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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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runzelte er die Stirn. Jeder wahre Höfling hätte in einem solchen Fall gelächelt und ewige Dankbarkeit gelobt. Der verrückte Nicholas aber zog seine schwarzen Brauen hoch und schüttelte unhöflich den Kopf.
    »Bei Gott, Ihr seid ein frecher Bursche!« rief Ihre Hoheit mit durchdringender Stimme, doch schien sie eher erheitert als zornig zu sein. »Was soll’s? Ihr wollt nicht?«
    »Erlaubt mir, ein wenig zu reisen, Madame«, bat Sir Nicholas.
    »Ich habe gute Lust, Euch Ohrfeigen zu geben, mein Herrchen«, sagte die Königin.
    »O Madame, vergebt der Zunge, die es nicht gewohnt ist, schmeichelnd zu sprechen! Ich diene Euch lieber mit aller Kraft im Ausland, als faul am Hof herumzulungern.«
    »Gut, gut. Fein gesagt, nicht, Walsingham? Aber ich brauche Eure Kraft in Frankreich nicht. Nein, ich gebe Euch die Erlaubnis nicht. Seid ehrlich zu mir, mein Guter!« Sie sah das Lachen in seinen blauen Augen aufsteigen und schlug ihm mit dem Fächer über den Arm. »Ah, Ihr lacht? Zum Teufel, Ihr seid wirklich ein vorwitziger Kerl. Erzählt, sprecht, Beauvallet: Eure Königin hört Euch zu.«
    »Madame, ich will Euch nicht täuschen«, sagte Beauvallet und fiel auf die Knie. »Erlaubt mir, für kurze Zeit nach Spanien zu reisen.«
    Diese unerhörte Bitte löste erstauntes Schweigen aus. Dann brach die Königin wieder in lautes Gelächter aus, und alle, die fern von ihr am anderen Ende der Galerie standen, beneideten den verrückten Nicholas darum, daß er die Königin so erheitern konnte. »Ein Scherz! Ein dummer Scherz!« stieß die Königin hervor. Aber sie blickte ihn durchdringend an. »Und weshalb, wenn ich fragen darf?«
    »Madame, um ein Gelübde zu erfüllen. Gewährt mir diese kleine Gnade.«
    »Ich soll Euch erlauben, Euer Leben wegzuwerfen? Was bringt mir das? Hört Ihr ihn, Walsingham? Ist der Mann wirklich verrückt?«
    Walsingham strich sich den Bart. Auch er beobachtete Sir Nicholas eindringlich, doch konnte man seine Gedanken nicht ergründen. »Sir Nicholas könnte uns Neuigkeiten aus Spanien bringen«, sagte er langsam.
    Die Königin wandte sich unwillig zu ihm. »Laßt einen anderen für Euch spionieren, Sir! Nun, und wenn ich Euch die Gnade gewähre, was dann, Sir Nicholas? Was dann?«
    »Madame, dann sagt mir, was ich Euch aus Spanien mitbringen soll!«
    Vielleicht gefiel ihr die rasche Antwort; vielleicht war sie auch neugierig. Sie meinte fröhlich: »Nun, das Beste, was Spanien besitzt, Sir! Das erwarte ich von Euch!«
    Da erhob Walsingham seine leise, kalte Stimme und kam auf andere Dinge zu sprechen. Beauvallet war es zufrieden. Die Königin hatte nicht ja und nicht nein gesagt, aber Sir Francis Walsingham würde ihm sicher die Reise gewähren, hoffte er doch, wichtige Nachrichten von Sir Nicholas zu erfahren.

8
    Mehr als drei Monate später ritt Sir Nicholas Beauvallet von Paris nach Süden, der spanischen Grenze entgegen. Unabwendbare Verzögerungen hatten ihn noch in England festgehalten: die Beute, die er der Königin bringen mußte; seine eigenen Angelegenheiten, die geordnet werden mußten; und der Besuch bei seiner Schwester in Worcestershire, die ihn so bald nicht fortlassen wollte. Er verbrachte einen fröhlichen Monat bei Adela, erzählte ihr aber nichts von seinen Plänen und flirtete schamlos mit den Damen, die sie ihm in der Hoffnung zuführte, er würde eine von ihnen zur Frau nehmen.
    Die Reiseerlaubnis gab ihm Walsingham nur allzugern. Beauvallet verbrachte eine volle Stunde in geheimen Gesprächen mit diesem rätselhaften Mann und erklärte später, daß ihn der Sekretär das Fürchten lehrte. Doch war man allgemein der Ansicht, daß beiden ein Krieg mit Spanien willkommen wäre.
    Mit Joshua Dimmock und prall gefüllten Taschen kam Sir Nicholas schließlich nach Paris, wo er sich nach seinem entfernten Verwandten, Eustache de Beauvallet, Marquis de Belrémy, erkundigte. Dieser Mann, den Nicholas seit den fröhlichen Tagen in Italien, wo sie beide – kaum über zwanzig und unternehmungslustig – wilde Streiche vollbracht hatten, war nicht in seinem Stadtpalais zu finden. Seine Diener behaupteten, er hielte sich in Belrémy in der Normandie auf, doch Beauvallet hörte, daß er nach Süden gereist sei, um einen Freund zu besuchen. Es würde zu nichts führen, den Marquis in ganz Frankreich zu suchen; Beauvallet fluchte aus vollem Hals über die Verzögerung und beschloß, in Paris auf die Rückkehr seines Verwandten zu warten. Er suchte weder den englischen Gesandten noch den

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