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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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vorstellte, das nur so darauf brannte, die Dame kennenzulernen, die von dem berüchtigten Piraten gefangengenommen worden war.
    Sir Nicholas befand sich in Hörweite, und dieses Mädchen hatte nicht Besseres zu tun, als Dutzende Fragen über El Beauvallet zu stellen. Doña Dominicas Antworten waren so kurz wie nur möglich, da sie jeden Augenblick befürchten mußte, Beauvallets Laune könnte ihr einen Streich spielen. Als sie ihrer begierigen Zuhörerin erzählte, daß sie von diesem Teufelspiraten keineswegs brutal mißbraucht worden war, sah sie aus dem Augenwinkel, daß Beauvallet lächelte, ihr also zuhörte.
    »Aber, Señorita, das klingt ja wie ein Wunder!« sagte das affektierte Mädchen. »Aber, sagt, wie ist er, dieser schreckliche Mensch?«
    »Ach, wißt Ihr, da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen«, antwortete Dominica ungeduldig. »Er ist ein Mann wie jeder andere auch. Ich habe nichts Bemerkenswertes an ihm gefunden.«
    »Ich habe gehört«, sagte das Mädchen enttäuscht, »daß er sehr gut aussieht, und wir wissen, daß er sehr mutig ist.«
    »Ja, er sieht recht gut aus«, sagte Dominica, »aber ich glaube, hier in Spanien wird er zu sehr verherrlicht. Es ist nichts Außergewöhnliches an ihm.«
    Der schwarzgelockte Kopf wandte sich um. Zu ihrem Entsetzen sah sie, daß er die linke Braue leicht hochgezogen hatte. Gott gebe, daß der Mann, zu dem Beauvallet gesprochen hatte, keinen Verdacht hegte! Sie wandte sich ab. War dies der Zeitpunkt, sie spöttisch anzusehen? Das affektierte Mädchen begann, brennend vor Neugier, über Santiago zu sprechen, und stellte weitere Fragen. Endlich kam Don Rodriguez und befreite sie. Er legte seine Hand auf ihren Arm und lächelte sie in seiner gewohnten, entwaffnenden Art an. »Es ist jemand hier, den du sicherlich gern wiedersehen möchtest, mein Kind. Jemand, der kürzlich in Santiago war und den du, glaube ich, kennst.« Er sprach plötzlich mit leiser, geheimnisvoller Stimme: »Er ist bei Hof nicht gut angeschrieben«, sagte er und führte sie durch den Saal. »Er hat sein Schiff verloren, aber das weißt du ja wahrscheinlich alles, denn es muß geschehen sein, bevor du nach Hause zurückgekommen bist.« Er ging auf eine Gruppe von Leuten zu, die in der Nähe des Eingangs standen, und war sich der immer heftiger werdenden bösen Vorahnungen seiner Nichte nicht bewußt. »Man muß mit ihm Mitleid haben, er hatte so vieles zu erleiden. Bedenke, wenn du mit ihm sprichst, daß er bei Hof nicht gern gesehen ist, meine Liebe.«
    Ein Frösteln durchlief sie. »Wer ist es?« fragte sie tonlos.
    »Habe ich es nicht gesagt? Es ist Don Maxia de Perinat, mein Kind. Jener Mann, der auszog, El Beauvallet zu jagen, und von ihm besiegt wurde. Er hat mir erzählt, daß er dich und deinen armen Vater kennt.« Er hüstelte und sprach rasch weiter. »Aber du wirst diese Katastrophe natürlich nicht erwähnen!«
    Perinat! Perinat in Spanien! Und noch dazu in diesem Hause! Perinat, den sie zum letztenmal gesehen hatte, als er mit wilden Augen Verwünschungen über einen englischen Teufel stammelte, der in der Hitze des Gefechts auch noch zu Scherzen bereit war. Mit jeder Faser ihres Körpers verlangte sie danach, Beauvallet diese Nachricht mitzuteilen, ihn wegzuschicken, damit er der drohenden Gefahr nicht in die Arme laufe. Unwillkürlich wandte sie den Kopf und suchte ihn in der Menge. Sie sah jedoch nur seinen dunklen Kopf und seine breiten Schultern. Und dann, während die Gedanken in ihrem Kopf rasend kreisten, sah sie plötzlich wie Perinat sich über ihre Hand beugte und ihr zum Tod ihres Vaters kondolierte.
    Sie versuchte, die Erstarrung, die sie zu überfallen drohte, abzuschütteln, und zwang sich, ihm zu antworten, immer weiter mit ihm zu sprechen, ihn an ihrer Seite zu halten, koste es was es wolle, möglichst weit weg von Sir Nicholas, der sich am anderen Ende des Saales befand und von der bevorstehenden Gefahr nichts ahnte. Sie wußte kaum, was sie sagte, ihre Gedanken kreisten nur um die Möglichkeit, Beauvallet zu warnen. Sie stand vor Perinat, in der vagen Hoffnung, Beauvallet vor ihm abzuschirmen, und war zum erstenmal in ihrem Leben froh, als sie ihren Vetter herankommen sah. Sie machte ihn sofort mit Perinat bekannt, in der Hoffnung, die beiden würden ein Gespräch beginnen und sie könnte sich zu Sir Nicholas hinwegstehlen.
    Don Diego verbeugte sich. Perinat richtete höfliche Worte an den Sohn eines seiner alten Bekannten. Dann plötzlich, in einen

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