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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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beschuldigt, einen Piraten zum Liebhaber zu haben?«
    »Das war wirklich dumm von ihm, unwahrscheinlich dumm!« stimmte ihre Tante zu. »Er hat wirklich keinen Verstand. Morgen werden die Beamten der Inquisition vor unserer Tür stehen. Und das ist der Grund, meine Liebe warum du fort und dich so rasch wie möglich vermählen mußt. Damit können wir ihnen beweisen, daß du nicht der Ketzerei verdächtigt bist. Wenn die Papiere Beauvallets in Ordnung sind, und ich bin überzeugt davon, daß sie es sein werden, dann werden sie ihn sicherlich wieder auf freien Fuß setzen. Meiner Treu, einem Mann, der den Mut hat, unter Lebensgefahr bis in das Herz Spaniens vorzudringen, könnte es auch gelingen, dich unter unseren Augen zu entführen! Ich hätte wirklich Respekt vor ihm, wenn es ihm gelänge, aber du kannst doch nicht erwarten, daß ich ihn dabei unterstütze!«
    »Wenn seine Papiere in Ordnung sind«, warf Dominica ein, »wird sich herausstellen, daß er der ist, der er zu sein behauptet. Was ist da zu befürchten?«
    »Ich habe ja auch Verstand. Ich muß zugeben, daß mir bisher eine Menge verborgen geblieben ist.« Sie strich die schwere Seide ihres Kleides glatt und lächelte mit unerschütterlichem Gleichmut. »Eine Persönlichkeit wie er – ein Pirat! Ich kann es dir gar nicht verübeln, mein Kind. Auf diesem Schiff hast du die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Das ist alles sehr erfrischend! Dich wird es vielleicht ein bißchen schmerzen, aber das geht vorüber. Und du wirst dich dann an eine Geschichte zurückerinnern können, die romantischer ist, als sie die meisten Frauen in dieser trostlosen Welt erleben! Aber Madrid werden wir sicher sehr bald verlassen!«
    »Wie es Euch beliebt, Señora. Grund dafür sehe ich allerdings keinen.«
    Doña Beatrice nahm ihren Fächer zur Hand. »Ich werde dir einen Grund nennen: Wenn du hierbleibst, könnten sie kommen und dich ausfragen. Und das möchte ich vermeiden.«
    »Ich bin zu allem bereit, Tante. Ich kann nur das sagen, was ich bereits gesagt habe.«
    »König Philipp und die Heilige Inquisition«, sagte ihre Tante mit sanfter Stimme, »sind in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zimperlich, wenn sie Informationen haben wollen. Es ist bereits genug geschehen, jetzt soll nicht auch noch der Verdacht aufkommen, daß du eine Ketzerin wärest.«
    Sie stand auf und ging mit müden Schritten zur Tür. »Wir werden dich verheiraten. Dann bist du sicher. Wie ich die Dinge sehe, kannst du deinem unerschrockenen Liebhaber nicht besser dienen, als daß du jene Lügen strafst, die dich und ihn verdächtigen!«
    Der zweite Angriff erfolgte am nächsten Tag, diesmal durch Don Diego, der versuchte, seinen Zorn zu unterdrücken. Er drängte seine Kusine, ihn zu heiraten, machte gewisse Andeutungen, daß sein Vater sich für El Beauvallet einsetzen werde, flehte sie an, ihn zum Mann zu nehmen und ihm zu vertrauen, auch er werde Beauvallet helfen.
    Diese Taktik war stümperhaft. Doña Dominica belächelte sie und ihre Urheber. Sie wußte genau, daß es, sollte man seine wahre Identität entdecken, niemanden auf Gottes Erdboden gab, der Beauvallet noch hätte retten können. Die Heilige Inquisition würde auf den Plan treten und ihn für sich fordern. Don Diego hätte ihr wahrlich nicht zu erzählen brauchen, daß sie ihren Liebhaber noch am Scheiterhaufen sehen werde. Sie wußte es und blickte den Dingen unerschrocken ins Auge. Aufgeben würde sie nicht. Die Verzweiflung hatte ihr Mut verliehen, hatte ihren Verstand geschärft. Sie wankte nicht, sie erbleichte nicht und lächelte nur höhnisch. »Das ist reizend von Euch, Vetter«, sagte sie verachtungsvoll. »Wenn der unglückliche Edelmann wirklich Beauvallet wäre und noch dazu mein Liebhaber, würde ich auch sicher von Euren Diensten Gebrauch machen!« Ihre Sprache hatte sich den Stachel der Bosheit bewahrt. Sie sah, wie er errötete und sich auf die Lippen biß. »Aber ich habe kein Interesse am Chevalier de Guise, mein lieber Vetter, und ich glaube, er wird meine Hilfe auch nicht benötigen!«
    Er ergriff sie heftig am Handgelenk: »Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt mich an der Nase herumführen! Glaubt Ihr wirklich, daß ich nicht weiß, wer dieser Kerl ist? Ihr werdet schon sehen, daß er am Scheiterhaufen enden wird!«
    Sie lächelte mild: »Glaubt Ihr? Ich glaube eher, daß sich in wenigen Tagen herausstellen wird, daß Ihr ein Narr seid. Laßt meine Hand aus! Damit erreicht Ihr gar nichts!«
    Er ließ sie in Ruhe und suchte

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