Der tolle Nick
Oh, er war wirklich verrückt, himmlisch verrückt. »Ich beglückwünsche Euch«, hörte sie Don Diego sagen. »Gestattet mir, Euch eine Partnerin für den Coranto zu suchen.«
Sir Nicholas blickte sich um. »Ich könnte mir keine bessere Partnerin vorstellen als Doña Dominica«, sagte er.
Bevor sie noch antworten konnte, warf Don Diego ein: »Meine Kusine tanzt heute abend nicht, Señor.«
»Wie dumm«, sagte Doña Beatrice, zu Dominica gewandt. »Gestatte dem Chevalier, dich in den Ballsaal zu geleiten. Die Franzosen sind unvergleichliche Tänzer!«
»Wenn Ihr tanzen möchtet, Kusine, so gewährt mir die Ehre, Euch in den Saal zu führen«, fiel Don Diego ein.
Sir Nicholas hatte bereits ihre Hand ergriffen; sie spürte den Druck seiner Finger. »Ich habe vor Euch darum gebeten!« sagte er.
Der Unwillen stand in Don Diegos Gesicht geschrieben, er machte einen raschen Schritt vorwärts, als wolle er Dominicas Hand aus der von Sir Nicholas reißen. Die Rose fiel unbeachtet zu Boden. »Kusine, ich dachte, Ihr würdet nicht tanzen!«
»Ihr habt Eure hübsche Blume verloren!« unterbrach ihn Sir Nicholas sanft.
Don Diegos Gesicht verzerrte sich, einen Augenblick vergaß er seine Pflichten als Gastgeber. Ein amüsierter, fester Blick aus kühlen blauen Augen traf ihn.
Sir Nicholas hielt noch immer Dominicas Hand, hatte die Braue jedoch leicht gehoben, als wollte er fragen: »Ihr sucht Streit? Den könnt Ihr haben!«
Doña Beatrice griff ein und bereitete der peinlichen Situation ein Ende. Sie berührte Dominicas Schulter leicht mit ihrem Fächer. »Laß dir von mir raten, meine Liebe, und tanze mit dem Chevalier. Entschlüsse sind dazu da, umgestoßen zu werden.«
Don Diego faßte sich langsam wieder. Er nahm Haltung an, verbeugte sich. »Ich habe weniger Glück als der Chevalier, Kusine. Ich werde mir gestatten, Euch später um einen Tanz zu bitten.«
»Wie es Euch gefällt, Vetter.« Dominica richtete einen kurzen Blick auf Sir Nicholas und senkte sofort wieder die Lider. Dem Druck seiner Hand folgend, ging sie mit ihm durch die Halle in den Ballsaal.
»Mein Gott, was habe ich für einen Schwachkopf in die Welt gesetzt«, seufzte Doña Beatrice. »Du machst deine Sache wahrlich nicht gut, mein armer Sohn.«
»Sie tat dies nur, um mich zum Gespött zu machen!« stieß Don Diego hitzig hervor.
»Wenn dies die Absicht war, klingt es sehr vielversprechend«, antwortete seine Mutter. »Aber wenn ein Mann wie der Chevalier um etwas bittet, gibt es wohl nur wenige Frauen, die seine Bitte ausschlagen. Was er wünscht, nimmt er sich auch, wie du siehst.«
»Er ist unerträglich. Mein Schwert lechzt nach seinem Blut!«
Doña Beatrice lächelte. »Ich fürchte, der Chevalier weiß sein Schwert sehr gut zu führen. Ich glaube nicht, nein, ich glaube wirklich nicht, daß es für dich ratsam wäre, ihn herauszufordern.«
Don Diego versank für einen Augenblick in düsteres Brüten. »Man könnte glauben, es gefiel Euch, daß sie mit ihm geht«, klagte er.
»Es gefiel mir auch«, sagte seine Mutter ungerührt. »Das Mädchen hat einen Mann mit Persönlichkeit gesehen, mit mehr Charme im kleinsten Lächeln, als ihn jeder andere Mann hier im Saal hat. Sie war im Begriff, einen Entschluß umzustoßen, und ich bestärkte sie, dies zu tun. Hätte ich mich für dich eingesetzt, hätte sie den ganzen Abend nicht getanzt. Jetzt kannst du ihrer sicher sein, denn wenn sie einmal getanzt hat, kann sie dich nicht mehr abweisen.«
Im Ballsall hatte Dominica kaum Gelegenheit, mit Sir Nicholas zu sprechen. Sie fürchtete, daß das leiseste Wort ihn verraten könnte. Während der ersten Tanzschritte sah sie ihn nur in beredter Weise an. Er drückte sie eng an sich, und sie flüsterte: »Du bist gekommen! Wie konntest du es nur wagen?«
»Habe ich dir nicht mein Wort gegeben, meine kleine Zweiflerin?«
Sie entfernten sich wieder voneinander. Ein anderes Tanzpaar war zu nahe gekommen, als daß es ihnen möglich gewesen wäre, mehr zu sagen. Die Musik verstummte. Sir Nicholas verneigte sich, und schon näherte sich Don Diego.
Die folgende Stunde wurde zur Qual. Don Diego wich nicht von ihrer Seite, sie konnte Beauvallet nur in der Ferne beobachten und sehnte sich doch so sehr danach, mit ihm allein zu sein. Es hatte den Anschein, als würde sich die Gelegenheit dazu niemals ergeben, aber dann mußte ihr Vetter doch eine andere Dame zum Tanz führen. Dominica blickte sich rasch um, sah, daß sich ihre Tante am anderen Ende des
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