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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Anstand. Der Teufel hole alle glattrasierten Oberlippen! Kein Wort mehr darüber. Ich murre nicht.« Er schritt in Richtung seiner Behausung. »Was nun, frage ich mich? Könnt Ihr aus Eurer Festung entkommen, Herr? Nein, wir müssen zugeben, daß dies unmöglich ist.« Er warf den Kopf zurück und begann in seiner alten Manier zu prahlen. »Ha, das ist ein Wort, das wir nicht kennen. Wir werden doch noch Listen auf Lager haben, mit denen wir diese spanischen Dummköpfe hinters Licht führen können!« Er verlangsamte seinen Schritt und gab es auf zu schwadronieren. »Ich bin es meinem Herrn aber schuldig, milde mit ihm zu verfahren. Man könnte allerdings sagen, daß er versprochen hatte zu entkommen, falls man ihn festnehmen sollte. Vielleicht haben wir doch zu sehr angegeben – ein bißchen zu sehr. Ich zweifle nicht, daß ich einen Weg finden werde, ich muß mich in der Nähe halten, wie mir geheißen wurde, und sorgfältig aufpassen. Alles andere könnte seine kunstvoll gesponnenen Pläne fehlschlagen lassen. Nur Mut, Joshua!«
    Der nächste Gedanke, der ihn beschäftigte, war die Frage der Abreise Dominicas. Er ahnte, daß dies nichts Gutes bedeutete, und war mißtrauisch wie ein Wachhund. Er richtete die geballte Faust gegen einen imaginären Don Diego. »Warte nur, wir erwischen dich schon noch! Du Galgenvogel! Sir Nicholas, Ihr tätet gut daran, Eure Bewacher zu überlisten! Mir mißfällt die ganze Geschichte auf das äußerste. Nun gilt es, zu überlegen. Wie lange könnte die Reise in der Kutsche nach Vasconosa dauern? Die Straßen sind schlecht. Gut und schön. Aber es hat nicht geregnet, sie werden also nicht steckenbleiben. Ich nehme an, sie werden bei jeder Station die Pferde wechseln. Also ungefähr zehn Tage, wenn sie sich beeilen. Und wie lange könnte es zu Pferd dauern? Für Reiter, wie wir es sind? Das ist eine ganz andere Sache!« Sein Schritt beschleunigte sich. »Da ist noch die Frage der Pferde. Ich werde herausfinden, wo man entlang des Weges Reitpferde kaufen kann. Hol’s der Teufel, daß ich die schöne Stute meines Herrn zurücklassen mußte. Nun, wenn Sir Nicholas plötzlich auftauchen sollte, was ja durchaus möglich wäre, was würde er von mir verlangen: ›Pferde, Joshua, Pferde!‹ Richtig, und was soll ich dann zur Antwort geben? Es ist also unbedingt erforderlich, daß ich Geld für zwei gute Reitpferde ausgebe, um ständig bereit zu sein. Es ist schon gut, wenn man Verstand hat! Ach, Herr, wenn ich nur wüßte, wo Ihr seid und wie sie mit Euch umgehen!«
    Es hätte ihn wahrscheinlich getröstet, wenn er gewußt hätte, daß sich Sir Nicholas in einem bequemen Raum befand, mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt wurde und daß man allen seinen Wünschen nachkam.
    Don Cristobal besuchte ihn jeden Tag und bemühte sich, besonders höflich zu sein. Von ihm erfuhr Sir Nicholas auch, daß ein Bote nach Frankreich geschickt worden war, um Informationen zur Feststellung seiner Identität zu bringen. Als er diese Nachricht vernahm, konnte er sich das Lachen nicht verbeißen. Das Netz zog sich also zusammen. Don Cristobal deutete dieses Lachen als den Ausdruck echten Amüsements und schenkte ihm keine weitere Bedeutung. Er war eifrig bemüht, dem Chevalier Höflichkeiten zu erweisen. Er war sich seiner schwierigen Lage bewußt und trachtete, dem Gefangenen keinen Grund zur Beschwerde zu geben – es war ja immerhin möglich, daß er sein Gefängnis im Triumpf verlassen könnte.
    Er führte mit dem Chevalier lange Gespräche, und je öfter er ihn sah, desto mehr war er davon überzeugt, daß Perinat einem lächerlichen Irrtum aufgesessen war. Don Cristobal konnte sich nicht vorstellen, daß ein Mann, der wußte, in welcher Gefahr er sich befand, eine derart sorglose Haltung an den Tag legen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Scherzen aufgelegt sein konnte. Wenn dieser Mann wirklich Beauvallet wäre, müßten doch wenigstens hin und wieder kleine Anzeichen einer Besorgnis festzustellen sein. Bei einem seiner Besuche sagte er, daß er hoffe, die Dinge würden gut ausgehen, und flocht eine Anspielung auf die Inquisition in seine Rede, wobei er Beauvallet genauestens beobachtete.
    Er erreichte gar nichts damit. Beauvallets Brauen hoben sich in aufrichtiger Überraschung, und sein amüsiertes Lächeln verstärkte sich noch. »Sangdieu! « rief er mit gespieltem Schrecken. »Das hoffe ich auch!« Es war ganz offenkundig, daß er nicht daran zweifelte. Don Cristobal hatte den Eindruck,

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