Der tolle Nick
schwang sich aus dem Sattel und liebkoste sein Pferd einige Augenblicke. »Nun, meine Schöne?« Der Marquis hatte ihm das Tier empfohlen, einen schönen, raschen Rappen mit edlem Gang und samtweichem Maul, »Nimm sie, Joshua!« Er streckte sich und fluchte, als seine Glieder schmerzten. Der Wirt hielt die Tür auf und geleitete ihn unter vielen Verbeugungen in den niedrigen Schankraum.
Beauvallet sandte ihn um Wein und schnupperte dann angewidert. »Pfui!« Der Schankraum war düster und stickig und paßte ganz zu dem unordentlichen Hof. Er trat zum Fenster und stieß es auf, um frische Luft einzulassen.
Der Wirt kam mit dem Wein zurück, warf einen mißbilligenden Blick auf das offene Fenster und murmelte etwas in seinen Bart. Sir Nicholas nahm einen kräftigen Zug und streckte dann die Beine aus, damit ihm der hereinschlurfende Diener die Stiefel ausziehen konnte.
Als er beim Essen saß – ein spärliches Mahl, das Joshua etliche bissige Bemerkungen entlockte –, drang plötzlich das Getrappel von Pferdehufen herein. Einen Augenblick später wurde die Tür aufgestoßen, und ein junger Herr, der sichtlich schlechter Laune war, betrat den Raum.
Er war reich gekleidet, doch über und über von Staub bedeckt. Er blickte Beauvallet grimmig an und rief dann nach dem Wirt. Als dieser erschien, ließ er eine wütende Tirade vom Stapel. Es schien, daß ihm vieles Ärger bereitete. Da war einmal der übermäßige Straßenstaub, der ihn fast erstickt hatte; ein Kranker in dem Gasthof ein paar Meilen von hier; und um das Maß voll zu machen, hatte sein Pferd zu lahmen begonnen, dieser elende Klepper, und er benötigte sofort ein neues.
Nachdem sich der feine Herr auf diese Weise seine Wut vom Herzen geredet hatte, warf er den Mantel ab, bestellte etwas zu essen und setzte sich ganz in der Manier eines gekränkten Schuljungen auf die Bank.
Der Wirt wußte wirklich nicht, wie er ein Pferd beschaffen sollte. Höflich wies er seinen neuen Gast darauf hin, daß er keine Reitpferde im Stall hatte und auch nicht wisse, wo er welche finden könne. Monsieur würde zur nächstgelegenen Stadt senden müssen, die einige Meilen entfernt war.
Daraufhin ließ Monsieur einen schrecklichen Fluch vernehmen, erklärte, daß er seine Zeit nicht gestohlen habe und schon am frühen Morgen die Grenze passieren müsse. Der Wirt wußte darauf nichts mehr zu sagen, zuckte verärgert die Schultern und wandte sich ab, fand sich aber grob am Ohr festgehalten. »Du da! Ein Pferd, aber schnell!« fauchte ihn Monsieur an.
»Ich habe keine Pferde«, wiederholte der Wirt. Er rieb sich verärgert das Ohr. »In meinem Stall stehen nur zwei Pferde, die gehören diesem Herrn dort.«
Dies erst machte Monsieur auf Beauvallet aufmerksam, der gerade einem zähen Huhn zusetzte. Er verneigte sich leicht. Sir Nicholas hob die Brauen und nickte ohne besondere Förmlichkeit.
»Guten Abend, Monsieur!« Der junge Herr versuchte, seinen Ärger zu verbergen. »Ihr habt sicher gehört, daß mir Schlimmes widerfahren ist.«
»O doch, das ganze Haus hat es ja gehört«, sagte Sir Nicholas und goß sich Wein nach.
Monsieur biß sich auf die Lippen. »Ich brauche dringend ein Pferd!« verkündete er. »Ich werde mich glücklich schätzen, wenn Ihr mir eines Eurer Pferde verkauft.«
»Besten Dank«, antwortete Sir Nicholas.
Monsieurs Gesicht erhellte sich. »Ihr werdet mir also helfen?«
»Bedaure, mein Herr. Ich kann Euch nicht helfen«, sagte Sir Nicholas, der nicht die geringste Absicht hatte, seine Pferde zu verkaufen.
Das schien die Debatte endgültig zu beenden; Monsieur lief rot an; er schluckte seinen Zorn und ließ sich so weit herab, zu bitten, wenn auch mit wenig Anstand.
Sir Nicholas lehnte sich in seinen Stuhl zurück und hakte die Finger in den Gürtel ein. Er sah den jungen Franzosen spöttisch an. »Mein lieber junger Herr, ich rate Euch, Geduld zu haben«, sagte er. »Ihr könnt morgen früh einen Boten in die Stadt senden und Euch so ein Pferd verschaffen. Ich gebe meine Pferde nicht her.«
»Einen elenden Gaul soll ich kaufen?« kam die erboste Antwort. »Ich glaube nicht, daß so etwas für mich passend ist.«
»Und ich bin überzeugt, daß es für mich ebensowenig passend ist«, sagte Sir Nicholas.
Der junge Franzose sah ihn mit unverhohlener Feindschaft an. »Ich habe Euch schon erklärt, mein Herr, daß ich dringend ein Pferd brauche.«
Sir Nicholas gähnte.
Einen Augenblick lang schien es, als wollte der Franzose in neue
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