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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Ihr überzeugt sein, Señor«, sagte Sir Nicholas. »Wir werden alle lachen!«
    Und wieder streifte sein Blick Dominicas Gesicht. »Niemand soll sich hier unbehaglich fühlen. Die ganze Angelegenheit wird ein glückliches Ende nehmen, zweifelt nicht daran.« An der Tür entstand eine Bewegung, das Klirren der Sporen war zu vernehmen. »Ach, die Garde. Ihr dürftet Beauvallet wirklich für einen höchst gefährlichen Mann halten! So wahr mir Gott helfe, die kastilianische Garde – noch dazu ein rundes Dutzend!«
    Die Wache hatte ihn umstellt. Der Leutnant, auf dessen Gesicht Verwunderung geschrieben stand, verbeugte sich steif: »Señor, ich muß Euch bedauerlicherweise um Euren Degen bitten.«
    Den Griff voran, streckte ihm Beauvallet den Degen entgegen.
    »Señor, bitte habt die Güte, uns zu begleiten.«
    »Aber mit dem größten Vergnügen, Señor!« sagte Beauvallet. Er blickte auf den Andalusier. »Don Juan, ich fürchte, ich werde morgen nicht mit Euch trucos spielen können und vielleicht auch einige andere Verabredungen versäumen. Bitte, entschuldigt mich. Aber allen anderen Verpflichtungen werde ich nachkommen. Señor, gehen wir.«
    Er verließ den Saal unter scharfer Bewachung, und lange noch hallte es in Dominicas Ohren: »Allen anderen Verpflichtungen werde ich nachkommen – werde ich nachkommen.«

15
    Joshua Dimmock, der im Dunkel vor der Casa Noveli umherschlich, hatte genug gesehen, mehr als notwendig war, um ihn an seinen Dolch greifen zu lassen. Es juckte ihn, den Dolch zu ziehen, aber »sachte, sachte«, beruhigte er sich selbst: »Ein Mann auf freiem Fuß ist besser als zwei Mann hinter Gittern.«
    Es war seine Gewohnheit, sich immer in der Nähe des Hauses aufzuhalten, in dem Sir Nicholas seine Zeit verbrachte. Sein Herr lachte darüber, aber Joshua legte den Finger an die Nasenspitze und sagte: »Ich suche das Unglück, und ich will nicht warten, bis man es mir mitteilt.«
    Und offenbar hatte er guten Grund dazu. Der Edelmann, der die Wache aus der nahen Kaserne holte, wußte nicht, daß er beinahe in den Tod gelaufen wäre. Der Dolch war bereits aus der Scheide, eine böse Klinge, lang und scharf wie ein Rasiermesser. Joshua, der aus dem Tumult im Inneren des Hauses auf dessen Ursache schließen konnte, ahnte auch den Auftrag des Edelmannes, der so eilig davonstürzte. Ihm den Dolch in den Hals zu stoßen wäre ihm ein leichtes gewesen. Aber was wäre dann gewesen? Joshua steckte den Dolch, den er instinktiv gezogen hatte, wieder weg. So konnte er Sir Nicholas nicht befreien. So nicht.
    Er überlegte, ob er vielleicht übereilte Schlußfolgerungen angestellt haben könnte, zog sich tiefer in den Schatten zurück und wartete. Er sah die Wache herankommen. Die Männer marschierten so knapp an ihm vorbei, daß er sie hätte berühren können. Sie betraten das Haus und kamen mit Sir Nicholas in ihrer Mitte wieder heraus.
    »Euer Spürhund hatte also recht«, murmelte Joshua. »Was geschieht jetzt?« Er sah Sir Nicholas mit entschlossenem Schritt zwischen den Wachen einhergehen, hörte ihn einige Worte an den Leutnant richten und vernahm sein Lachen. »Er geht spöttisch lachend in den Tod!« jammerte Joshua. »O du ewiger Spötter, warum blickst du deinem Schicksal nicht ins Auge und erkennst, daß es dich ereilt hat? Aber so kommen wir nicht weiter.« Er versuchte, sich zu fassen. »Wach auf, Mutterwitz, zum Trauern ist jetzt keine Zeit.« Er spähte zum Eingang hin, wo er zwei Lakaien erblickte, die aufgeregt miteinander sprachen. »Ich sehe den ersten Schritt auf meinem Weg. Nun hört Euch doch dieses Gesindel an!«
    Er zog sich ein Stück zurück, trat aus dem Schatten hervor und näherte sich der Casa Noveli mit festem Schritt. »Was ist hier los?« rief er aus. »Wachen in Eurem Haus? Was geht hier vor? Seltsam!«
    Seine Neugierde wurde befriedigt. »Madre de Dios! « sagte einer der Lakaien. »Es heißt, sie haben den Piraten El Beauvallet gefangen!«
    »Himmel!« Joshua trat zurück und bekreuzigte sich. »Der vornehme Edelmann soll El Beauvallet sein? Ihr macht wohl einen Scherz! Wie kann so etwas geschehen, ich bitte Euch!«
    Der erste Mann schüttelte nur den Kopf, sein Gefährte gab ihm die Antwort, bevor er in das Haus trat. »Drinnen ist Admiral Perinat, der wie ein tollwütiger Hund schäumt.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Er war’s, der alles begonnen hat.«
    Joshua wußte genug. Die Lakaien gingen ins Haus zurück, um ihrer Pflicht nachzukommen. Joshua eilte

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