Der tolle Nick
Señor.«
Er verbeugte sich und küßte ihr die Hand. »Señorita, mein Herz liegt zu Euren Füßen!«
»Chevalier, Chevalier, Ihr seid sehr frivol«, sagte Doña Beatrice. »Bis vor wenigen Augenblicken dachte ich, es läge zu meinen Füßen.«
Endlich ließ er Dominicas Hand frei und wandte sich an Doña Beatrice. »Madame«, sagte er, »Ihr seid sehr streng mit mir. Aber ich habe so viele Herzen!«
Sie lachte. »Das ist ungalant. Ich protestiere! Ob da wohl auch eines dabei ist, auf das man sich verlassen kann? Ach, ihr Franzosen!«
»Nur eines«, sagte Sir Nicholas bescheiden.
Sie hob die Brauen, in Erwartung weiterer Neckereien. »Ach, und wem gehört dieses?«
»Meiner Verlobten, Madame«, sagte Sir Nicholas. »Ihr gehört es zur Gänze.«
Doña Beatrice hatte dafür nur ein Achselzucken. »Ihr seid pflichtgetreu, Señor. Ich frage mich nur, was Ihr in etwa einem Jahr sagen werdet.«
Dominica wandte sich ab und blickte in den Garten hinunter.
»Mein Herz ist sehr treu, und ich bin sicher, ich würde dasselbe sagen. Aber ich werde dennoch immer ein Herz haben, das ich in Bewunderung zu Euren Füßen legen werde.« Damit nahm er seinen Abschied. Um keine Sekunde zu früh, wie Dominica dachte.
Ihr Tante begann über die bevorstehende Reise nach Vasconosa zu sprechen.
Es gab allerdings noch einen anderen Reisenden, der sich auf diesen Weg machen würde und von dem sie nichts wußte. Nach seiner Rückkehr in die »Aufgehende Sonne« studierte Sir Nicholas alle Landkarten, deren er habhaft werden konnte, und versuchte, sich den Weg genau einzuprägen. Joshua Dimmock beobachtete ihn und begann wieder Mut zu schöpfen. »Je früher wir diese Reise antreten, desto besser ist es für uns«, sagte er zu dem Mantel, den er gerade zusammenfaltete. Beim Ausbürsten einer Kniehose fragte er sich: »Was machen wir, wenn die Venture dort nicht auf uns wartet? Wenn der Kommandant nicht an Bord ist, ist es fraglich, ob sie in den spanischen Gewässern bleiben kann. Ja, da liegt die Schwierigkeit!« Er betrachtete seinen in Gedanken versunkenen Herrn und seufzte: »Wir können unsere Reise auf Karten eintragen, wir können Etappen festlegen, ja das können wir. Aber wer sagt mir, daß auch alles gut ausgehen wird, wer sagt mir das? Ich wäre lieber zu Hause, als daß ich diese fünfzig Pfund erhalte. Ja, ja, ich weiß, wir werden diesen Schmugglerhafen schon erreichen. Das werden wir, trotz dieser verdammten Spanier. Aber was geschieht, wenn wir diesen Hafen erreichen, und es ist kein Schiff dort? Dann stehen wir schön da. Dann können wir den Rest unserer Tage in Spanien verbringen, und viele werden das gerade nicht sein, das schwöre ich Euch. Alles hängt von der Venture ab – und die Venture segelt ohne ihren Kommandanten. Das ganze Unternehmen ist furchtbar!«
Beauvallet blickte auf. »Beruhige dich, du Jammerer! Was bekümmert dich?«
»Was mich bekümmert, ist, daß wir nicht wissen, ob die Venture auch wirklich dort sein wird.«
»Werden denn meine Befehle so oft mißachtet?«
»Nein, das sage ich auch gar nicht, Herr. Ich zweifle auch gar nicht an den guten Absichten von Master Dangerfield, aber, Herr, er ist eben nicht Sir Nicholas Beauvallet, und bei ihm kann sehr wohl etwas schiefgehen.«
»Du Miesmacher! Du wirst immer einen Einwand haben! Du hast flinke Augen und siehst in jeder Ecke eine Gefahr lauern. Diccon wird einen kühlen Kopf bewahren, genauso wie du es willst, und außerdem hat er von mir den Befehl dazu. Ich bin sicher, daß er dort sein wird. Meine Männer werden mich doch nicht im Stich lassen, wenn ich sie benötige!«
»Nein, nein, Herr, aber wenn Ihr darin keine Gefahr seht, was fürchtet Ihr dann?«
»Um ehrlich zu sein«, antwortete Beauvallet. »Mir gefällt der Blick des französischen Botschafters nicht.«
»Mir wiederum gefällt der geckenhafte Vetter Eurer Lady nicht. Wenn er es nicht darauf angelegt hat, Euch zum Kampf zu fordern, dann weiß ich nicht, wie ein Mann aussieht, dem der Kopf nach Streit steht.«
»Gott bewahre!« sagte Beauvallet und beugte sich erneut über seine Landkarten. »Meine Lady reist am nächsten Dienstag nach Vasconosa. Ich habe vor, daß wir sie auf dieser Reise begleiten.«
»Ja, und dann, Herr?«
»Zum Teufel, Mann, wie soll ich das wissen! Ich kenne ja die Gegend nicht. Wir werden sie entführen und zur Küste eilen. Frag mich mehr, wenn ich mehr weiß.«
»Ich fürchte, es wird etwas schiefgehen«, sagte Joshua bekümmert. »Es geht mir
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