Der tolle Nick
Hof Heinrichs III. auf. Im ersteren Fall war es ihm lieb, wenn seine Anwesenheit in Frankreich nicht bekannt wurde; und was den Hof anlangte, so war das Getue und Getändel der Franzosen so gar nicht nach seinem Geschmack. Er fand genug Möglichkeiten, sich fern vom Hof zu unterhalten, und verbrachte die Wartezeit höchst angenehm.
Ende des Monats kehrte der Marquis nach Paris zurück, hörte von der Anwesenheit Beauvallets und verprügelte daraufhin seinen Haushofmeister, der seinen geliebten Verwandten nicht daran gehindert hatte, ein anderes Quartier als das Palais des Marquis zu beziehen, worauf er sich sofort in einer Pferdesänfte auf den Weg machte, um Sir Nicholas zu finden.
Beauvallet hatte eine bequeme Wohnung nahe der Seine. Sie entsprach seinen Bedürfnissen, und nur Joshua äußerte düstere Befürchtungen und erblickte in jedem Gast einen katholischen Mörder. Jeder anständige Engländer erinnere sich nur allzugut der Bartholomäusnacht, ließ er verlauten.
Der Marquis, ein drahtiger, eindrucksvoller Mann, nur ein Jahr älter als Beauvallet, stürmte ins Zimmer und umarmte seinen Verwandten mit entsprechenden Ausrufen der Begeisterung und des Vorwurfs. Es dauerte lange, bis Beauvallet sein Anliegen vorbringen konnte, denn der Marquis hatte viel zu sagen, viel zu fragen und viele alte Erinnerungen auszutauschen.
Aber schließlich fragte er doch nach der Ursache des Besuchs, und die Unterredung wandte sich ernsten Themen zu. Als der Marquis hörte, daß Sir Nicholas einen französischen Paß für seine Spanienreise wollte, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und rief: »Unmöglich!« Nach einer halben Stunde sagte er: »Nun ja, vielleicht! Aber es ist Wahnsinn und außerdem eine Fälschung, und du bist ein Schuft, mich um so etwas zu bitten!« Innerhalb einer Woche brachte er den Paß und sagte nur »Nun ja!«, als ihn Beauvallet fragte, wie er ihn besorgt hatte. Der Paß bescheinigte, daß ein Monsieur Gaston de Beauvallet ins Ausland reisen dürfe. Beauvallet erfuhr, daß dieser Gaston ein Vetter des Marquis war, und lachte.
»Aber merk dir, mein Freund«, warnte ihn der Marquis: »Triff ja nicht mit unserem Gesandten zusammen, denn dieser kennt Gaston und uns alle sehr gut. Ich bitte dich, sei vorsichtig! Überhaupt – die Idee, nach Spanien zu reisen! Und unter diesem Namen! Wahnsinn! Narretei!«
»Basta! Basta!« sagte Sir Nicholas und sah den Paß sinnend an.
Jetzt, wo er sich tatsächlich auf den Weg gemacht hatte, überlegte er, daß ihm dieser Paß zwar über die Grenze helfen, ihn in Madrid jedoch bloßstellen würde. Er ritt schweigend weiter und dachte angestrengt nach; dann aber zuckte er die Schultern, als wolle er die unangenehmen Gedanken abschütteln, und spornte sein Pferd zum Galopp an. Joshua, der ihm langsamer mit einem Tragtier folgte, sah seinen Herrn in einer Wolke von Staub verschwinden und schüttelte den Kopf. »Unser letztes Abenteuer«, sagte Joshua, als er sein Pferd antrieb. »Der Teufel hole alle Frauen! Komm, du alter Klepper!«
Sie beeilten sich nicht sehr, denn Sir Nicholas wollte sich ungern von dem Pferd trennen, das er in Paris gekauft hatte. Es war ein edles Tier, und er schätzte es sehr. So ritten sie langsam gegen Süden, übernachteten in den Gasthöfen entlang der Straße und kamen endlich zu einer einsamen Taverne, die einen halben Tageritt von der Grenze entfernt lag.
Sie lag in einem elenden Dorf, in das sich kaum je ein Fremder verirrte. Der letzte große Gasthof, an dem sie vorbeigeritten waren, beherbergte einen Kranken, wie Joshua rasch herausgefunden hatte. Man sprach von einer gefährlichen, ansteckenden Krankheit, und Joshua drängte seinen Herrn, sofort wieder aufzubrechen. Der Nachmittag war kaum angebrochen und das Wetter schön; so ließ sich Beauvallet umstimmen, und sie ritten weiter.
Bei Einbruch der Dämmerung kamen sie endlich zu dem einfachen Gasthaus, das etwas abseits der großen Straße lag. Niemand kam, sie zu begrüßen, und so ging Joshua an die Tür, klopfte heftig und rief. Darauf erschien der Gastwirt mit unwirscher Miene, die sich aber sofort klärte, als er einen so reichgekleideten Herrn vor sich sah. Er verbeugte sich bis zur Erde und versicherte, daß er für den edlen Herrn natürlich ein Zimmer hätte, wenn Monseigneur so gütig sein wollten, bei ihm abzusteigen.
»Ich werde so gütig sein«, sagte Sir Nicholas. »Habt Ihr ein Feldbett, guter Mann? Stellt es in meinem Zimmer für meinen Diener auf.« Er
Weitere Kostenlose Bücher