Der tolle Nick
der Tür.
Don Manuel stützte sich auf den Ellbogen und hob seinen Kopf. »Señor, Ihr kommt zur rechten Zeit. Schafft mir diesen Burschen und seine verdammten Galgensplitter vom Hals!«
Beauvallet trat rasch ein, sah Joshua mit beleidigter Miene neben dem Bett stehen, ergriff ihn am Genick und warf ihn ohne viele Worte hinaus. Er schlug die Tür hinter ihm zu und blickte zu Don Manuel nieder. »Kann ich noch etwas für Euch tun, Señor? Ihr müßt es mir nur sagen.«
Don Manuel lehnte sich in die Kissen zurück und lächelte etwas gezwungen. »Ihr seid sehr rasch in dem, was Ihr tut, Señor.«
»Aber ich handle gezielt, das müßt Ihr zugeben. Ich bin gekommen, um mich nach Eurem Befinden zu erkundigen. Fiebert Ihr noch immer?«
»Ein wenig.« Don Manuel schüttelte warnend den Kopf. Beauvallet wandte sich um, um den Grund dafür kennenzulernen. Dominica stand steif neben dem Tisch.
Dieser entsetzliche Mensch war doch überall zur selben Zeit. Nur die eigene Kabine war ein sicherer Zufluchtsort. Angemessen langsam und würdig schritt sie auf die Tür zu. Bartolomeo wollte sie öffnen, wurde aber leicht beiseite geschoben. Sir Nicholas öffnete die Tür in weitem Bogen, und Dominica beeilte sich, den Raum zu verlassen.
»Geh du auch, Bartolomeo«, sagte Don Manuel und legte sich zurück, um Beauvallet zu beobachten. Er unterdrückte ein tiefes Seufzen. Dieser gutaussehende Mann, der sich so gewandt und elegant bewegte, erschien ihm als das ideale Spiegelbild von Gesundheit und Leben.
Beauvallet trat ans Bett, zog einen Klappstuhl heran und setzte sich. »Ihr wollt mit mir sprechen, Señor?«
»Ich will mit Euch sprechen, ja.« Don Manuel zupfte nervös an der Bettdecke. »Señor, seit Ihr uns auf dieses Schiff gebracht habt, habt Ihr nie wieder davon gesprochen, wo Ihr uns absetzen werdet.«
Beauvallet zog erstaunt die Brauen hoch. »Ich dachte, das hätte ich doch klargemacht. Ich werde Euch an der Nordküste Spaniens absetzen.«
Don Manuel versuchte, in seinem Gesicht zu lesen; die blauen Augen sahen ihn unverwandt an; der Mund unter dem kleinen Schnurrbart war fest und fröhlich. Wenn Beauvallet Geheimnisse hatte, so verbarg er sie vollendet hinter seinem offenen Äußeren.
»Meint Ihr das wirklich ehrlich, Señor?«
»Ungedingt, auf meine Ehre. Was soll all diese Aufregung um eine so unbedeutende Kleinigkeit?«
»Ist es denn wirklich so einfach, Señor, in einen spanischen Hafen einzulaufen?«
»Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Señor, haben Eure Landsleute noch nicht gelernt, wie man Nick Beauvallet fängt. Gott erleuchte sie bald!«
Don Manuel war sehr ernst. »Señor, Ihr seid ein Feind – ein gefährlicher Feind meines Landes, und doch würde es mir leid tun, Euch gefangen zu sehen.«
»Tausend Dank, Señor. Aber das werdet Ihr nicht. Ich wurde in einer glücklichen Stunde geboren.«
»Ich habe schon genug solcher Omen und Zeichen von Eurem Diener gehört, Señor. Darf ich Euch nochmals daran erinnern, daß Ihr Euer Leben in Gefahr bringt, wenn Ihr uns in Spanien an Land setzt? Und wofür? Es ist Wahnsinn! Ich kann keine andere Bezeichnung dafür finden.«
Die festen Lippen öffneten sich; die weißen Zähne blitzten auf. »Nennt es die Art von Beauvallet, Señor.«
Don Manuel sagte nichts mehr, sondern lehnte sich zurück und beobachtete seinen Bewacher und Gastgeber. Nach kurzem Schweigen begann er wieder. »Ihr seid ein seltsamer Mann, Señor. Ich habe viele Jahre lang wilde Geschichten über Euch gehört und sicher nur ein Viertel davon geglaubt. Ihr zwingt mich, auch die verrücktesten davon für wahr zu halten.« Er hielt inne, aber Beauvallet lächelte nur. »Wenn Ihr wirklich im Ernst sprecht, so bin ich Euch in Ewigkeit dankbar. Und doch mögt Ihr in bester Absicht handeln und bei diesem närrischen Unternehmen Schiffbruch erleiden.«
Sir Nicholas schwang seine Ambrakugel hin und her. »Macht Euch keine Gedanken, Señor. Ich werde nicht Schiffbruch erleiden.«
»Ich bete darum, daß Ihr recht behaltet. Ich brauche Euch nicht zu sagen, daß meine Tage gezählt sind. Ich möchte mein Leben in Spanien beschließen, Señor.«
Beauvallet hob die Hand. »Das schwöre ich Euch, Señor. Das werdet Ihr auch«, setzte er sanft hinzu.
Don Manuel rückte unruhig hin und her. »Ich muß meine Angelegenheiten in Ordnung bringen. Ich lasse meine Tochter allein zurück. Ich habe zwar eine Schwester. Aber das Kind hatte lutherische Neigungen, und ich weiß nicht –« Er unterbrach sich mit
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