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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Feinheiten.«
    Auf diese Gelegenheit hatte sie lange gewartet und stellte sofort die Frage, die ihr auf der Zunge lag: »Denken die englischen Damen auch so wie ich, Señor?«
    »Nein, ich glaube, daß sie ihn sehr mögen«, erwiderte Dangerfield lächelnd. »Zu sehr, soweit ich das beurteilen kann.«
    Dominica sah das Lächeln. »Ich zweifle nicht daran, daß er ein großer Verführer ist!«
    Dangerfield schüttelte den Kopf. »Nein, er ist fröhlich und zu allen Späßen mit Damen aufgelegt, aber er bleibt bei keiner.«
    Dominica dachte einen Augenblick über das Gehörte nach.
    Dangerfield fuhr gewissenhaft fort: »Ich möchte Euch nicht glauben machen, daß er die Frauen nicht schätzt, Señora. Ich bin sicher, daß er Eurem Geschlecht sanftmütig gegenübertritt.«
    »Sanftmütig!« rief sie aus. »Wie könnt Ihr so etwas nur behaupten! Nach dem, was ich erfahren habe, kann man ihn nur einen rauhen, wilden Kerl nennen!«
    »Ihr braucht ihn nicht zu fürchten, Señora«, erklärte ihr Dangerfield eindringlich. »Ich gebe Euch mein Wort, daß er nie einem Schwächeren etwas zuleide tun würde.«
    Dominica war beleidigt. »Ich ihn fürchten! Señor, nehmt zur Kenntnis, daß ich weder ihn noch irgendeinen anderen fürchte!« erklärte sie stolz.
    »Tapferes Mädchen!« vernahm sie plötzlich eine lobende Stimme hinter sich. Dominica fuhr zusammen und sah Beauvallet, der sich lässig an die Schiffswand lehnte. Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Da Ihr nun einmal keine Angst vor ihm habt, kommt her und sprecht mit dem rauhen, wilden Gesellen!«
    Master Dangerfield zog sich diskret zurück und ließ sie hinterlistig allein. »Ich habe nicht den Wunsch, mit Euch zu sprechen, Señor.«
    »Ich bin kein Señor, mein Kind.«
    »Das stimmt, Sir Nicholas.«
    »Kommt!« wiederholte er, und in seinen Augen zeigte sich ein seltsames Glänzen.
    »Nicht, wenn Ihr es befehlt«, antwortete Dominica hochmütig.
    »Ich bitte Euch demütig darum!« Doch seine Blicke straften seine Worte Lügen.
    »Ich danke Euch, aber ich fühle mich sehr wohl, wo ich mich befinde«, sagte Dominica und wandte sich ab.
    »Wenn der Berg nicht kommt … aber das Sprichwort geht ja weiter.« Zwei Schritte, und er stand an ihrer Seite, worauf sie, freudig erschrocken, etwas zurückwich. Er runzelte die Stirn und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Warum weicht Ihr zurück? Glaubt Ihr, daß ich Euch weh tun wollte?«
    »Nein – das heißt, ich weiß es nicht, Señor, und es ist mir auch gleichgültig.«
    »Tapfere Reden, aber Ihr seid doch zurückgewichen. Wie, kennt Ihr mich denn so wenig? Ich verspreche Euch, daß Ihr mich besser kennenlernen sollt.«
    »Ihr tut mir weh! Laßt mich los!«
    Er schob sie etwas von sich und sah sie nachdenklich an.
    »Wie tue ich Euch denn weh? Wenn ich Euch so halte?«
    »Eure Finger graben sich bis auf die Knochen ein«, erwiderte Dominica unwirsch.
    Er lächelte.
    »Ich halte Euch überhaupt nicht fest, meine Liebe, und das wißt Ihr ganz genau.«
    »Laßt mich los!«
    »Wenn ich das tue, lauft Ihr ja wieder davon«, bemerkte er.
    »Es wundert mich sehr, daß Ihr unbedingt mit – mit einem Menschen sprechen wollt, der Euch so sehr haßt.«
    »Das will ich auch gar nicht – denn Ihr haßt mich nicht.«
    »Doch! Doch!«
    »Ja, zum Teufel, warum laßt Ihr dann den armen Diccon an Eurer Leine zappeln, wenn Ihr mich nicht ärgern wollt?«
    Das war der Dame zuviel. Sie schlug zu und traf ihn mit aller Kraft direkt auf den lächelnden Mund.
    Kaum war dies geschehen, da klopfte ihr das Herz bis zum Hals, überkam sie heftige Reue, denn er griff rasch zu, nahm ihre Hände fest in die seinen und hielt sie auf ihrem Rücken. Sie blickte auf, halb ängstlich, halb widerspenstig, und sah in seine noch immer lächelnden Augen.
    »Was glaubt Ihr, daß Ihr jetzt verdient?« fragte Beauvallet.
    Sie nahm zu ihrer stärksten Waffe Zuflucht und brach in Tränen aus.
    Im nächsten Augenblick hatte er sie losgelassen. »Liebling, mein Liebling!« sagte Beauvallet reuig. »Du brauchst doch nicht weinen! Bin ich denn wirklich so ein grimmiges Ungeheuer? Kind, ich wollte dich doch nur necken! Aber beruhige dich wieder und lächle! Sieh, ich küsse den Saum deines Kleides, aber weine nicht mehr!« Er lag vor ihr auf den Knien; durch tränenverschleierte Augen sah sie sein gebeugtes Haupt, war noch mehr verwirrt als vorhin und hörte Schritte auf der Treppe, die vom Mittelteil des Schiffes heraufführte.
    Sie berührte sein gekraustes

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