Der tolle Nick
stellte sich auch wie erhofft auf dem Mentidero ein und erklärte sich entzückt, den Chevalier wiederzutreffen. Sir Nicholas gesellte sich zu ihm, und zusammen wanderten sie auf und ab, bis Sir Nicholas endlich auf seine Angelegenheiten zu sprechen kam. Da er Don Manuel nun wirklich nicht treffen konnte, so sehr er dies auch gehofft hatte, wollte er sich gern dessen ehrenwertem Schwager präsentieren. Doch wußte er nicht ganz, wie er das bewerkstelligen sollte, da er keinerlei gemeinsame Bekannte mit den Carvalhos hatte.
Das ließ sich nun leicht regeln. Don Juan de Aranda würde den Chevalier vorstellen, wann immer er es wünschte. Wenn er wollte, konnte er Don Diego de Carvalho noch an diesem Vormittag kennenlernen, da dieser wie üblich auf dem Mentidero flanierte. Sie waren erst vor kurzem an ihm vorbeigegangen, als er mit de Lara und dem jungen Vasquez sprach. So wandten sie sich um und gingen langsam den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Wie ich höre, ist Don Diego das Musterbild eines Caballeros«, bemerkte Beauvallet. »Der einzige Sohn?«
»Ja, Señor.« Don Juan drückte sich etwas zurückhaltend aus, und Beauvallet bemerkte, daß er keine besondere Vorliebe für Don Diego zu haben schien. Bald nickte er und sagte: »Dort ist Don Diego. Der kleinere der beiden.«
Ein schlanker junger Herr schlenderte graziös vor ihnen her und tauschte lässig Bemerkungen mit einem ebenso eleganten jungen Herrn. Don Diego war sehr dunkelhäutig, seine dichten schwarzen Augenbrauen trafen über der Nase fast zusammen, seine Lippen waren voll und geschwungen. Im linken Ohrläppchen trug er einen Ohrring, er duftete weithin nach Moschus und zerpflückte eine Rose zwischen seinen weißen Fingern. Auf seinen schwarzen Locken balancierte ein flaches Samtbarett, das mit einer Feder geschmückt war; die Halskrause ragte in eine beachtliche Höhe und war mit Spitzen geschmückt, sein kurzer Mantel war mit rosaroter Seide gefüttert.
Sir Nicholas betrachtete ihn und meinte später, daß es ihn sofort in der Zehe gejuckt hätte. Aber wie dem auch war, er trat mit freundlicher Miene vor und verbeugte sich tief, als ihn Don Juan vorstellte.
Auch Don Diego verbeugte sich. Als er sich wieder aufrichtete, sah er ein Paar hellblaue Augen fest auf sich gerichtet. Die beiden Männer schienen einander abzuwägen; es ist denkbar, daß sie schon in diesem Augenblick begannen, einander zu mißtrauen, doch verbarg jeder diese unchristlichen Gefühle.
»Der Chevalier bereist Spanien zu seinem Vergnügen«, sagte Don Juan. »Wir wollen ihm zeigen, was spanische Gastfreundschaft ist, damit er in Paris nur Gutes über uns berichten kann.«
Don Diego lächelte höflich. »Das hoffe ich, Señor. Doch kommt der Chevalier zu einer schlechten Jahreszeit. Die Unterhaltungen sind fast zu Ende, und wir denken alle schon ans Land; der Hof übersiedelt auch bald nach Valladolid. Schade, daß Ihr nicht vor einem Monat gekommen seid, Señor; es gab da einen Stierkampf, der Euch sicher interessiert hätte. Und ein Autodafé; die Menge war so groß, daß einem durch die Hitze und den Gestank des gemeinen Volkes übel wurde«, meinte er nachdenklich.
»Tatsächlich?« sagte Beauvallet sarkastisch. Um nichts konnte er es vermeiden, die Lippen verächtlich zu schürzen. »Was ich doch versäumt habe!«
»Ja, solche Dinge werden wir leider eine ganze Weile nicht mehr erleben«, meinte Don Diego bedauernd. Er ließ seinen Blick wieder auf Beauvallet ruhen. »Ich bedaure, daß ich gestern abend nicht bei de Losa war, wo ich das Vergnügen gehabt hätte, Euch kennenzulernen.« Er verbeugte sich wieder.
»Mir ist dabei viel entgangen, Señor«, sagte Sir Nicholas. »Ich suchte Don Manuel de Rada, den ich vom Hörensagen kenne, und vernahm – leider – die traurige Kunde, daß er gestorben ist.«
»Ein wahrhaft trauriges Geschehen«, bedauerte Don Diego, doch schien es Beauvallet, daß dieses Bedauern nicht aus dem Herzen kam.
»Ich werde mir erlauben, Señor, Eurem Vater meine Aufwartung zu machen«, sagte Beauvallet.
»Mein Vater wird dies als eine große Ehre ansehen, Señor. Bleibt Ihr lange in Madrid?«
»Etliche Wochen vielleicht. Länger sicher nicht. Aber ich halte Euch auf.« Er trat zurück, schwenkte nochmals seine Kappe und verbeugte sich. »Ich hoffe, Euch öfter zu sehen, Señor.«
»Das Vergnügen wird ganz auf meiner Seite sein, Senior«, erwiderte Don Diego.
Damit verabschiedeten sie sich. Später suchte Sir Nicholas seinen
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