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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Cristobal verneigte sich.

17
    Die erwartete Vorladung Doña Dominicas zum Verhör im Alkazar traf nicht ein. Don Rodriguez, der einer derartigen Vorladung mit gemischten Gefühlen entgegensah, berichtete, daß der Chevalier bis zum Eintreffen einer Nachricht aus Frankreich unter Gewahrsam gehalten werde und daß Seine Majestät kein Wort über Doña Dominica verloren hätte. Don Miguel de Tobar habe seine Reise nach Madrid früher angetreten als erwartet und werde wahrscheinlich in den nächsten Tagen eintreffen.
    Doña Beatrice war gegen ihren Willen gezwungen zu handeln. Sie seufzte, behauptete, daß dies alles sehr anstrengend sei und sie mehr als ein bißchen ermüde, aber wenn Doña Dominica nicht verdächtigt würde, sähe sie keinen Grund, warum man Madrid nicht schon am Samstag verlassen sollte.
    Dominica vernahm diese Nachricht mit Bestürzung. Weiß Gott, was sie sich von ihrem Aufenthalt in Madrid erhofft hatte; sie selbst wußte es kaum, aber allein der Gedanke an eine Reise in den Norden, wo sie ohne Nachricht aus Madrid sein würde, erfüllte sie mit Verzweiflung. Hierzubleiben würde Beauvallet nichts nützen. Aber wie konnte sie Madrid verlassen, im Bewußtsein der Gefahr, in der er sich befand?
    Sie sprach kein Wort darüber, hielt aber den Kopf leicht gesenkt und versuchte, ungerührt dreinzusehen. Es war ihr absolut nicht wohl zumute. Während sie in den Norden reiste, wußte nur Gott, was mit Beauvallet in der Zwischenzeit geschehen würde. Sie hatte davon gehört, daß Menschen, die in die Fänge der Inquisition gerieten, manchmal auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Es gab Augenblicke, in denen sie sich zitternd in ein stilles Gebet zurückzog. Ihr eigenes Schicksal schien ihr zur Zeit nichts zu bedeuten. Lustlos beobachtete sie die gewisse stille Genugtuung im Verhalten ihres Vetters, die sicherlich nichts Gutes zu bedeuten hatte, ihr im Augenblick aber völlig gleichgültig war. Wenn Beauvallet sterben sollte, war es ihr einerlei, was mit ihr geschah.
    Don Diego verließ Madrid einen Tag vor seiner Mutter und seiner Kusine. Dominica nahm seinen Plan mit Gleichmut zur Kenntnis, seine Mutter hingegen schien darüber nicht erfreut zu sein. »Du wirst nicht mit uns reiten?«
    Er erwiderte leichthin, daß er voranreiten würde, um alles für ihre Ankunft in Vasconosa vorzubereiten. Er sei der Meinung, daß die Garde der Carvalhos den Damen genügend Schutz bieten könnte.
    Doña Beatrice betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, schien in sein Inneres blicken zu wollen, sagte aber schließlich nur: »Das ist sehr ungalant von dir, mein Sohn.«
    Bei seiner Abreise wurde er, ohne es zu wissen, beobachtet. Joshua, der unbedingt ein Wort mit Doña Dominica wechseln wollte, trieb sich in der Nähe der Casa Carvalho umher und sah Don Diego, wie er am Freitag mit seinem Diener und zwei Lakaien, die die Packtiere führten, die Reise antrat. Joshua ahnte nichts Gutes. Er lehnte ich gelangweilt an die von der Sonne durchwärmte Mauer und stocherte in seinen Zähnen, aber seine scharfen Ohren vernahmen jedes Geräusch, und seine Augen, halb verdeckt unter seinem großen Hut, sahen jede Bewegung. Ein beiläufiges Wort eines Lakaien, der das Gepäck auf dem Lasttier verschnürte, verriet ihm das Ziel der Reise. Dessen hätte es eigentlich nicht bedurft, er hatte nie an dem Ziel gezweifelt. Er sah, wie Don Diego sein Pferd bestieg und die Zügel in die Hände nahm, und er hörte, wie er seinen Diener zur Eile mahnte. Schließlich ritt er weg. Joshua zog daraus seine eigenen Schlüsse. »Ja, beeile dich nur, du Schurke!« sagte er im Geist zu Don Diego. »Trachte nur, keine Zeit zu verlieren! Bald wird sich dir der tolle Nick an die Fersen heften, sei dessen sicher! So wahr mir Gott helfe! Schurke! Schuft! Oh, es täte mir gut, den Kopf dieses Herrn gespalten zu sehen! Ich werde dies meinem Herrn bei nächster Gelegenheit ans Herz legen.« Er seufzte schwer. »Herr, wie ich die Dinge sehe, wäre es das beste, wenn Ihr so bald wie möglich aus Eurem Kerker ausbrächet. Hier sind üble Dinge im Gange. Wenn ich nur mit unserer Lady sprechen und in Erfahrung bringen könnte, was sie vorhaben. Der Teufel möge die Frauen holen!«
    Eine weitere Stunde lang verharrte er geduldig und wurde für seine Mühe belohnt. In Begleitung ihrer Zofe erschien Dominica und machte sich, wie Joshua gehofft hatte, auf den Weg zur Messe in der nahe gelegenen Kirche. Im Vorübergehen warf sie einen Blick auf ihn, erkannte ihn aber

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