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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sprechen«, sagte er.
    »Herr, es heißt, daß sie ihren Vetter heiraten wird, einen gewissen Diego de Carvalho.«
    »Ach so?« meinte Beauvallet. »Recht früh, von einer Verlobung zu sprechen. Ein Vetter? Dazu braucht man eine Dispens, wenn ich nicht ganz irre.«
    »Ihr habt mich falsch verstanden, Sir, es ist noch nichts geschehen, es sind nur Gerüchte.« Er legte einen Finger an die Nase. »Das gibt mir zu denken, Herr. Man sagt, daß die Carvalhos arm wie Kirchenmäuse seien. Sie haben nichts, was sie vorweisen können. Und das scheint zu stimmen: Es gibt hier überhaupt wenige Adelige, die reich sind. Seltsam, seltsam! Und doch soviel Prunk! In England halten wir das anders. Ich sage das nur ganz leise; Ihr könnt mir trauen. Hört also weiter zu, Herr. Was ist, wenn die Tante – ihr Name ist Beatrice – eine kleine Intrige ausgeheckt hat, um das ganze Vermögen an sich zu bringen?«
    »Das ist sehr wahrscheinlich«, nickte Sir Nicholas. »Und die Kirche wird bestochen, damit die Dispens rascher erteilt wird.«
    »Sicher ist das so, Herr. Diese Priester – wenn alles stimmt, was man von ihnen hört.«
    »Was sagt man über Don Diego?« fragte Sir Nicholas.
    »Wenig, was uns angeht. Ein unbedeutendes Wesen, so scheint mir. Diese spanischen Caballeros! Kein Vergleich zu einem jungen Engländer! Ein Wunderkind, sagt man. Aber das bedeutet nichts. Er benimmt sich so wie alle jungen Männer in seinem Alter. Sonst behauptet man noch, daß er gut aussieht, ausgezeichnet reitet, einen gewandten Degen führt und gute Manieren hat. Ein Stutzer also – uns wird er nicht schaden.«
    »Er könnte uns sogar sehr viel angehen«, sagte Sir Nicholas. »Und was sonst noch? Lebt der Vater dieses Früchtchens noch?«
    »Doch, doch, aber auch er ist ein völlig unbedeutender Mensch – wie ich aus dem Gerede unseres Wirtes entnehme. Wenn er betrunken ist, wird er gesprächig. Seltsam bei einem Menschen, der sonst so viel von Anstand hält! Er steht unter dem Pantoffel!« Er machte eine deutliche Geste. »Aber hört nur weiter. Nach allem, was man sagt, ist die Tante eine Frau von recht seltsamem Gehaben, man könnte fast sagen: ein Original. Wir werden sicher bald mehr über sie hören. Sie haben irgendwo im Norden, in der Nähe von Burgos, Ländereien, aber derzeit wohnen sie alle vier in Madrid. Das Haus ist in der Nähe der Plaza de Oriente – ich habe es schon gesehen. Während Ihr schlieft, Herr, habe ich mich ein wenig in der Stadt umgetan. Schöne Häuser gibt es einige und viele papistische Kirchen – genug, daß es einem den Magen umdrehen könnte. Das Haus der Carvalhos findet man leicht. Es wird an der Rückseite von einer überwachsenen Mauer begrenzt, hinter der sicher ein Garten ist.« Er zwinkerte wissend. »Vielleicht wird uns das noch einmal nützlich sein – denke ich zumindest. Außerdem gibt es heute in einer Woche einen Ball zu Ehren von Don Diegos Geburtstag. Man spricht sehr viel darüber, denn anscheinend tun die Spanier so etwas nicht oft. Es wird ganz Spanien anwesend sein.«
    »Also ich auch«, sagte Beauvallet und sprang aus dem Bett. »Wie werde ich mit den Carvalhos bekannt?«
    »Geht auf dem Mentidero spazieren, Herr«, riet ihm Joshua. »Dort treffen sich alle Höflinge, die etwas auf sich halten. Ihr könnt es mit Duke Humphreys Walk zu Hause vergleichen – wobei dieser aber viel besser abschneidet.«
    »Ein guter Gedanke«, meinte Beauvallet, während er seine Strümpfe anzog. »Vielleicht treffe ich dort meinen Freund von gestern abend.«
    Der Mentidero war eine erhöhte Galerie an der Mauer der Kirche von San Felipe el Real, welche am Ende der Calle Mayor stand. Hier trafen die Schöngeister und die Höflinge zusammen, um sich über den neuesten Klatsch zu informieren, den neuesten Skandal zu besprechen, eine neue Mantelmode oder die neue Art, die Hosenbänder zu knüpfen, zu zeigen. Unter der Galerie befanden sich kleine Läden, in denen man Verschiedenes kaufen konnte – bestickte Handschuhe für eine Dame, einen Liebesknoten oder eine Brosche aus Altsilber. Auf der anderen Seite der Calle Mayor lag der Onate-Palast, vor dem auf dem groben Pflaster die Maler ihre Bilder ausstellten, um die Aufmerksamkeit des Hofes zu erregen. Der Markt lag mitten auf der Straße; die Wasserträger versammelten sich dort, und von überall ertönte Lärm und Geschrei. Rundherum gab es eine Anzahl von Läden und hie und da ein Lokal, in dem man seine Freunde treffen konnte.
    Der Herr aus Andalusien

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