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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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schrie Joshua wütend. »Ihr wollt Beauvallet aussperren? Wartet nur und seht, wie ich es diesen ungehobelten Londonern gebe!«
    »Reiß dein Maul nicht so weit auf, du Prahlhans; wir werden im ›Tabbard‹ übernachten.«
    Der große Gasthof war hell erleuchtet und bot Beauvallet das Beste, was man verlangen konnte. Er blieb nur diese eine Nacht und ritt früh am Morgen über die London Bridge zur »Devil Tavern« nach East Chepe, wo er Sir Francis Drake zu finden hoffte.
    Der Wirt, der ihn gut kannte, erging sich in tiefen Verbeugungen und eilte fort, um ein Zimmer für seinen hohen Gast vorzubereiten. Sir Francis wohnte zwar im Haus, war jedoch schon am Morgen fortgeritten, und der Wirt wußte nicht, wohin.
    Für elf Uhr hatte er allerdings ein Essen bestellt, zu dem auch Master Hawkins kommen würde – nein, nicht Master John, sondern sein Bruder – und darüber hinaus noch Sir William Cavendish und einige andere, soweit es der Wirt wußte.
    »Haltet auch für mich ein Gedeck bereit, Wadloe«, sagte Sir Nicholas und machte sich auf die Suche nach Sir Francis und anderen Freunden, die der Zufall vielleicht nach London geführt hatte.
    Paul’s Walk war der Ort, wo man Sir Francis am ehesten treffen konnte; dort würde er in jedem Fall hinkommen, um das Neueste zu erfahren. Sir Nicholas schlug seinen Weg durch die belebten Straßen nach Westen zu ein, erreichte bald die große Kathedrale und lief mit klirrenden Sporen die Stufen hinauf.
    Die Kaufleute und Geldwechsler, die noch vor zwanzig Jahren das Kircheninnere bevölkert hatten, waren verschwunden, doch war Paul’s Walk noch immer der Ort, an dem sich jeder Höfling zeigte, der gesehen werden wollte. Wollte man die neuesten Nachrichten hören oder seine Freunde treffen, dann war Paul’s Walk der geeignete Platz dafür, wo man früher oder später alles treffen würde, was in London Rang und Namen hatte.
    Beauvallet traf auf eine Schar von jungen Stutzern, welche in Hoftratsch schwelgten. Er überflog sie kurz mit seinen Blicken; dann bahnte er sich einen Weg durch die Schar und blickte aufmerksam nach allen Seiten. Über die Köpfe von zwei aufgeputzten Herren hinweg, die ihn unwillig betrachteten, sah er einen grobschlächtigen, stämmigen Mann mit wallendem blondem Bart und großen grauen Augen, die leicht schräggestellt waren. Dieser Mann hatte die Arme in die Hüften gestützt und stand mit gespreizten Beinen vor einem älteren, in einen langen Mantel gehüllten Herrn. Er trug ein weitgebauschtes Wams und in einem Ohrläppchen einen Ohrring.
    Sir Nicholas drängte sich durch die Menge und hob die Hand zum Gruß. Der stämmige Mann erblickte ihn; seine Augen weiteten sich, er winkte zurück und kam Beauvallet entgegen. »Wie, mein Nick!« rief er mit dröhnender Stimme, der man anhörte, daß sie sich über Wind und Kanonendonner Gehör verschaffen konnte. »Was tust denn du hier, Bursche?« Er ergriff Beauvallets Hand und schlug ihm auf die Schulter. »Woher kommst du denn? Bei Gott, ich freue mich, dich wiederzusehen!«
    Man drehte sich nach ihnen um. Ein Herr drängte sich an sie heran und rief: »Beauvallet, bei meinem Leben! Sei gegrüßt, Nicholas!«
    Beauvallet begrüßte diesen Freund und die anderen, die sich um ihn drängten. Drake hatte seine Hand noch immer auf seiner Schulter liegen, und so blieb er stehen und tauschte Neuigkeiten aus, plauderte und beantwortete die neugierigen Fragen. Dann aber drängte Drake zum Aufbruch, und zusammen machten sie sich auf den Weg zu »Devil Tavern«.
    »Was gibt es Neues?« fragte Drake. »Ich hörte nur, daß du noch auf See seiest und dort Unruhe stiftetest.«
    »Gut so«, antwortete Sir Nicholas und schilderte kurz einige seiner Abenteuer.
    Drake nickte. »Und es ist alles glatt gelaufen?«
    »Einige Tote hatte ich, aber es waren nur wenige. Perinat kam aus Santiago, um mir eine Lektion zu erteilen.« Er kicherte und streckte die Hand aus, auf der ein großer Rubin funkelte. »Sieh her! Das habe ich Perinat als Erinnerung an schöne Tage abgenommen!«
    Drake lachte und drückte seinen Arm. »Stolz und kühn, mein Kleiner! Was gab’s sonst noch?«
    »Eine Galeone nach Vigo, voll von Seide und Gewürzen, und etwas Gold. Aber davon später. Wie ist es dir ergangen?«
    Drake brachte Neuigkeiten aus Virginia mit, von wo er gerade zurückgekommen war. Er hatte die Siedler zurückgeführt und viel zu erzählen. Je eifriger er sprach, desto langsamer schritten sie aus. Erst nach elf erreichten sie die

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