Der tolle Nick
gereicht: asturische Apfelsinen und Trauben aus Malaga; doch sonst gab es nichts zu essen. Für den Geschmack eines Engländers schien dies armselig, bedachte man, wie sonst geprunkt wurde. Die Böden waren reich mit Teppichen belegt, die Stühle mit Samt überzogen, die Kerzenleuchter aus schwerem Silber, da stand eine toledanische Uhr von großer Seltenheit, die Vorhänge waren aus Seide, die Wände mit Tapisserien bedeckt, doch schien es nicht üblich, den Gästen ein Bankett anzubieten, wie es im freundlicheren England Sitte war.
Über allem lag eine bedrückende Großartigkeit, als wollte jeder seinen hohen Rang und die Regeln der guten Gesellschaft betonen. Nirgends erhoben sich Stimmen zu fröhlichem Geplauder; die Unterhaltung verlief peinlichst den Anstandsregeln entsprechend, so daß Beauvallets Lachen in dieser gesetzten Gesellschaft seltsam klang; und alle wandten sich, um zu sehen, woher diese sorglosen Laute kamen.
Schuld daran war ein Herr aus Andalusien, den Don Diaz mit Beauvallet bekannt gemacht hatte. Dieser Mann, der aus dem Süden kam, war fröhlich, ganz anders als die ernsten Kastilier oder die stolzen Herren aus Aragonien, und hatte zur Erheiterung des Chevaliers eine Anekdote erzählt. Sie standen beieinander und plauderten, und Don Juan konnte dem Chevalier nur zu seinem ausgezeichneten Spanisch gratulieren. Zweifelsohne war der Chevalier schon in Spanien gewesen oder hatte zumindest spanische Freunde?
Beauvallet sprach von einem spanischen Freund und sagte, daß dieser mit Don Manuel de Rada y Sylva bekannt gewesen war. Habe er den Namen richtig behalten?
»Ah, der verstorbene Gouverneur von Santiago!« sagte Don Juan und schüttelte den Kopf.
Die goldene Ambrakugel tanzte vor dem Gesicht des Chevaliers. Seine Augen blickten aufmerksam darüber hinweg. »Ich wollte ihm meine Aufwartung machen«, sagte Beauvallet.
»Ihr könnt es noch nicht wissen, Señor; Don Manuel ist vor drei Monaten gestorben. Eine seltsame Geschichte!«
»Tot?« fragte Beauvallet. »Wie denn das?«
»Das Klima in Westindien, Señor. Schrecklich, ganz schrecklich! Aber das ist nicht alles; es hängt eine atemberaubende Geschichte damit zusammen!«
»Habt die Freundlichkeit und erzählt, Señor!«
Der Andalusier breitete die Arme aus. »Habt Ihr in Frankreich schon von einem englischen Piraten namens El Beauvallet gehört?«
»Aber natürlich!« Sir Nicholas’ Augen funkelten. »Wer hätte nicht von ihm gehört? Man nennt ihn die Geißel Spaniens. Stimmt das?«
»Und ob! Leider. Es heißt, daß er ein Hexer ist.« Don Juan bekreuzigte sich, und Beauvallet folgte rasch seinem Beispiel. Er schlug die Augen nieder, um seine Erheiterung zu verbergen. Als er wieder aufblickte, waren seine Blicke gemessen, vergaß man die angeborene Fröhlichkeit, die immer wieder in ihnen aufblitzte. Don Juan, der in seine Erzählung vertieft war, bemerkte das gar nicht. »Er griff das Schiff an, das Don Manuel nach Hause bringen sollte, und versenkte es und – Ihr werdet es kaum glauben – nahm Don Manuel und dessen Tochter an Bord seines eigenen Schiffes.«
»Nein!« Beauvallet heuchelte höfliches Erstaunen. »Aber weshalb denn?«
»Wer weiß das schon, Señor? Wahrscheinlich ein verrückter Einfall, denn man kann einem solchen Menschen doch kaum eine höfliche Geste zutrauen. Alle, die ihn kennen, sagen, daß er verrückt ist. Aber er hatte die Unverschämtheit, einen spanischen Hafen anzulaufen und Don Manuel dort an Land zu setzen!«
»Ihr erstaunt mich, Señor«, sagte Sir Nicholas. »Ich nehme an, daß dieser Freibeuter die Tochter Don Manuels nach England verschleppt hat?«
»Das hätte man erwarten können, aber dem war nicht so. Doña Dominica geschah gar nichts, obwohl ihr Vater bald nach der Landung starb. Sie lebt jetzt bei ihrer Tante, Doña Beatrice de Carvalho.«
Sei für diese Nachricht bedankt, dachte Sir Nicholas insgeheim und merkte sich den Namen. Laut aber sagte er: »Eine wunderbare Geschichte, die Ihr mir da erzählt, Señor! Heil und gesund aus den Klauen eines solchen Monsters zu entkommen, wie es El Beauvallet ist!« Seine Schultern zuckten leicht.
Ein Herr, der in ihrer Nähe stand, wandte sich um und sah ihn forschend an. Er verbeugte sich vor Don Juan und dem Chevalier. »Verzeiht, Herr, aber Ihr habt einen Namen genannt! Hat man diesen Freibeuter endlich gefangen?«
Don Juan stellte die Herren einander vor, doch Beauvallet beantwortete die Frage. »O nein, Señor. Er scheint durch einen
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