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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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laßt, würdet Ihr Euch nur selbst schaden. Ihr würdet mein Vermögen verlieren!«
    Er sprang auf. »Bei Gott, Weib, Ihr seid schamlos!« rief er heftig aus. »Ist dies der Geist, in dem man in der Neuen Welt erzogen wird? Achtet Ihr Eure Ehre so gering? Schande über Euch!«
    »Achtet Ihr denn meine Ehre so hoch?« fragte sie ihn mit schneidender Stimme. »Habt Ihr mich aus Achtung für meine Ehre hierher entführt!«
    Er begann, rastlos im Zimmer auf und ab zu gehen, und stieß dabei einen Fußschemel zur Seite. Dominica saß ruhig da, beobachtete ihn und faßte neuen Mut. Er war unschlüssig. Sie wußte, daß sie die Stärkere war. Sie würde ihn noch eine Weile hinhalten können.
    Ihr Gehirn arbeitete fieberhaft. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, als er an ihr vorbeiging. Da saß sie aufrecht in ihrem Stuhl, umgeben von einer Mauer des Widerstandes. Er war erregt. Die Dinge hatten sich zu rasch entwickelt, um ihr Zeit dazu zu geben, den Mut zu verlieren. Er erkannte dies unbewußt und blickte verstohlen in ihr verschlossenes Gesicht und die dunkel glühenden Augen und konnte sich sehr gut vorstellen, daß sie ihre Drohungen in die Tat umsetzen könnte. Er hatte sie in seiner Gewalt, er konnte ihr seinen Willen aufzwingen, aber eine innere Stimme sagte ihm, daß sie in dieser Stimmung niemals nachgeben würde.
    Ihre Haltung hatte ihn wirklich schockiert. Dies war unvermutet gekommen. Er war so überrascht, daß er sich aus der Bahn geworfen fühlte. Sie saß da wie eine Göttin, furchtlos und unbesiegbar. Das war alles, was er sehen konnte. Er lief weiter im Zimmer auf und ab und kaute an seinen Fingernägeln, wie er es immer tat, wenn er sehr erregt war. Er verstand einiges von Frauen, er hatte schon mit vielen zu tun gehabt, aber diese hier war anders als alle anderen.
    Er hoffte, daß sich ihre Zuversicht bald legen würde. Sie war keine Göttin, sondern ein Mädchen, das seine Kraft aus der ungewöhnlichen Erregung schöpfte, die jedoch wieder nachlassen würde. Er beschloß, abzuwarten, bis der Mut sie verließe.
    Er blieb ihr gegenüber stehen. »Wir werden abwarten, wie Ihr Euch morgen fühlt, Kusine«, sagte er. »Wir wollen die Dinge überschlafen. Ihr seid erschöpft, ich will Euch zu keinen übereilten Entschlüssen drängen und Euch auch zu nichts zwingen. Aber eines könnt Ihr mir glauben: Wenn Ihr mir morgen abend nicht versprecht, mich zu heiraten, werdet Ihr mich nicht mehr so geduldig finden. Wenn Ihr mich nicht mit dem Segen der heiligen Kirche haben wollt, müßt Ihr mich ohne ihn nehmen. Ihr habt eine Nacht und einen Tag Zeit, Euch zu überlegen, ob Ihr meine Gattin oder meine Geliebte werden wollt. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten, das schwöre ich Euch!«
    Ihre Anspannung ließ etwas nach. Sie senkte die Lider, um ihre Erleichterung zu verbergen. In einer Nacht und einem Tag konnte allerlei geschehen. Sie hatte noch Hoffnung.
    Sie stand auf. »In diesem Fall will ich mich nun zurückziehen, wenn Ihr dies gestattet, Señor.«

22
    Wenn Joshua später über diesen tollen Ritt durch Spanien sprach, tat er dies niemals, ohne dabei den Kopf zu schütteln und eine Handbewegung zu machen, die der Unglaublichkeit der Situation Ausdruck verlieh. »Ihr wollt wissen, wie wir das bewerkstelligt haben?« pflegte er zu sagen. »Um ehrlich zu sein, ich kann es nicht sagen. Madrid haben wir sehr geschickt verlassen, niemand hat auch nur ein Wort zu uns gesagt. Es gab ja keinen Grund. Mein Herr trug den Orden vom Goldenen Vlies um den Hals, ein schönes Ding, ähnlich unserem Hosenbandorden. Das machte natürlich Eindruck, das kann ich euch sagen. Wenn uns jemand nach dem Grund unserer Reise fragte, sagten wir, wir seien im Auftrag des Königs unterwegs, und glaubt mir, wir haben nie gewartet, um zu sehen wie die Leute das aufnahmen. Die erste Nacht sind wir durchgeritten, ohne anzuhalten. Ich danke Jupiter – er spielt in meinem Leben eine große Rolle, dieser Planet –, daß der Mond in jener Nacht schien, sonst hätten wir uns verirrt. Wir ritten an irgendeiner Stadt vorbei – ihr kennt sie sicher nicht, und ich kenne sie auch nicht –, und dann sind plötzlich Wolken aufgezogen, und wir haben uns mühsam weitergetastet. Zweimal sind wir vom Weg abgekommen. Ich habe mir an den tiefhängenden Ästen fast den Hals gebrochen. Dann haben wir uns wieder verirrt und sind schließlich in einem Sumpf gelandet. ›Wie geht es meinem Herrn?‹ rief ich in die Dunkelheit. ›Bestens, bestens‹, kam es

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