Der tolle Nick
Zauber geschützt zu sein. Zumindest habe ich das sagen hören.«
»Das wird man ja noch sehen«, sagte der Neuankömmling. »Ihr habt ihn schon gesehen?«
»Ja, ich habe ihn gesehen«, antwortete Sir Nicholas. Die langen Finger, die die goldene Ambrakugel schwangen, zitterten nicht. »In Paris, wo er sich manchmal aufhält.«
Don Juan konnte seine brennende Neugier nicht verbergen. »Wirklich? Und ist er so verrückt, wie es immer heißt? Alle, die ihn kennen, sagen, daß er ein schwarzhaariger Mann ist, der immer lacht.«
Die weißen Zähne blitzten einen Augenblick lang auf. »Ja, er lacht, Señor.« Beauvallet lachte, und keiner ahnte, wie gewagt dies war. »Ich wage zu behaupten, daß er noch lachen würde, wenn er in diesem Raum stünde und nur von Feinden umgeben wäre.«
»Das kann ich kaum glauben, Señor«, fiel der gesetzte Herr ein. »Sein Lachen würde bald vergehen.« Er verbeugte sich leicht und ging weiter.
In diesem Augenblick kam Don Diaz und legte seine Hand auf den Arm des Chevaliers. »Ich habe Euch schon gesucht, Chevalier. Ich möchte Euch gern einem Landsmann vorstellen: Eurem Gesandten, Monsieur de Lauvinière.«
Nicht ein Zucken seines Gesichts verriet, wie unwillkommen Beauvallet diese höfliche Geste war. Hier war Gefahr – aber er ging ihr lächelnd entgegen: Das war eben Beauvallets Art.
Don Diaz führte ihn durch den Raum und sagte leise: »Man hält es für gut, wenn aus Eurem Besuch in Madrid kein Geheimnis gemacht wird, Monsieur de Lauvinière könnte sonst auf seltsame Ideen kommen. Ich brauche Euch nicht zu bitten, ihm gegenüber auf der Hut zu sein. Dort steht er neben der Tür.«
Der Franzose war grauhaarig und hatte eine Hakennase. Seinen tiefliegenden Augen schien nichts zu entgehen. Nachdem Don Diaz die Vorstellung durchgeführt hatte, verbeugte er sich und blickte Sir Nicholas prüfend an. »Ein Vetter des Duc de Guise?« sagte er. »Ich glaube nicht …« Er runzelte die Stirn, und sein Blick wich nicht von Beauvallet. »Aber ich kenne ja die Guises kaum.«
Darin lag eine gewisse Sicherheit, dachte Beauvallet. Es war auch nicht anzunehmen, daß ein Anhänger des Königs befreundet mit der mächtigen Familie der Guises war.
»Ich bin ein entfernter Verwandter des Herzogs, Monsieur«, erklärte Sir Nicholas.
»Ach?« Der Gesandte sah ihn noch eindringlicher an. »Und von welchem Zweig der Familie, wenn ich fragen darf?«
Zögern war hier nicht am Platz. »Vom jüngeren Zweig, Monsieur. Der Herzog ist mein Vetter zweiten Grades.«
»Ich habe schon von Euch gehört, Monsieur«, erklärte de Lauvinière. »Ich hätte Euch für einen jüngeren Mann gehalten. Bleibt Ihr lange in Madrid?«
»O nein, Monsieur. Ich möchte gerne auch Sevilla und Toledo besuchen.«
»Ja, Ihr solltet wirklich auch den Süden bereisen«, nickte de Lauvinière.
In diesem Augenblick trat eine Dame am Arm ihres Gemahls auf ihn zu und sprach ihn an. Beauvallet zog sich dankbar zurück. Hätte er das Postskriptum gelesen, das de Lauvinière an seinen Brief nach Frankreich anfügte, den er am nächsten Morgen abschickte, so wäre er nicht so ruhig gewesen.
»Ich wäre dankbar«, so schrieb Seine Exzellenz, »wenn Ihr in Erfahrung bringen könntet, wie alt der Chevalier Claude de Guise, der Vetter des derzeitigen Herzogs, ist. Schreibt mir alles, was Ihr über ihn erfahrt, vor allem wie er ist, wie groß und von welcher Gestalt. Euer treuer Freund, Henri de Lauvinière.«
10
Am nächsten Morgen lag Sir Nicholas im Bett und trank eine Tasse heiße Schokolade. Joshua hatte alles erfahren, was sein Herr wissen wollte, und teilte es diesem in der ihm eigenen Weise mit, während er die Kleider für Sir Nicholas zurechtlegte. Eine Flasche Wein, die er mit dem Wirt geleert, hatte diesen geschwätzigen Menschen zum Reden gebracht. Gab es irgendwo einen Menschen, der so wie Joshua Dimmock alles Neue erfahren konnte? Sir Nicholas konnte beruhigt sein; seine Dame war gefunden.
»Sie steht unter dem Schutz ihrer Tante, das weiß ich«, warf Sir Nicholas ein.
Joshua war verblüfft. »Ja, das stimmt, und Don Manuel ist schon drei Monate tot – und das Fräulein erbt alles – alles!«
»Das kann uns gleichgültig sein«, sagte Beauvallet. »Sie kann ihre Ländereien nicht nach England mitnehmen.«
»Da habt Ihr recht, Herr, sehr recht. Aber es gibt etwas, wovon Ihr sicher noch nichts gehört habt. Man spricht von ihrer Vermählung.«
Sir Nicholas gähnte. »Von der wird man noch sehr viel
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