Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Taverne, wo sich in einem der Zimmer im Oberstock schon ein halbes Dutzend Gäste versammelt hatte und auf sie wartete.
    Drake stieß die Tür auf, legte den Arm um Beauvallets Schultern und rief: »Verzeiht mir! Aber seht, wen ich mitgebracht habe!«
    Im erstaunten Stimmengewirr wurde der Ruf »Unser verrückter Nicholas!« laut.
    Da stand Frobisher, ruhig und freundlich; Master William Hawkins, ein gesetzter Mann, in grobes Wollzeug gekleidet; sein Neffe, der junge Richard, der neben Cavendish, dem Höfling unter den Seefahrern, stand; Master John Davys, ein echtes Rauhbein, und noch einige andere, die Sir Nicholas kannte. Bald erdröhnte der Raum von wilden Geschichten, Gelächter und dem Klirren der Krüge. Drake saß wie ein Vater am Tischende, Sir Nicholas zu seiner Rechten, Frobisher zu seiner Linken. Dieser wandte sich an Beauvallet: »Ich habe von Eurem Kommen gehört; einige meiner Leute haben Eure Männer im ›Gallant Howard‹ getroffen. Schöne Geschichten hört man da! Man behauptet, daß Ihr Weiber an Bord nehmt! Was soll das nun wieder, Beauvallet?«
    Drake verzog sein Gesicht mit anzüglichem Augenzwinkern; der junge Cavendish sah ganz so aus, als wollte er mehr hören, wagte aber nicht, seine Wünsche in dieser erhabenen Versammlung vorzubringen.
    »Ganz recht«, sagte Sir Nicholas leichthin.
    »Ein ganz tolles Stück für einen Seefahrer«, meinte Frobisher ironisch. »Wahrscheinlich ein neuer Streich?«
    »Du bist eifersüchtig, Martin«, unterbrach ihn Drake mit seinem dröhnenden Gelächter. »Weshalb hast du das getan, Nick?«
    »Das ist ganz einfach erklärt«, sagte Beauvallet und erzählte kurz.
    Drake tauchte ein Stück Brot in seinen Wein und blickte kurz nieder. Frobisher meinte grimmig: »Beauvallet sucht Liebesabenteuer auf hoher See und ergeht sich in großen Gesten. Ich würde nicht um tausend Pfund mit Euch segeln, Beauvallet –«
    »Wagt Ihr es denn nicht, Frobisher?« fragte Sir Nicholas scheinheilig.
    »Das nun wirklich nicht. Und was hat diese Reise gebracht?«
    »Einige schöne Beutestücke«, sagte Drake. »Und einen Ring von Perinat – zur Erinnerung, nicht wahr, Nick?«
    »Ich bin ein einfacher Mann«, bemerkte Frobisher. »Zu einfach für solche Geschichten. Drake und Ihr, Drake und Ihr!« Er schüttelte mißbilligend den Kopf.
    Master Davys lachte kurz auf und begann sofort von einer zweifelhaften Expedition zu sprechen, die zu der Nordwestpassage führen sollte, an die er so unerschütterlich glaubte. »Ihr seid ein verrückter Hitzkopf, Nick, aber bei mir findet Ihr immer einen Platz, wenn es Euch gelüstet, mit mir zu fahren.«
    Diese Bemerkung löste eine allgemeine Diskussion aus, in die sich etwas Spott und Gelächter über Master Davys tiefen Ernst mischte.
    Cavendish, der mit großen Augen diesen Reden lauschte, warf hie und da ein Wort ein und begann dann, von seinen eigenen Plänen zu sprechen. Er war dabei, drei Schiffe für eine Expedition nach Westindien auszurüsten, und brannte darauf, den großen Beispielen zu folgen, die er vor sich sah. Sir Nicholas wünschte ihm Erfolg und trank auf das Gelingen seines Unternehmens. Da bemerkte er, daß die ernsten grauen Augen des jungen Richard Hawkins auf ihn gerichtet waren. Er warf ihm eine fröhliche Bemerkung zu, und Richard wurde rot und lachte.
    »Dieser Säugling fährt mit dir, Drake?« fragte Sir Nicholas. »Alle Achtung! Er ist ja kaum noch aus den Windeln heraus!«
    »Da hast du recht«, sagte Drake. »Sind ja alle gleich, diese Hawkins – fürs Meer geboren. Hast du mit dem alten Master Hawkins in Plymouth gesprochen?«
    »Ja, wir sind lange über einem Krug Bier zusammengesessen. Wie ich höre, wird der große John noch größer, Richard.«
    »Mein Vater spricht davon, daß es Krieg mit Spanien geben wird«, sagte Richard. »Er sagt, daß Walsingham schon darauf wartet.«
    »Trinken wir auf diesen Tag!« rief Beauvallet.
    Frobisher mischte sich ein und fragte nach Beauvallets Plänen; Master Davys blickte plötzlich von seinem Aalragout auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und forderte Beauvallet auf, mit ihm die Nordwestpassage zu suchen.
    Beauvallet wies ihn lachend ab und gab Frobisher eine ausweichende Antwort. Drake sah ihn wiederum verstohlen an.
    Aber erst viel später, als die beiden allein in dem leeren Zimmer saßen und auf das Steinkohlenfeuer blickten, stellte Drake die Frage. Er zog an seiner langen Pfeife, streckte seine stämmigen Beine weit von sich und sah Beauvallet aus

Weitere Kostenlose Bücher