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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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von Sir Nicholas zurück. Was macht man mit so einem tollen Herrn? Wir haben versucht, den Weg zu finden, sind hierhin und dahin gestolpert, haben uns mühsam vorwärtsgetastet, und dabei war uns ganz Spanien auf den Fersen. Aber Sir Nicholas hat nur ›bestens, bestens‹ gesagt, und ich glaube, er war auch davon überzeugt. Wir haben den Weg verloren? Was soll’s?
    Nach Norden, das war alles, was gezählt hat. Endlich kam die Dämmerung, und ein kalter Wind dazu, der einen in Stücke blies. Ich habe mich noch nie mehr über das Tageslicht gefreut. Wir sind wieder auf die Hauptstraße gekommen – und hatten nur die Wahl zwischen ihr und dem freien Feld. Und weiter ging’s, obwohl die Pferde schon am Zusammenbrechen waren. Meines hat zu lahmen begonnen – kein Wunder! Die letzte Meile zur Poststation mußten wir zu Fuß gehen. Aber wir hatten ein gewaltiges Stück Wegs von Madrid zurückgelegt.
    Ich habe geglaubt, mir zerspringt der Kopf, und die Augen waren voll von Staub, aber was soll’s schon? ›Wie geht es Euch, Herr?‹ – ›Ausgezeichnet‹, sagte er, als wäre er auf einem Jagdausflug. Und eine Jagd war es ja auch. Und er war der Hirsch. Allerdings war er selbst auch auf der Jagd, er hat seine eigene Beute verfolgt, und vielleicht war es das, an das er mehr gedacht hat als an die Bluthunde, die auf unserer Spur waren. Ich habe das nicht getan, aber ich bin ein sehr furchtsamer Mensch. Außerdem habe ich in der Herberge auch noch Salz verschüttet, und das kann man ja nicht gerade als glückliches Zeichen deuten. Trotzdem bewahrte ich meinen guten Mut. Man hat mir einmal vorhergesagt, daß es mein Schicksal sein wird, am Galgen oder am Scheiterhaufen zu enden. Und außerdem, wenn man sich mit dem tollen Nick auf den Weg macht, tut man gut daran, die Furcht zu Hause zu lassen.
    In der Poststation haben wir haltgemacht, um zu frühstücken. Neugierig dürften wir sie schon gemacht haben. Soweit ich mich erinnere, war da so ein hinterhältiger Kerl, der alles darangesetzt hat, uns auszuhorchen. Erfahren hat er natürlich nichts. Wir haben nur rasch gegessen, geschlafen haben wir nicht. Zwei, drei Bissen und zwei oder drei Becher Wein, und wir waren schon wieder weg. Ich erinnere mich, daß ich damals ein schweres deutsches Pferd ritt. Teuflisch zu reiten, aber auch teuflisch schnell! Sir Nicholas hatte einen Berber unter sich, ein schönes Tier, aber auf meinem hätte er doppelte Entfernung zurücklegen können. Lassen wir das. Wir sind in vollem Galopp geritten und haben weder uns noch die Tiere geschont. Das ist eben so, wenn man mit Sir Nicholas unterwegs ist. Aber ich be* klage mich ja gar nicht. ›Gott schütze Euch, Herr!‹ habe ich gerufen, als ich mich kaum mehr im Sattel halten konnte. ›Wollt Ihr bis ans Ende der Welt reiten?‹ Bei der nächsten Poststation hielten wir an. ›Wir haben einen schönen Vorsprung‹, sagte Sir Nicholas und streckte sich. ›Nun nichts wie ins Bett.‹ Ich sage euch, ich bin an Ort und Stelle umgefallen und war sofort weg.
    Wir haben alles mögliche erlebt. Einmal wurden wir aufgehalten und befragt, manchmal hatten wir Pech. Bei einer Poststation gab es keine Reitpferde. Sechs Stunden haben wir vergeudet! Und das ist kostbare Zeit, wenn sie einem auf den Fersen sind! Manchmal habe ich bei seinen Worten gezittert, aber es nützte, es nützte! Schließlich und endlich war er ja nicht umsonst Schiffskapitän! Wir haben jedes Pferd genommen, das wir bekommen konnten, und auch zu jedem Preis. Ob sich jemand geweigert hat, uns ein Pferd zu verkaufen? Ja, ein übler Kerl. Wenn er nicht ehrlich verkaufen wollte, sagten wir, dann müßten wir ihn eben berauben. Diese Worte ließen ihn dann einsehen, daß es besser sei, zu verkaufen. Warum wir es so eilig hätten? Wir wären im Auftrag des Königs unterwegs. Wenn sie Beweise haben wollten, haben wir ihnen ein Stück Papier unter die Nase gehalten (es war eine Liste von Wäschestücken, die zu irgendeinem Waschweib geschickt worden waren, aber das wußten sie ja nicht). Es hat gereicht. Was unser Auftrag war? Ja, ein gefährlicher Pirat treibe sich im Land umher, ein wahrer Teufel in Menschengestalt. Wer das wohl sei? Niemand anderer als El Beauvallet selbst! Da rissen sie die Mäuler auf! Und wir waren schon wieder weg, bis sie die Sprache wiedergefunden hatten.
    Irgendwo südlich von Burgos erging es uns übel. Es gab dort nicht ein einziges Pferd, das nicht die Windgalle oder den Koller hatte. Wir sind in einer Herberge

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