Der tolle Nick
kämpfen? Und ich stehe hier und jammere! Und wage nicht, etwas zu tun!«
Er hielt inne und lauschte; Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, jeden Augenblick fürchtete er, hören zu müssen, wie man seinen Herrn wieder gefangennahm; er fürchtete, einen späten Nachtschwärmer oder, was noch schlimmer wäre, eine Wache auftauchen zu sehen.
Plötzlich erstarrte er und blickte ins Dunkel. Er hörte einen leichten Schritt, der immer näher kam. Joshua begann die Straße entlangzugehen, als zöge es ihn magisch dahin.
Näher und näher kamen die Schritte und holten ihn rasch ein. Seine Hand stahl sich an den Dolch, und er ging unbeirrt weiter. Wenn dies eine Wache war, war es ein Ende. Er wurde überholt, fühlte einen harten Griff an seiner Schulter und wandte sich blitzschnell mit gezücktem Dolch um. Eine Hand umklammerte sein Handgelenk.
»Der Teufel soll dich holen, Joshua! Kennst du deinen Herrn nicht?« zischte ihm Sir Nicholas zu.
Joshua sank beinahe in die Knie. »Herr! Ihr seid frei! Frei!« flüsterte er in höchster Erregung.
»Natürlich bin ich frei, Dummkopf! Steck den Dolch ein! Ein Pferd ist jetzt alles, was ich brauche!«
»Hab ich es nicht gesagt!« Joshua war außer sich vor Begeisterung. »Habe ich nicht gesagt, wonach mein Herr als erstes fragen wird! Ein Pferd wird er wollen! Joshua! Natürlich! Sie sind ganz in der Nähe, Herr, gesattelt und bereit.«
»Gott segne dich. Führ mich hin, die Jagd nach mir ist bereits in vollem Gange. Wir müssen uns heute nacht einen Vorsprung sichern.« Er lachte kurz auf. »Wirklich gute Arbeit! Wo ist Mylady?«
»Sie ist vor vier Tagen abgereist, und ihr Vetter, dieser Laffe, ist vorausgeritten.« Joshua führte Beauvallet mit raschen Schritten in eine kleine Seitengasse. »Ich sprach mit Mylady und bat sie, frohen Muts zu sein und uns zu vertrauen. Ich habe auch gesehen, wie sie zusammen mit der alten Dame Madrid verließ. Sie wollten unterwegs keine Zeit verlieren. Ihr könnt mir glauben, ich habe mich gut in der Stadt umgesehen. Wie seid Ihr freigekommen, Herr!«
Er erfuhr in kurzen Worten, wie alles verlaufen war, und rieb sich die Hände. »Ja, so macht man das! Jetzt wissen sie wenigstens, mit wem sie es zu tun haben! Wenn sie es nicht schon vorher gewußt haben. Aber, Herr, eines dürfen wir nicht vergessen! Was werden sie jetzt tun, nachdem Ihr geflohen seid?«
»Sie werden unverzüglich die Grenzen und die Häfen bewachen lassen«, sagte Sir Nicholas.
»Stimmt. Und wir sollen auf der Straße bis zur Grenze nach Burgos reiten?« Er schüttelte den Kopf. »Nun ja, wir dürfen den Mut nicht verlieren. Wir haben ja einen Vorsprung, und in Vasconosa werden sie uns nicht suchen.« Er war an einer Straßenecke stehengeblieben. »Ich gehe die Pferde holen.«
Er kam mit zwei hübschen kleinen Tieren zurück, die bereits gesattelt waren und zwei leichte Bündel hinter den Sätteln trugen.
»Stiefel!« forderte Sir Nicholas. »Hast du meinen Degen in Sicherheit gebracht?«
»Wie könnt Ihr an mir zweifeln, Herr?« fragte Joshua und öffnete eines der Bündel. »Hier sind Eure Stiefel. Ich habe an alles gedacht. Ich lasse mich durch nichts aus der Fassung bringen.« Er packte ein Paar Stulpenstiefel aus, fing die Schuhe auf, die Sir Nicholas von sich schleuderte und verstaute sie im Gepäck.
Sir Nicholas zog rasch die Stiefel an, befestigte die Sporen und schwang sich leichtfüßig in den Sattel. »Reiten wir los, mein lieber Joshua!« Er lachte, und Joshua sah, daß seine Augen funkelten. »Zur Abwechslung einmal ein Wettlauf ums Leben«, sagte er und gab seinem Pferd die Sporen.
Die beiden Wachen kamen keuchend in die Kaserne zurückgerannt, wo sie Cruza bereits aufgeregt erwartete. »Fort, Señor!« war alles was sie hervorbrachten.
»Ihr Narren! Ihr Dummköpfe! Er war in der Kutsche!«
»Er ist weg, Señor!«
»Heilige Jungfrau! Das ist Hexerei!« Er eilte ins Gebäude zurück, wo ihn sein Vorgesetzter erwartete. Man hatte Don Cristobal von seinen Fesseln befreit, doch war er immer noch etwas erschöpft, wenn auch gefaßt. Fragend hob er die Brauen.
»Señor, er war nicht mehr in der Kutsche, als die Wachen sie einholte. Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Hier ist Hexerei im Spiel!«
Don Cristobal lächelte verächtlich. »Ich würde einfach sagen, daß wir überlistet worden sind«, erklärte er mit scharfer Stimme. »Habt Ihr gedacht, er würde in der Kutsche sitzen bleiben und auf seine Verhaftung warten? Versammelt die
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