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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Losungswort. Es hat uns noch nie im Stich gelassen. Nur der Gardist tut mir eigentlich leid!«
    Womit Sir Nicholas den Wächter vor seiner Tür bereits als toten Mann betrachtete. Er ging an den Tisch und schrieb drei Zeilen an Joshua. Sie waren klar und deutlich.
    »Warte morgen abend mit einem Seil hinter der Mauer auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes. Wenn du meinen Pfiff hörst, wirf das Seil über die Mauer und halte es fest.«
    Er rollte das Papier zusammen und barg es an seiner Brust. Am folgen Morgen tauchte Joshua wieder unter seinem Fenster auf. Ein Stück Papier flatterte aus Beauvallets Fenster zu Boden und wurde sofort aufgehoben.
    Joshua ging beschwingten Schrittes zur Taverne zurück.

18
    Vom ersten Tag an war Sir Nicholas stets von zwei Männern bedient worden. Niemals war der eine ohne den anderen gekommen, und obwohl diese Vorsichtsmaßnahme nach einiger Zeit nur mehr eine reine Formsache war, wurde an ihr festgehalten. Sir Nicholas machte ein saures Gesicht. Sie hielten ihn offenbar wirklich für einen äußerst gefährlichen Mann, was nicht nur die Wache vor der Tür, sondern auch die Tatsache bewies, daß ihm zwei Bewaffnete die Mahlzeiten brachten. Obwohl sie recht hatten, war er dennoch überzeugt, ihre Befürchtungen erfolgreich zerstreut zu haben. Wenn seine Flucht auch nur die geringsten Aussichten auf Erfolg haben sollte, mußte einer dieser beiden Männer aus seinem Zimmer entfernt werden. Davon hing alles ab. Wenn es ihm nicht gelang, einen der beiden Soldaten zum Verlassen des Zimmers zu bewegen, dann erwarteten ihn Folter und Scheiterhaufen, daß wußte Sir Nicholas.
    Er hatte den Zeitpunkt sorgfältig gewählt und wußte, daß er sich auf Joshua verlassen konnte. Jeden Abend bei Einbruch der Dämmerung wurde ihm das Abendessen aus der Küche des Gouverneurs gebracht. Der Koch bemühte sich sehr, den schwierigen Gast zufriedenzustellen, vor allem auf Grund des in Beauvallets Taschen reichlich vorhandenen Kleingelds. Der Koch erhielt einen doppelten Dukaten mit einem Kompliment des Chevaliers, schwor, daß dieser Mann wahrlich ein Edelmann sei, und ersann allerhand Köstlichkeiten für den feinen Gaumen des unfreiwilligen Gastes.
    An dem Abend, den Sir Nicholas für seine Flucht gewählt hatte, kamen die beiden Wächter etwas später mit dem Abendessen. Einer von ihnen, der ältere, trug den Schlüssel bei sich und vergaß niemals, die Tür nach seinem Eintreten auch wieder zu versperren. Während sein Kamerad den Tisch deckte und die Kerzen entzündete, blieb er stumm, den Schlüssel in der Hand, an der Tür stehen.
    Als die beiden Soldaten eintraten, saß Sir Nicholas nicht in dem hochlehnigen, samtbezogenen Lehnstuhl, sondern lehnte nahe am Fenster an der Wand und pfiff fröhlich vor sich hin.
    »Ich dachte schon, man will mich verhungern lassen«, bemerkte er, ging langsam auf den Stuhl zu und setzte sich lässig auf die Armlehne des Stuhles.
    Der ältere der beiden Soldaten lächelte nachsichtig. »Nein, nein, Señor. Dem Koch ist nur eines der Gerichte mißlungen, das heißt, der Küchenjunge hat vergessen umzurühren, dadurch ist es angebrannt und mußte noch einmal zubereitet werden.«
    Der andere der beiden war damit beschäftigt, ein Tischtuch auszuschütteln und über den Tisch zu breiten. Sir Nicholas schnupperte anerkennend. »Hm, das riecht aber ausgezeichnet. Laßt mich das Meisterwerk sehen!«
    Das Besteck wurde aufgelegt, eine Flasche Wein und ein Becher feierlich neben Beauvallet gestellt. Dann hob der Diener mit großer Geste den Deckel. »Exzellent«, sagte Sir Nicholas, der noch immer auf der Armlehne des Stuhles saß. »Ein Kompliment dem Koch!« Er griff nach der Weinflasche, während der Soldat Salz und Pfeffer vom Tablett nahm und auf den Tisch stellte. Beauvallet füllte den Becher mit Wein und hob ihn mit einem kleinen Lachen. »Sagt dem Koch, daß ich auf seine Gesundheit trinke!« rief er, als er den Becher an die Lippen setzte, als wolle er ihn mit einem Zug austrinken.
    Kaum hatte er den Wein gekostet, hielt er inne. Er senkte den Becher und verzog das Gesicht. »Meine lieben Freunde!« sagte er. »Was ist denn das? Wollt ihr mich vergiften? Was habt ihr mir denn da gebracht?«
    Die Soldaten starrten ihn an. »Señor, niemand denkt daran, Euch zu vergiften!« rief einer der Soldaten entsetzt.
    Sir Nicholas lächelte. »Das habe ich im Scherz gemeint. Aber ihr habt mir nichtsdestoweniger einen sehr üblen Tropfen gebracht. Bringt mir eine andere

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