Der tolle Nick
zuzugeben, Madame, und Ihr seht mich ewig als Euren Schuldner. Bringt ihn nur dazu, klügeren Köpfen als dem meinen zu folgen!«
Sie wandte sich um und sah Nicholas am anderen Ende der Galerie stehen, wo er noch immer die Majolika betrachtete. »Mein lieber Bruder Nicholas! Wollt Ihr mir nicht sagen, was Ihr im Sinn habt?«
Nicholas stellte die Schale zurück und kam gemächlich auf sie zu. »Keramik, Kate, aber Gerard will mir nichts darüber erzählen. Womit kann ich Euch dienen?«
»Um Gottes willen, Nick, kannst du nicht einmal jetzt ernst sein?« fuhr ihn Gerard an.
Nicholas blieb vor ihm stehen, die Hände in den Gürtel gehakt, und wippte leicht auf und ab. Ein etwas spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Oh, wie hitzig! Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen habe, Gerard, und es hat dir gar nicht gefallen. Was willst du noch?«
»Nick, nimm dich zusammen und gib mir eine ernsthafte Antwort! Gib zu, daß du nur gescherzt hast!«
»Im Ernst, Bruder – ich habe nicht gescherzt.«
Gerard umklammerte die Armlehnen seines Stuhls und sprach mit sehr viel Nachdruck. »Willst du dein Leben für eine Laune wegwerfen? Bist du es denn müde? Gefällt dir der Gedanke an den Tod so gut? Oder ist dir der Erfolg derart zu Kopf gestiegen, daß du meinst, auch hier durchzukommen?«
Nicholas nickte.
»Aber Nicholas, das sieht Euch gar nicht ähnlich!« stammelte die Lady.
»Das sieht ihm sogar sehr ähnlich, Madame!« gab Gerard zurück. »Jedes verrückte Unternehmen ist für Nick ein gefundenes Fressen. Ich hätte ja wissen müssen, was aus dem allen wird! Aber der Gedanken, irgendein Mädchen aus Spanien zu entführen und nach England zu bringen, eine Ausländerin und noch dazu aus Feindesland, und sie hier zur Herrin zu machen, ist wohl das allerletzte!«
»Ach, wirklich?« fuhr Nick auf. »Da irrst du dich, Gerard. Ich folge nur dem Beispiel des ersten Barons, der auch eine Ausländerin und Feindin zu seiner Frau machte.«
Der Lord sah ihn böse an; die Lady blickte besorgt auf die beiden und fiel rasch ein: »Wie ist sie denn, Nicholas?«
Mit grimmiger Stimme meinte Gerard: »Pah!«
Nicholas blickte auf Kate nieder, und sein Ausdruck wurde sanfter. »Kate, sie ist ein liebes kleines Ding – voll Temperament, hat große braune Augen und zwei bezaubernde Grübchen – und den süßesten Mund der ganzen Christenheit.«
»Aber eine Spanierin!« warf die Lady ein.
»Das werde ich schon ändern!« sagte er leichthin.
Ihr gefiel die Romanze, die sie hinter allem vermutete, und sie lächelte und seufzte tief. Der Lord brachte sie rasch wieder auf den Boden der Wirklichkeit. »Was für einen Sinn hat es denn, zu fragen, wie sie ist. Du wirst sie nie kennenlernen. Und Nick wirst du auch nie wiedersehen, wenn er sich wirklich auf dieses tolle Unterfangen einläßt. Soviel ist sicher.«
Nicholas lachte laut auf. »Glaub mir, Gerard, sicher ist nur eins, und das ist, daß du mich niemals loswerden wirst. Ich werde immer zurückkommen, um dich zu ärgern.«
»Junge, du weißt nur zu gut, daß ich dich nicht loswerden will. Kann ich dich denn durch nichts zurückhalten? Nicht einmal um unseres Hauses willen?«
Nicholas hob die Hand und ließ Dominicas Ring, den er am kleinen Finger trug, aufblitzen. »Siehst du hier das Pfand meiner Dame? Darauf habe ich geschworen, zu ihr zurückzukehren. Beantwortet das deine Frage?«
Gerard hob verzweifelt die Hände. »Ich sehe, daß es wieder einmal keinen Sinn hat, dir Vernunft zu predigen. Wann willst du fort?«
»In ungefähr drei Monaten«, antwortete Nick. »Die Venture liegt im Trockendock, und es braucht noch einige Zeit, bis sie wieder seetüchtig ist. Ich muß noch in dieser Woche nach London, um der Königin meine Aufwartung zu machen. Der junge Dangerfield wartet dort auf mich. Von London reise ich vielleicht nach Worcestershire, um Adela zu besuchen. In ungefähr einem Monat werde ich wieder zurückkommen.«
Zwei Tage später verließ er Alreston auf dem Araber aus Gerards Stallungen, begleitet von Joshua Dimmock, und reiste gemächlich durchs Land, bis er endlich die große Straße nach London erreichte.
»Niemals Ruhe!« jammerte Joshua gen Himmel. »Entweder fordern wir den Tod durch Ertrinken hoch auf dem Meer heraus, oder wir laufen Gefahr, im Schlamm zu versinken – es ist doch alles eins!«
»Ruhe, du Schaumschläger!« befahl Beauvallet.
Sie erreichten London spätabends, als die Stadttore gerade geschlossen wurden. »Wie, zum Teufel?«
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