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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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entkommen.«
    Sir Nicholas hielt sich das Taschentuch an die Lippen und hustete. Immer noch hustend, versuchte er, so gut er es konnte, die Stimme des Gouverneurs zu imitieren. »Er ist wieder gefaßt. Der Hauptmann kennt meine Befehle.«
    Mit diesen Worten ging er an dem Lakaien vorüber, aber er spürte, daß der Mann überrascht war, ja vielleicht sogar Verdacht geschöpft hatte. Er durfte keinen Augenblick verlieren.
    Eine Kutsche mit einem Federbusch auf dem Dach und Vorhängen vor den Seitenfenstern stand bereit. Er stieg ein. »Ich komme zu spät. Fahr schnell!«
    Der Kutscher war in höchster Aufregung. »Señor, der Gefangene –«
    »Der Gefangene ist wieder in Verwahrung«, sagte Sir Nicholas. »Fahr los!«
    Der Kutscher nahm die Zügel in die Hände, Pferdehufe klapperten auf dem Pflaster, und die Kutsche bewegte sich langsam durch den Torweg auf die offene Ausfahrt zu.
    Der Lakai, der an der Tür gestanden war, lief ihnen nach.
    »Señor! Der Leutnant –«
    »Zum Teufel mit dem Leutnant!« sagte Sir Nicholas. »Fahr weiter!«
    Die Kutsche rumpelte aus der Ausfahrt und bog um die Ecke.
    Leutnant Cruza kam aus dem Haus gestürzt und sah den Wagen gerade noch um die Ecke biegen. »Was – der Gouverneur!« schrie er.
    Der Lakai kratzte sich verwirrt am Kopf. »Der Gouverneur wollte nicht warten. Er schien sehr in Eile zu sein. Und er war auch anders als sonst.«
    »Der Gouverneur wollte nicht warten?« wiederholte der Leutnant verständnislos.
    Aus dem Inneren des Hauses ertönten Stimmen. »Haltet den Mann! Haltet den Mann! Der Gouverneur ist hier, gefesselt und geknebelt. Haltet den Mann!«
    »Sangre de Dios! Er ist fort!« rief der Leutnant und rannte durch die Einfahrt zurück. »Bei eurem Leben, folgt der Kutsche!« schrie er die Wachen an. »Der Gefangene sitzt darin! Beeilt euch!«
    Aber als die beiden Soldaten die langsam dahinfahrende Kutsche einholten, war sie leer. El Beauvallet war verschwunden.

19
    Jenseits der Mauer, die den Garten des Gouverneurs umschloß, wartete Joshua im Schutz der Dunkelheit. In der einen Hand hielt er ein Seil, seinen Dolch hatte er griffbereit an der Seite. Von Zeit zu Zeit durchlief ihn ein Schauern, er erschrak beim kleinsten Geräusch, und eine streunende Katze brachte ihn nahezu aus der Fassung. Als er sich langsam wieder erholt und die Katze davonschleichen sah, ballte er seine Faust gegen sie: »Verdammtes Biest! Es macht dir wohl Spaß, mich zu erschrecken! Nur weil ich hier ruhig stehenbleiben muß, habe ich dich nicht erdolcht!« Die Katze verschwand über die Mauer. »Ja, ja, da kletterst du deinen üblen Geschäften nach«, sagte Joshua bitter. »Wenn nur ein Mann auch so leicht über eine Mauer klettern könnte! Das würde mir besser gefallen!«
    Er lauschte wieder, aber das einzige Geräusch, das er hören konnte, war das Rauschen der Blätter im Wind. »Ob er es wohl schafft?« murmelte Joshua. »Ich bin überzeugt davon. Aber ich muß zugeben, daß mir wohler wäre, wenn ich Euch schon sicher an meiner Seite wüßte, Herr. Ah! Was ist das?«
    Er horchte angestrengt, vernahm Stimmengewirr von der anderen Seite der Mauer, konnte jedoch nicht verstehen, was gesagt wurde. Eine Tür wurde zugeschlagen, Kies knirschte unter schweren Stiefeln, Waffen klirrten, Gemurmel ertönte. Eine Welle der Verzweiflung überlief ihn. Er überlegte, ob er seinen Posten nicht verlassen und irgend etwas tun, irgend etwas in Erfahrung bringen konnte. Auch wenn es Sir Nicholas gelungen sein sollte, aus seinem Gefängnis zu entkommen, durch den Garten gab es keinen Fluchtweg mehr, jetzt, wo man offenbar Wachen aufgestellt hatte. Und wie sollte man ihn warnen? Er rang in ohnmächtiger Verzweiflung die Hände. »O Gott, o Gott, nun geht alles schief! Ich bin sicher, daß Ihr Euch befreit habt, Herr, aber warum habt Ihr Euch so lange Zeit gelassen? Warum nur, warum? Ihr werdet in die Falle gehen! Der tolle Nick läßt doch sonst niemanden zuvorkommen! Welch ein Unglück! Er sitzt in der Falle! In der Falle!« Er blickte sich nach allen Richtungen um. »Ich muß ihn warnen – denk nach, Joshua, denk nach. Warum kann ich nicht über die Mauer springen wie eine Katze?« Er kaute verzweifelt an seinen Fingernägeln, blickte zur Mauer hinauf und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich kann nichts anderes tun, als zu warten. Aber wenn er losgekommen ist, was macht er denn dann? Wird er den Wachen im Garten in die Arme laufen? Unbewaffnet gegen ich weiß nicht wie viele Soldaten

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