Der tolle Nick
zusammengekniffenen, forschenden Augen an. »Was für eine Teufelei heckst du nun wieder aus, Nick? Schieß los!«
Beuvallet, der sinnend in die glühenden Kohlen geblickt hatte, sah rasch auf und blickte Drake herausfordernd an. »Warum muß ich denn immer eine Teufelei im Sinn haben?«
Drake zeigte mit dem Stiel seiner Pfeife auf ihn. »Ich kenne dich doch, Nick, und deshalb frage ich. Du hast mir nicht alles erzählt, aber Martin hat dir dein Geheimnis verdorben.«
Und so schilderte ihm Sir Nicholas die Lage in ein paar beredten Worten. Er war zwar etwas erschrocken, doch umspielte ein vergnügtes Lächeln seine Augen. »Hübsch, recht hübsch!« sagte er. »Aber was jetzt?«
»Ich werde nach Spanien reisen, um sie zu holen«, sagte Sir Nicholas in ungefähr demselben Tonfall, als hätte er erklärt, er würde nach Westminster gehen.
Diese Äußerung entlockte Drake nur ein lautes Gelächter. »Gott helfe dir!« Aber plötzlich wurde er ernst, beugte sich vor und faßte Beauvallets Arm mit festem Griff. »Nick, laß dir raten, hör auf damit. Du bist ein zu guter Mann, um so zu enden.«
Die blitzenden blauen Augen tauschten einen langen Blick mit Drake. »Glaubst auch du, daß ich daran zugrunde gehen werde?«
Drake zwirbelte seinen Bart und kaute an den Bartspitzen. »Auch du bist nur ein Mensch.« Dann aber begann er wieder zu lachen. »Zieh Philipp an seiner langen Nase, Nick, wenn du diesen Satanskönig triffst. Du wirst wahrscheinlich auch ungeschoren aus der Hölle entkommen, darauf möchte ich fast schwören. Aber wie willst du nach Spanien hineinkommen? Durch deinen Schmugglerhafen?«
»Ich habe schon daran gedacht, aber das hieße das Risiko suchen. Ich brauche Papiere, die ich herzeigen kann, wenn es notwendig wird. Das Verteufelte ist, daß wir keinen Botschafter in Madrid haben.«
»Englische Ausweispapiere hätten keinen Sinn«, meinte Drake. »Sie würden dir von Anbeginn nichts nützen. Gib diesen Gedanken auf.«
»Nie, bei Gott! Ich werde versuchen, ob ich mit Hilfe meiner französischen Verwandten etwas erreichen kann.«
»Zum Teufel, hast du denn welche?«
»Eine ganze Menge. Und einer von ihnen wird mir sicher um der alten Zeiten willen helfen: der Marquis de Belrémy, mit dem ich vor vielen Jahren lange den Kontinent bereist habe. Was haben wir doch zusammen getrieben!« Die Erinnerung entlockte ihm ein leises Lachen. »Wenn er mir französische Ausweise verschaffen kann, ist es gut. Und wenn nicht – dann werde ich eine andere Möglichkeit finden.«
Drake zog schweigend an seiner Pfeife. »Du brauchst eine Bewilligung für die Auslandsreise. Kaperbriefe helfen dir in diesem Fall nicht weiter, du größter aller Narren. Nur glaube ich, daß die Königin anderes mit dir vorhat, als dich in einem Wahnsinnsunternehmen in Spanien zu verlieren.«
»Ich werde meine Patente schon erhalten. Wenn die Königin dagegen ist, was hältst du dann von Walsingham?«
Drake verzog das Gesicht. »Nun ja, wir wissen beide, daß er dich gern als Spion nach Spanien senden würde. Nick, überleg doch einmal, auf welche Art von Unternehmen du dich einlassen willst! Ist dir dein Leben denn so wenig wert?«
»Nein, aber es ist gefeit. Das hast du ja selbst gesagt, Drake. Wo hält sich der Hof im Augenblick auf?«
»In Westminster.«
»Dann gehe ich morgen nach Westminster«, sagte Sir Nicholas.
Am Morgen des nächsten Tages fand er sich in Westminster ein – in geschlitztem Wams, mit Moschus parfümiert, den Bart frisch gestutzt. Sein weiter Mantel im burgundischen Stil hing ihm von den Schultern, und er raffte ihn mit einer Hand zusammen. Es war nicht schwer, Zutritt zum Palast zu bekommen, vor allem nicht für Sir Nick Beauvallet, der als einer der Günstlinge der Königin galt. Für einen hübschen Draufgänger hatte sie immer etwas übriggehabt.
Sir Nicholas begab sich, ohne zu zögern, in eine der großen Galerien, in die man ihn angewiesen hatte. Dort fand er einige Hofdamen und viele Höflinge vor. Die Königin empfing gerade den französischen Botschafter und hatte Sir Francis Walsingham und Sir James Crofts zu dieser Beratung zugezogen. Diese Neuigkeit erfuhr er vom Vizekanzler, Sir Christopher Hatton, der in der Galerie auf und ab stolzierte. Hatton begrüßte ihn überhöflich und kühl und reichte ihm lässig zwei Finger, die Beauvallet bald wieder fallen ließ. Er wandte sich an den eleganten, ernsten Raleigh, der ebenfalls auf das Erscheinen der Königin wartete. Sir Christopher
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