ihm treu, selbst wenn er tot wäre und obwohl er mich selbst an den Rand des Todes gebracht hat.«
    Seine Augen blitzten böse auf. »Ihr braucht große Worte, Kusine. Aber es gibt Dinge, die schlimmer sind als der Tod.«
    Er hatte also das Gefecht eröffnet. Dominica war froh darüber. Alles war besser als seine Liebeserklärungen. »Vetter«, sagte sie und legte die Hand fest auf den Tisch. »Ich bin keine zimperliche Jungfrau, die sich von Euch Gewalt antun läßt. Ich kann Euch nur sagen, daß keine Macht der Welt mich dazu bringen kann, Euch zu heiraten.«
    Er lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück und beobachtete sie genau. »Denkt an Euren Namen, Dominica!« sagte er milde.
    »Er ist mir gleichgültig!«
    »Ach ja?« lächelte er. »Große Worte! Aber Ihr habt darüber bis jetzt noch nicht nachgedacht, liebste Kusine. Ihr zeigt mir keine Gnade, keine Güte? Soll ich mich genauso verhalten?«
    »Das würdet Ihr sicher gern tun«, sagte sie rasch. »Aber wenn Ihr glaubt, daß Ihr mir auf diese Art die Zustimmung zu einer Vermählung mit Euch abringen könnt, seid Ihr auf dem falschen Weg.«
    Er hob den Becher an die Lippen, nippte und hielt ihn weiter in der Hand, den Ellbogen auf die Armlehne gestützt. »Ich kann Euch ruinieren, meine Liebe«, sagte er. »Wenn Ihr diesen Ort unverheiratet verlaßt, kann ich es einrichten, daß Ihr Euch nirgends mehr sehen lassen könnt.«
    »Glaubt Ihr nicht, Señor, daß, wenn ich die Wahl hätte mich entweder mit jemandem wie Euch zu vermählen oder ins Kloster zu gehen, ich lieber das Kloster wählte?«
    Es war offenkundig, daß er daran nicht gedacht hatte. Er stellte den Becher hart auf den Tisch und starrte sie mit gerunzelter Stirn an. Nach einigen Augenblicken zuckte er in seiner gewohnten Art mit den Schultern und lachte kurz auf. »Leere Worte!«
    »Versucht es, Señor, und ich werde es Euch beweisen.«
    Er schenkte wieder Wein ein, trank aber nicht. »Ihr glaubt wohl, daß ich nicht weiß, welche ketzerischen Ideen in Eurem Kopf spuken!« spottete er.
    Sie bewahrte die Fassung. »All dies gehört der Vergangenheit an. Ich bin eine aufrichtige Tochter der Kirche, und Ihr könnt mir das Gegenteil nicht beweisen. Und die Kirche würde mich und mein Vermögen sicherlich mit offenen Armen aufnehmen!«
    »Ihr wißt nicht, was Ihr redet!« Er machte einen tiefen Zug aus seinem Becher und stellte ihn zurück auf den Tisch. »Damit wollt Ihr mich nur von meinen Vorsätzen abbringen, nicht mehr!«
    »Ihr gebt Euch Illusionen hin, Vetter. Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um Eure üblen Pläne zu durchkreuzen. Was hält mich hier in der Welt? Ich bin allein unter Feinden, denn als solche habt Ihr und Eure Mutter Euch ja erwiesen.«
    »Und was ist mit El Beauvallet?« fragte er und blickte sie durchdringend an, um zu sehen, ob er an ihrem Gesicht eine Veränderung bemerken könnte.
    Sie blickte ihn gerade an und antwortete geduldig: »Eure Grillen amüsieren mich. Wenn der Chevalier de Guise wirklich El Beauvallet wäre und noch dazu mein Liebhaber, was bliebe mir dann anderes als das Kloster?«
    Er sah sie spöttisch an. »Ach, ich dachte, er könne alle Hinternisse überwinden, Euer berühmter Pirat!«
    »Das dürftet Ihr auch befürchtet haben! Darum habt Ihr Madrid ja so überstürzt verlassen«, antwortete sie trocken.
    Er bleckte für einen Moment die Zähne. »Glaubt Ihr, daß Ihr auf diesem Weg etwas erreichen könnt? Ich wollte freundlich zu Euch sein, aber Ihr treibt mich zu härteren Maßnahmen. Ihr seid verrückt, Ihr wißt nicht, welch schwachen Stand Ihr habt! Es wird bereits spät, meine Liebe, und außer uns beiden und Luis ist niemand im Haus. Und ich schwöre Euch, er wird einen Hilferuf sicherlich nicht hören!«
    Sie bebte vor Angst, aber auf ihrem Gesicht war davon nichts zu bemerken. »Wenn ihr Euch von Eurer Begierde übermannen

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