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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Schulter und riß instinktiv die Hände hoch, um den Unbekannten an der Gurgel zu fassen. »Ha, du Hund!«
    Joshua rang nach Luft und versuchte, die würgenden Hände auseinanderzureißen. »Das bin ja nur ich – Joshua!«
    Sofort lockerte sich der Griff. Sir Nicholas setzte sich auf und schüttelte sich vor Lachen. »Fast hätte es dich diesesmal erwischt, du Dummkopf! Was fällt dir denn ein, an mir herumzureißen!«
    »Ich habe Grund genug, Sir«, sagte Joshua. »Hört auf zu lachen, Sir! Der junge Franzose hat sich nach unten geschlichen, um Euer Pferd zu stehlen.«
    »Was!« Beauvallet fuhr auf und tastete nach seinen Stiefeln. »Zum Teufel mit diesem milchgesichtigen Wurm! Wieso weißt du das!«
    Joshua suchte nach seinen Hosen. »Ich bin aufgewacht, als irgend jemand die Treppe hinunterschlich. Eine Stufe hat geknarrt. Glaubt mir, ich war sofort hellwach! Ich betrinke mich ja nicht und bin dann besinnungslos!«
    »Still, du Lästermaul! Und was war dann?«
    »Dann habe ich gehört, wie irgend jemand unten vorsichtig die Tür geöffnet hat, und ich habe eine vermummte Gestalt über den Hof schleichen sehen. Also, ich glaube –«
    »Gib mir meinen Degen!« rief Beauvallet und stürzte zur Tür.
    »Ich komme Euch gleich nach!« flüsterte Joshua hörbar. »Zum Teufel mit diesen Hosen!«
    Sir Nicholas lief rasch die Treppen hinunter und war mit zwei Schritten an der Tür des Schankraums. Der Hof lag im hellen Licht des Mondes, und der Schuppen zur Rechten warf einen riesigen schwarzen Schatten. Durch die Tür drang der Schein einer Laterne und gedämpftes Geräusch.
    Beauvallet schüttelte den Kopf, als wollte er den letzten Rest des Weines aus seinem Gehirn verscheuchen, und schlich leise wie eine Katze über die Pflastersteine.
    Im Schuppen stand der Franzose und schnallte gerade den Sattelgurt zu. Beauvallets Pferd war schon aufgezäumt. Eine Laterne stand auf dem Lehmboden, und daneben lagen Hut und Mantel des Franzosen. Seine Finger zitterten ein wenig, als er den Riemen straff zog. Er hatte der Tür den Rücken zugewandt.
    Und dann hörte er ein Geräusch, das ihn heftig zusammenfahren ließ; er drehte sich um und starrte auf die Tür. Dort stand Sir Nicholas mit gezogenem Degen und lachte.
    »Oho, mein junger Tunichtgut!« sagte Sir Nicholas und lachte wieder. »Ich fürchte, jetzt ist es mit Euch zu Ende.«
    Einen Augenblick lang stand der Franzose wie gelähmt, das Gesicht vor Wut verzerrt. Beauvallet senkte den Degen und lachte über seine Verlegenheit. Dann aber sprang der Franzose mit einem Satz auf ihn zu, riß seinen Degen aus der Scheide und stieß im Sprung noch die Laterne um, die sogleich erlosch. Sir Nicholas stand im vollen Mondschein, aber das Innere des Schuppens war dunkel wie die Nacht.
    Beauvallets Degen blitzte auf; er sprang leichtfüßig zur Seite, fühlte, wie der Degen des Gegners haarscharf an seiner Schulter vorbeizischte, und stieß zu. Er verfehlte sein Ziel nicht; ein Röcheln, das Klirren eines fallenden Degens und ein dumpfer Fall bestätigten es ihm.
    Er fluchte leise und blieb mit gezückter Waffe gegen die Wand gelehnt stehen. Nur das unruhige Schnauben und Scharren der Pferde zerriß die Stille. Er tastete sich vorsichtig vor und stolperte über etwas, das zu seinen Füßen lag. »Bei Gott, habe ich den Jungen getötet?« murmelte er und beugte sich über die reglose Gestalt.
    Joshua kam über den Hof gerannt und stürzte in den Schuppen. »Was ist geschehen, Herr? Sir Nicholas!«
    »Zum Teufel mit deinem Gekreisch! Hier, hilf mir, ihn aufzuheben!«
    »Wie, ist er tot?« fragte Joshua und versuchte, in der Dunkelheit den Weg zu finden.
    »Das weiß ich nicht«, erklärte Sir Nicholas kurz angebunden. »Nimm ihn bei den Beinen, und hilf mir, ihn hinauszutragen!«
    Sie trugen ihre Last in den mondbeschienenen Hof hinaus und legten den Franzosen auf das Pflaster. Beauvallet kniete nieder, öffnete das elegante Wams und fühlte nach dem Herzen. Er sah eine tiefe Wunde.
    »Ich treffe besser, als ich dachte«, murmelte er. »Zum Teufel! Aber der junge Verräter wollte mich ermorden! Was ist das?«
    Er hielt ein in Seide gewickeltes Paket in der Hand, das der Tote an einem Band um den Hals getragen hatte.
    »Öffnet es«, meinte Joshua zitternd. »Vielleicht erfahren wir dadurch seinen Namen.«
    »Was sollte mir das nützen, du Dummkopf?« Doch dann nahm Sir Nicholas das Paket und steckte es in sein Wams. »Das kann alles verderben. Wir müssen ihn begraben, Joshua, und das sehr

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