Der tolle Nick
»Ich glaube nicht. Ich vermute nicht. Sie hat ihn entschlossen abgewiesen. Vielleicht irren wir uns alle. Was sollte sich Beauvallet in Spanien erhofft haben?«
»Er hat sich selbst verraten!« mischte sich Aranda ein. »An jenem Abend, als ich ihm zum erstenmal begegnete, wagte er, seinen eigenen Namen auszusprechen. Erinnert Ihr Euch, Losa? Er sagte, daß El Beauvallet noch lachen würde, stünde er an seiner Stelle. Was für eine Unverschämtheit! Was für eine Frechheit! Mir fehlen die Worte!«
Perinat, besessen von seiner Idee, schnitt ihm das Wort ab. »Ihr vergeudet kostbare Zeit! Es gilt, den König zu informieren. Es liegt an Euch, Carvalho, ihn zu warnen!«
Don Rodriguez zögerte und wußte keine Antwort. »Wenn Ihr dies für klug haltet, Señores – ich bin da nicht ganz Eurer Meinung. Ich glaube nicht, daß ihn meine Nichte erhören würde. Sie versteht es, sich durchzusetzen, und sie vergißt niemals etwas. Señores, wenn Beauvallet hinter ihr her sein sollte, dann nur gegen ihren Willen.«
»Und gegen ihren Willen hat sie auch erklärt, ihn nicht zu kennen!« platzte Perinat heraus. »Dann ist das Mädchen verrückt!«
Losa hob die Hand, um Perinat zum Schweigen zu bringen. »Ich glaube, man sollte den König davon in Kenntnis setzen, daß sich Doña Dominica de Rada auf dem Weg nach Vasconosa befindet und Beauvallet ihr auf den Fersen sein könnte«, sagte er.
»Gut, Señor, einverstanden. Ich fürchte nur, damit die Zeit Seiner Majestät zu vergeuden«, erklärte Don Rodriguez widerwillig.
Er begab sich jedoch in den Alkazar und traf dort auf Don Cristobal de Porres, der gekommen war, dem König zu melden, daß die Suche nach El Beauvallet in Madrid ergebnislos verlaufen sei. Er stammelte seine Meldung hervor, so gut er konnte, und gab dem König zu verstehen, daß er selbst an wilde Geschichten dieser Art nicht glaube.
Philipp dachte einige Zeit nach. Dann sagte er: »Wenn die Dinge so liegen, erheben sich schwere Zweifel an Doña Dominicas Glaubwürdigkeit. Man muß dieser Sache nachgehen. Warum hat man uns nicht berichtet, daß Doña Dominica Madrid verlassen hat?«
Don Rodriguez beeilte sich, dem König zu versichern, daß er ihm diese Nachricht überbringen hätte wollen, als er von Beauvallets Flucht erfuhr.
Philipp sprach lange Zeit kein Wort. Langsam und methodisch erwog er jeden Schritt, dachte nach und wandte sich schließlich an Porres, der darauf brannte zu handeln. »Wir werden Euch mit dieser Aufgabe betrauen, Señor.«
Don Cristobal verneigte sich. »Ich danke Eurer Majestät. Ich werde sofort einen Trupp Soldaten nach Norden schicken. Gestattet mir, mich zu entfernen, Sire.«
Philipp bedeutete ihm zu gehen. Der Gouverneur küßte dem Monarchen die Hand und verließ rückwärts schreitend das Zimmer. Kaum war die Tür ins Schloß gefallen, so begann er, seine Anweisungen zu geben.
Nach einer halben Stunde stand eine Gruppe von Soldaten bereit, die den Auftrag erhielten, weder sich noch ihre Pferde zu schonen, um – koste es, was es wolle – vor Beauvallet in Vasconosa einzutreffen. Die Pferde müßten natürlich gewechselt werden, aber dazu gab es ja Poststationen, und sollten sie einmal keine finden, so hätten sie das Recht, sich im Namen des Königs auf anderem Weg Reittiere zu beschaffen.
Cruza, der darauf brannte, den Mann zu fangen, der ihm unter den Fingern entwischt war, wurde zum Anführer der Truppe ernannt und schwor, den Piraten in Ketten heimzubringen.
Cruzas Leuten sollte auf diesem wilden Ritt nach Norden nur wenig Rast gegönnt sein.
20
Die große Kutsche, die Dominica aus Madrid fort nach dem Norden bringen sollte, holperte, so schnell es ging, dahin. Sie wurde von vier Pferden gezogen, die bei jeder Poststation gewechselt wurden. Wenn sich Doña Beatrice einmal entschloß, sich in Bewegung zu setzen, dann mußte dies so rasch wie möglich geschehen.
Das Dach der Kutsche zierte ein Federbusch, die Seitenfenster konnten mit ledernen Vorhängen verhängt werden, und die Polsterung war mit rotem Samt bezogen. Die Kutsche war von der neuesten Bauart, mit einer Federung aus Lederriemen, wodurch die Unannehmlichkeiten der Reise gemildert wurden. Das Fahrzeug war geräumig genug, um nicht nur den beiden Damen, sondern auch ihren Kammerzofen und einer Anzahl von Koffern und Paketen Platz zu bieten. Hinter ihnen folgten Lakaien mit Packpferden, und neben dem Wagen ritt die Garde des Hauses in Uniform und verlieh dem Zug ein festliches Gepränge. Dominica
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