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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Saales befand, und glitt hinter die schützende Gestalt einer stattlichen Matrone. Dann eilte sie die Wand entlang, auf die schweren Vorhänge zu, hinter denen sich ein kleiner Vorraum verbarg. Sie wußte, daß Beauvallets Augen sie verfolgt hatten, und blieb in atemloser Erwartung stehen.
    Die Vorhänge bewegten sich – er stand vor ihr. Sie eilte die wenigen Schritte auf ihn zu, mit ausgebreiteten Armen, die Augen voll von Tränen des Glücks.
    »Dich wiederzusehen«, flüsterte sie. »Ich habe nie gedacht, daß es dazu kommen würde.«
    Er nahm ihre Hände in die seinen und drückte sie an seine Brust. »Vorsicht, mein Herz. Das ist gefährlich.« Er sprach leise, aber in schnellem, bestimmtem Tonfall. »Ich muß dich allein sprechen. Wohin gehen die Fenster deines Zimmers!«
    »In den Garten. O Nicholas, ich habe mich so sehr nach dir gesehnt.«
    »Mein Liebling.« Seine Hände drückten die ihren fester an sich. »Schläft deine Zofe in deinem Zimmer?«
    »Nein, ich schlafe allein.« Sie blickte ihn fragend an.
    »Stell eine Lampe in dein Fenster, wenn du sicher bist, daß alle schlafen, und gib mir damit ein Zeichen. Vertraust du mir?«
    »Das weißt du doch! Du weißt, daß ich nur dir vertrauen kann. Was hast du vor?«
    »Zu dir hinaufzuklettern, mein Schatz«, antwortete er und lächelte, als er ihr erstauntes Gesicht sah. »Wessen Fenster blicken noch in den Garten?«
    »Die meiner Zofe, der Ankleideraum meines Vetters und die Zimmer einiger Diener.«
    »Gut.« Er küßte ihre Hände. »Ich komme, sobald du das Licht ins Fenster stellst. Hab Geduld, mein Mädchen.«
    Er ließ sie los und trat zurück. Die Vorhänge teilten sich für einen Augenblick, und er war verschwunden.
    Den Rest des Abends fühlte sich Dominica wie betäubt. Sie fühlte Beauvallets Anwesenheit, obwohl er ihr kein weiters Mal nahe kam. Ihr Vetter bedrängte sie, nochmals mit ihm zu tanzen, als sie dies ablehnte, blieb er an ihrer Seite und quälte sie mit nicht enden wollenden Reden.
    »Wer war der Franzose?« fragte sie ihn schließlich. »Dieser Chevalier. Gehört er zum Gefolge des Botschafters?«
    »De Guise! Nein, meine liebe Kusine. Der Botschafter hat nichts mit ihm zu tun. Ein reisender Nichtstuer, der im Ausland herumstreunt. Ich hoffe, er wird bald wieder abreisen. Es war nicht mein Wunsch, daß er heute abend eingeladen wurde. Ein oberflächlicher Mensch, sonst gar nichts.«
    »Ihr mögt ihn nicht, Vetter?« fragte sie und vermied es, ihn dabei anzusehen.
    Er richtete sich hoch auf. »Ein arroganter Franzose, der sich einbildet, alle anderen mit einem Achselzucken abtun zu können. Nein, ich mag ihn nicht, Kusine.«
    Ein Funken Bosheit blitzte in ihren Augen auf. »Ich hoffe, daß er Euch nicht mit einem Achselzucken abtun wird«, sagte sie ernst.
    »Darauf hätte ich nur eine Antwort.« Er berührte den Knauf seines Degens. »Ich glaube nicht, daß der fröhliche Chevalier in diesem Fall nach Frankreich zurückreisen würde.«

12
    Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis das Haus endlich zur Ruhe kam und alle Lichter gelöscht waren. Dominica schickte ihre schläfrige Kammerzofe fort, als sie aus dem Ballsaal nach oben kam. Die Frau widersprach nicht, sie konnte die Augen kaum noch offenhalten und war nur allzu froh, in ihr Bett zu kommen. Dominica bat sie nur noch, das Kleid zu öffnen und ihre Juwelen wegzuräumen. Sie hüllte sich in einen Morgenmantel und legte ein Scheit Holz in den Kamin. Weil es das Unglück so wollte, kam ihre Tante noch in ihr Zimmer, um ihr eine angenehme Ruhe zu wünschen, und begann über den Verlauf des Balls zu plaudern. Gut, daß das Ganze nun vorüber wäre, sie habe es sehr langweilig gefunden und finde, der Chevalier de Guise sei der einzige Lichtblick an diesem eintönigen Abend gewesen. Dominica, die auf derartige Bemerkungen gefaßt war, unterdrückte ein Gähnen und gab zu, daß der Chevalier recht nett sei.
    »Verlier nur ja nicht dein Herz an ihn, meine Liebe«, sagte ihre Tante ganz nebenhin. »Franzosen sind leider sehr unbeständig, und ich glaube, dieser ist sogar bereits verlobt.«
    »Ja, das hat er gesagt«, antwortete Dominica. Und mit einem Anflug von Bosheit fügte sie hinzu: »Mein Vetter hat also keinen Grund, auf ihn eifersüchtig zu sein, Señora!«
    »Don Diego ist viel zu verliebt in dich, als daß er nicht auf jeden Mann eifersüchtig wäre, der dich auch nur zweimal ansieht«, sagte Doña Beatrice, wobei in ihrer Stimme etwas von Zynismus mitschwang.
    »Liebt er nicht

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